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Der Piratenlord

Titel: Der Piratenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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sich ganz elend. Kein Wunder, dass er „ihresgleichen“ hasste. Kein Wunder auch, dass es ihm so schwer fiel, ihr zu vertrauen.
    Trotzdem war sein Misstrauen nicht ganz gerechtfertigt. Sie würde niemals ihr Kind verlassen, wie auch immer ihre Familie dazu stehen mochte. Sie verstand nicht, wie Eustacia das hatte tun können.
    „Hat er sie jemals zu finden versucht, um ihre Seite der Geschichte zu hören?“ fragte sie.
    „Wenn ja, dann hat er es mir nicht erzählt. Aber das wäre auch kaum möglich gewesen. Sein Vater ging mit ihm nach Amerika, als er noch ganz klein war. Er wollte mit dem Kind neu anfangen. Doch seine Frau quälte ihn noch immer, und er ertränkte seinen Kummer in vielen Nächten im Alkohol. Gideon hat mir mal gesagt, dass sie während seiner Kindheit in
    fünfzehn verschiedenen Städten gelebt hätten. Wegen seiner Trunksucht konnte sein Vater keine seiner Anstellungen als Lehrer halten.“
    Das erklärte, warum Gideon sich so verzweifelt gewünscht hatte, sich auf Atlantis niederzulassen. Er hatte nie ein Zuhause gehabt, und er war entschlossen, Atlantis zu seiner Heimat zu machen. Er sehnte sich nach einem Ort, an dem er sich geborgen fühlte, und jemand, dem er etwas bedeutete, obwohl er das vermutlich nie offen zugeben würde.
    „Warum ist er zur See gegangen? Weil sein Vater ihn geschlagen hat?“
    Silas schüttelte den Kopf. „Er hatte keine Wahl. Sein Vater trank sich zu Tode, als Gideon dreizehn war, und Gideon ging zur See, um nicht zu verhungern.“
    „Mit dreizehn?“ Ein entsetzlicher Schmerz drohte, sie zu überwältigen. Mit dreizehn war sie von einer liebevollen Mutter und einem freundlichen Stiefvater verwöhnt worden. Sie hatte alles bekommen, was sie sich wünschte, während Gideon sich in der Kälte auf einem Schiffsdeck zusammengekauert, Botengänge gemacht und anderen Besatzungsmitgliedern die Stiefel geputzt hatte.
    Ihr Gesicht musste ihre Gefühle widergespiegelt haben, denn Silas' Stimme war sanft, als er ihr antwortete: „Es war nicht ganz so schlimm, Mädchen. Die Arbeit als Kabinensteward hat ihn erwachsen werden lassen, und das war ganz in Ordnung, meinen Sie nicht auch?“
    Tränen stiegen ihr in die Augen, und sie drehte den Kopf weg, um sie zu verbergen. Es quälte sie, dass sie Gideon grundlos der Grausamkeit bezichtigt hatte. Wenn jemand Grausamkeiten erfahren hatte, dann war er es gewesen.
    Er war roh. Zwar hatte er sie alle gegen ihren Willen gekapert, und das lastete sie ihm auch noch immer an. Doch er hatte es in der guten Absicht getan, eine Kolonie zu gründen, deren Menschen in Frieden miteinander lebten, einander achteten und das Eigentum des anderen nicht antasteten.
    Sie hatte ja schon gesehen, wie gut er seine Leute führen konnte. Er hörte immer beide Seiten an und regelte Streitigkeiten gerecht. Gideon hatte sein Versprechen gehalten, dass die Frauen respektvoll behandelt würden, und er hatte diese Regel mit eiserner Hand durchgesetzt.
    Als sie ihren Unterricht fortsetzen wollte, hatte er sie mit seiner Zustimmung verblüfft. Er hatte sogar in seinem erst halb fertigen Haus geschlafen und seine Kajüte und sein bequemes Bett Molly, die kurz vor der Niederkunft stand, und ihrer Tochter Jane zur Verfügung gestellt.
    Er war bei weitem nicht der entsetzliche, bösartige Mann, für den sie ihn anfangs gehalten hatte. Und das machte ihn für sie noch weit gefährlicher.
    „Sie mögen ihn, nicht wahr, Sara?“ unterbrach Silas ihre Gedanken.
    Sie wischte sich die Tränen fort und nickte zögernd. „Aber er hasst mich, weil ich eine englische Adlige bin wie seine Mutter.“
    „Nein.“ Silas Stimme klang freundlich. „Gideon mag zwar verbittert sein, dumm ist er jedoch nicht. Er kann eine gute Frau erkennen. Ich vermute, dass er Sie auf seine Art mag.“ „Aber warum hat er mir dann nichts von ihr erzählt?“ sprudelte Sara heraus. Es verletzte sie, dass er ihr nicht genug, vertraut hatte. „Er hat mir von seinem Vater erzählt, doch er hat sich geweigert, über seine Mutter zu sprechen, auch nachdem wir . ..“ Sara brach den Satz errötend ab. „Weil er glaubt. . . dass ich wie sie bin, nicht wahr? Er ist der Ansicht, dass mir meine Familie und die Privilegien, die ich in London genossen habe, am wichtigsten sind. Deshalb will er mir nichts anvertrauen.“
    „Das stimmt nicht. Vielleicht hat er das anfangs geglaubt, doch jetzt nicht mehr. Dessen bin ich mir ganz sicher. Er hält Sie für das, was Sie sind.“
    „Und das wäre?“
    „Die

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