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Der Piratenlord

Titel: Der Piratenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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auf. Leise fluchend warf er das Brett und den Stein beiseite. Verflucht sei diese Frau und ihr Zögern. Kalte Bäder waren ihm nun schon zur Gewohnheit geworden. Er ging erregt zu Bett und wachte genauso erregt wieder auf.
    Dass es mit Sara so schwer sein würde, hatte er nicht gedacht. Er hatte schon Monate ohne eine Frau auf See verbracht, und dabei hatte er sich nie so elend gefühlt wie in den vergangenen drei Wochen. Doch es war etwas ganz anderes, seine einsamen Tage auf dem Meer zu verbringen, als sich ständig in Gesellschaft der einzigen Frau aufzuhalten, die er haben wollte und nicht berühren durfte. Er musste an sich halten, sie nicht zu packen und zu küssen, wenn er sie abends an ihrer Kabinentür verließ.
    Aber sie zu verführen kam nicht infrage. Er musste an seinem Plan festhalten und hoffen, dass sie vor Ende des Monats einlenken würde.
    Er stand auf, reckte sich und drehte sich um, um das Brett wieder aufzuheben. Da sah er sie im Hauseingang stehen - mit erschrockenem Blick und einem leeren Eimer in der Hand. „Was machst du denn hier?“ sprudelte sie hervor.
    Ihre Verwirrung ließ ihn lächeln. „Hast du vergessen, dass dies mein Haus ist?“
    „Ja, aber Silas sagte . . .“ Sie sprach nicht weiter, blickte auf den Eimer herab und murmelte: „Verflucht sei dieser Einmischer!“
    „Welcher Einmischer?“
    „Silas, dieser elende Lügner. Er sagte mir, du würdest diesen Eimer benötigen. Er bat mich, ihn hierher zu bringen und sagte, du seist mit Barnaby zum Fischen gegangen. Er hat wohl nur deshalb gelogen, um uns zusammenzubringen.“
    Ich danke dir, Silas, dachte Gideon. Er ging ihr einen Schritt entgegen, freute sich, dass sie nicht wie heute Morgen wieder davonlief, und überlegte, was er sagen könnte, um sie zum Dableiben zu bewegen. „Warum sollte Silas uns zusammenbringen wollen? So etwas hat er ja noch nie getan.“ Ihre Reaktion überraschte ihn. Sie errötete tief. „Weil er und ich . . . uns über dich unterhalten haben.“ Sie hob den Kopf und sah ihm in die Augen. „Wir sprachen von deiner Mutter.“ Gideon erstarrte. Die Freude über ihre Anwesenheit verschwand sofort. Silas hatte ihr von seiner Mutter erzählt? Dieser verdammte alte Narr. Wenn er ihn zu fassen bekäme, würde er ihm jedes einzelne Barthaar ausreißen. Wie konnte er so etwas wagen?
    Verstimmt drehte Gideon sich um, nahm den Schleifstein und den Krug mit Sand und ging in den anderen Raum hinüber, sein Schlafzimmer. Sie hatte ihn noch nie betreten, und er hoffte, dass sie es auch jetzt nicht wagen würde. Das Letzte, über das er mit Sara sprechen wollte, war seine treulose Mutter.
    Doch Sara folgte ihm ganz bedenkenlos. „Er hat mich doch nicht angelogen, oder? Ist deine Mutter wirklich eine englische Adlige? Die Tochter eines Duke?“
    „Ja.“ Gideon ging zum Fenster und blickte starr hinaus. „Hat Sie dich und deinen Vater wirklich verlassen?“ Gideon stöhnte auf. Verflucht noch mal. Er umfasste den Schleifstein so fest, dass die Knöchel seiner Hand weiß hervortraten. Er fühlte Saras Mitleid. Deshalb hatte er ihr ja auch nichts erzählt. Er wollte nicht, dass sie ihn bedauerte, wenn er sich ganz andere Gefühle von ihr wünschte.
    „Hat sie?“ wiederholte Sara.
    Der Stein donnerte zu Boden, als Gideon sich ihr zuwandte. „Ja.“
    Wie erwartet, sah sie erschrocken aus. Aber auch Mitleid spiegelte sich in ihren Augen, vor dem er zurückzuckte.
    „Hast du sie jemals gesucht?“ fragte Sara. „Vielleicht hat sie es später bereut. Womöglich . . .“
    „Glaub mir, sie hat es nicht bereut.“
    „Woher weißt du das?“
    „Ich weiß es einfach.“
    „Ach, nur weil sie dich einmal verlassen hast, hast du sie aus deinem Leben verbannt und niemals . . . “
    „Sie hat einen Brief geschickt.“ Der Schmerz überfiel ihn und drohte, ihn zu überwältigen. Eigentlich sollte er das Ganze doch mittlerweile überwunden haben. Warum tat es denn dann noch immer so weh? Er sprach weiter, weil er wusste, dass Sara erst Ruhe geben würde, wenn sie alles wusste.
    „Als ich zehn war, erkundigte ich mich beim britischen Konsulat nach ihr. Ich wusste nur ihren Vornamen, daher dachten sie, dass ich log . . . oder dass mein Vater mich belogen hatte, als er mir von ihr erzählt hatte. Sie haben mir unmissverständlich mitgeteilt, dass eine englische Lady niemals mit ihrem Lehrer durchbrennen würde.“
    Er war für diesen Besuch beim Konsulat von seinem Vater noch härter als sonst geschlagen worden. Der

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