Der Piratenlord
anderen. “
„Dann hat sie wohl keine persönliche Beziehung zu ihm?“
„Nicht, dass ich wüsste.“
Er entspannte sich. Wenigstens musste er sich darüber keine Sorgen machen.
Sie blickte zu ihm auf. „Warum?“
„Ach nichts.“ Er hatte fertig gegessen, und es war längst Zeit, dass die Frauen nach unten geschickt wurden. Seine Männer wurden langsam ruppig, und es würde nicht mehr lange dauern, bis einige die Frauen zu sehr bedrängten, was den gerade geknüpften Beziehungen nicht gut tun würde.
Als er Ann den leeren Teller reichte, sagte er: „Entschuldige, aber ich muss mich um einiges kümmern. Danke für deine Gesellschaft.“
Sie lächelte ihn so strahlend an, dass er Hargraves fast beneidete. Doch das Gefühl verging schnell. Obwohl er sich eine nette und ruhige Frau wünschte, hatte Ann eine Spur zu wenig Temperament.
Gideon ging über das Deck zu Barnaby, der ein dünnes Mädchen umwarb. „Es wird Zeit, dass die Frauen nach unten gehen. Lass dir von Miss Willis helfen.“ Als Gideon sie an Deck suchte, entdeckte er sie zu seinem Ärger in lebhaftem Gespräch mit einer großen Gruppe Frauen. Erst Peter Hargraves, und nun die Frauen. Konnte Sara denn das Intrigieren nie lassen?
Barnaby wollte schon gehen, als Gideon ihn aufhielt. „Warte, ich habe es mir anders überlegt. Mach es ohne Miss Willis. Ich werde mich um sie kümmern.“
„Oh?“
„Ich werde sie in deine Kabine bringen. Du kannst in den nächsten zwei Tagen bei Silas schlafen.“
„Das wird ihr nicht gefallen.“
Gideon warf ihm einen finsteren Blick zu. „Mich interessiert nicht, was ihr gefällt. Wenn sie die Nächte weiter mit den Frauen verbringt, wird sie noch eine Meuterei anzetteln. Ich möchte sie an einem Ort haben, wo ich ein Auge auf sie haben kann.“
Ein durchtriebenes Lächeln huschte über Barnabys Gesicht. „Ist das er einzige Grund, warum sie sich in meiner Kabine aufhalten soll, die Ihrer ja genau gegenüberliegt?“
„Der einzige Grund“, herrschte Gideon ihn an. Zum Teufel mit dem englischen Bastard. „Ich sage ihr das jetzt. Warte, bis ich sie in die Kabine gebracht habe, ehe du die Frauen hinunterschickst. “
„Wenn Sie Miss Willis ohne Erklärung fortbringen, werden die Frauen den Grund dafür wissen wollen. Sie verlassen sich auf ihre Hilfe.“
Das war genau das Problem. „Erzähl ihnen, was du willst, aber mach sie nicht wütend. Doch was immer sie denken mögen, sie wird in deiner Kabine bleiben.“ Damit ließ er seinen Ersten Offizier stehen.
Die Frauen stoben auseinander, als Gideon sich ihnen näherte, und das hielt er für ein schlechtes Zeichen. „Was brüten Sie denn nun schon wieder aus?“
„Wie bitte?“ fragte Sara unschuldig.
Doch er traute ihr nicht. „Ja, mit den Frauen. Sonst wären sie ja nicht davongelaufen, als ich kam.“
Sie warf den Kopf zurück. Der Wind blies ihr einige Strähnen ins Gesicht. „Wir haben nur darüber gesprochen, wann wir morgen mit dem Unterricht beginnen sollen. Sie rennen davon, weil sie Angst vor Ihnen haben.“
Das konnte er kaum leugnen, weil er ja gerade Ann Morris' Reaktion auf sich erfahren hatte. Die Vorstellung, dass die Hälfte der Frauen ihn fürchtete, hob seine Laune nicht. Er schob die Daumen in seinen Gürtel und warf Sara einen kühlen Blick zu. „Und Sie?“
Ihre Augen glitzerten im Laternenlicht. „Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich nichts fürchte und schon gar nicht Sie.“
Er trat näher zu ihr und senkte die Stimme. „Wirklich? Dann wird es Ihnen ja nichts ausmachen, in der Kabine gegenüber meiner zu schlafen.“
Sekundenlang stand ihr die Angst ins Gesicht geschrieben, bevor sie sich wieder fasste. „Was soll das heißen?“
Er freute sich, dass er sie in Unruhe versetzt hatte, nahm ihren Arm und führte sie zum Achterdeck. „Sie werden Ihre Nächte in Barnabys Kabine verbringen, bis wir Atlantis erreichen.“ Als sie ihn entsetzt anschaute, fügte er hinzu: „Keine Angst, Barnaby schläft bei Silas. Sie werden seine Kabine für sich allein haben.“
„Aber warum? Ich möchte unten bei den Frauen bleiben!“ „Ich weiß. Sie beabsichtigen, Sie zur Flucht oder Rebellion oder etwas anderem Sinnlosen zu verleiten.“ Er drängte sie durch den Eingang zu dem Kabinenbereich unter dem Achterdeck und ließ sie dann los. „Ich führe ein ordentliches Schiff und möchte nicht, dass Sie einen Aufruhr an Bord anzetteln. Die Männer und Frauen kommen gut miteinander aus, und so soll es auch
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