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Der Piratenlord

Titel: Der Piratenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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gewöhnt. Wenn sie in London am Arm eines Mannes gegangen war, hatte sie nur den Stoff seiner Kleidung gefühlt.
    Jedes Mal, wenn Gideon einen Muskel anspannte, spürte sie das, und seine Haut strahlte eine Hitze aus, die erst ihre Finger wärmte, dann ihren Arm und sich schließlich in ihrem ganzen Körper ausbreitete. Ach, sie wünschte sich so sehr, sie hätte ihre Handschuhe nicht auf der Chastity zurückgelassen.
    Schweigend spazierten sie eine Weile nebeneinander her. Sie kamen an einem Piraten vorbei, der die Messingbeschläge der Ankerwinde polierte, doch als Sara versuchte, ihm ins Gesicht zu sehen, um festzustellen, ob er Petey war, klemmte Gideon ihre Hand fester in seine Armbeuge.
    „Sara, was kann eine Dame wie Sie dazu bringen, mit der Chastity zu fahren? Warum haben Sie so eine harte und gefährliche Reise auf sich genommen?“
    „Sie wurde erst gefährlich, als Sie und Ihre gierigen Piraten auftauchten“, erwiderte sie spitz.
    „Ich kann Ihnen versichern, dass es viel gefährlicher geworden wäre, wenn sie weiter auf der Chastity geblieben wären. Schon viele Schiffe sind in den rauen Gewässern des Kaps untergegangen, auch ein oder zwei Sträflingsschiffe. Dass eine Frau Ihres Standes sich für eine Gruppe armer Unglücklicher in Gefahr begibt, macht die Angelegenheit noch seltsamer.“ Sein Ton wurde schärfer. „Wenn es nur um die Unterhaltung gehen würde, hätte sich doch die Tochter eines Earl auf den zahlreichen Bällen genügend amüsieren können.“
    Meine Güte, was für eine Idee! Wie konnte er so etwas annehmen, da er sie doch überhaupt nicht kannte!
    Sie ließ seinen Arm los, ging von Gideon weg und trat an die Reling. Dass dieser große Mann hinter ihr stand, beunruhigte sie sehr. „Wie meine Mutter habe auch ich mein Leben lang für Reformen gekämpft. Ihr Leitsatz war: ,Nur eine mitleidige Seele kann die Dinge verbessern. 1 Und nach diesem Motto habe auch ich so gut wie möglich gehandelt.“
    Sara umfasste ihr Medaillon. Ihre frühesten Erinnerungen waren, dass sie Gefangenen Körbe mit Nahrungsmitteln gebracht hatten und dass sie bei der Herstellung von Steppdecken für die Armen das Nähen erlernt hatte.
    „Und Ihr Vater?“ fragte Gideon.
    „Mein richtiger Vater starb im Schuldgefängnis, als ich zwei Jahre alt war.“
    Betroffen schwieg Gideon. Als er nach einer Weile wieder sprach, klang echtes Mitgefühl in seiner Stimme. „Das tut mir Leid.“
    „Ich habe ihn nie kennen gelernt, doch meine Mutter hat ihn sehr geliebt. Nach seinem Tod wollte sie nur noch das Leben der Leidenden verbessern. Obwohl sie wenig Geld und noch geringere Zukunftsaussichten hatte, hat sie sich bei den Behörden für Gefangene eingesetzt und Gesuche an das Oberhaus geschickt, damit ungerechte Gesetze geändert wurden. Bei dieser Gelegenheit hat sie Lord Blackmore, meinen Stiefvater, kennen gelernt und ihn geheiratet.“
    Gideon stellte sich neben Sara und lehnte sich an die Reling. „Und er hat ihren guten Taten ein Ende gesetzt, nicht wahr?“ Sie sah ihn an, doch er hatte den Blick starr auf das glitzernde Wasser des Meeres gerichtet.
    „Nein“, sagte sie sanft. „Er hat ihre Reformbemühungen bis zu ihrem Tod unterstützt.“ Sie fuhr mit den Fingern über die glänzende Reling. „Sie nahm mich immer mit und vermittelte mir den Glauben, dass die Menschen sich von einer ungerechten Welt befreien können, wenn sie es nur versuchen. Und ich bin einfach ... in ihre Fußstapfen getreten.“ Sie lächelte. „Da sie und mein Stiefvater nun tot sind, halte ich es für meine Pflicht, nach ihrem Lebensgrundsatz zu handeln.“
    „Bedeutet dies auch, dass man eine junge Frau von Stand mit Dieben und Mördern auf Reisen schickt?“
    Sie wandte sich ihm zu und sah ihm in die Augen. „Eben haben Sie die Leute noch ,arme Unglückliche“ genannt.“ Das Lächeln, das über sein Gesicht huschte, ließ seine Züge ein wenig weicher erscheinen. „Wirklich? Dennoch verstehe ich nicht, warum Ihr Stiefbruder solch ein riskantes Unternehmen gutheißen konnte, auch wenn es für einen guten Zweck war. “
    „Das hat er ja auch nicht.“ Wolken waren aufgezogen und schoben sich jetzt vor die Sonne. „Er hat versucht, mich davon abzuhalten. Doch das war natürlich zwecklos. Ich bin alt genug, zu tun, was mir beliebt, mit oder ohne seine Erlaubnis, und so musste er sich schließlich damit abfinden.“
    Gideons Lächeln verschwand. „Das scheinen Sie sich ja wohl zur Gewohnheit gemacht zu haben.“ Er

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