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Der Piratenlord

Titel: Der Piratenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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stand mit amüsierter Miene oben auf der Leiter zum Achterdeck.
    „Mich kann nichts, was sie sagt oder tut, mehr überraschen.“ Gideon konzentrierte sich wieder auf das Steuerrad. Er würde sich Sara überhaupt nicht mehr nähern, jedenfalls nicht, wenn er sich so wie jetzt fühlte. Sollte sich Barnaby heute doch um sie kümmern.
    „Vielleicht nicht, doch man kann sich trotzdem Gedanken darüber machen. Du hast mehr Bildung als ich, aber ist Lysistrata nicht das Drama, in dem die Frauen sich so lange ihren Ehemännern verweigern, bis diese den Krieg beenden?“
    Stöhnend klammerte sich Gideon ans Steuerrad. Lysistrata gehörte zu den Werken der Literatur, mit denen sein Vater ihn geplagt hatte, kaum dass er hatte lesen können. „Ja. Aber erzähl mir nicht, dass sie ihnen das beibringt. Das ist Griechisch, um Himmels willen. Selbst wenn sie es so gut kennt, dass sie es rezitieren kann, werden sie kein Wort davon verstehen.“
    „Sie kennt es so gut, dass sie imstande ist, ihnen eine freie Zusammenfassung zu geben. Als ich fortging, erzählte sie ihnen begeistert die Geschichte.“
    Barnaby übernahm das Steuerrad, als Gideon es ihm fluchend überließ. „Ich hätte sie geknebelt und gefesselt nach England zurückschicken sollen“, grollte er auf dem Weg zur Leiter.
    Während er hinabstieg, hörte er Sara eifrig sprechen. Lächelnd hörte er sich ihre Version des Stückes an, bei der sie viele phallische Wortspiele einfach ausließ. Nur Sara konnte Lysistrata, das unflätigste aller griechischen Dramen, in eine keusche Geschichte verwandeln.
    Mit wieder ernster Miene ging er ganz hinunter. Sara war umringt von ungefähr dreißig Frauen und Kindern, die ihren Worten begierig lauschten. Wie schaffte sie es bloß, diese Frauen, die die schlimmste Seite des Lebens kennen gelernt hatten, so zu fesseln? Sie vertrauten ihr und waren bereit, mit ihr alle möglichen Schwierigkeiten durchzustehen. Doch das würde er nicht noch einmal zulassen. Alles lief gut, und sie würde das nicht mit ihrer ständigen Aufhetzerei gefährden.
    Als er näher trat, drehte Sara sich um. Sofort errötete sie schuldbewusst, was ihm ihre Absichten verriet.
    „Guten Abend, meine Damen“, sagte er eisig. „Der Unterricht ist für heute beendet. Warum gehen Sie nicht alle an Deck und schnappen eine bisschen frische Luft?“
    Empört blickte Sara ihn an. „Sie haben kein Recht, meinen Unterricht zu beenden, Captain Horn. Wir sind noch nicht fertig. Ich erzähle ihnen gerade eine Geschichte . . .“
    „Ich weiß. Es dreht sich um Lysistrata." Zuerst sah sie ihn überrascht, dann hochnäsig an. „Ja, Lysistrata “, sagte sie mit honigsüßer Stimme, die ihn nicht täuschen konnte. „Sie haben doch bestimmt nichts dagegen, wenn ich die Frauen mit den großen Werken der Weltliteratur vertraut mache, Captain Horn.“
    „Kaum.“ Er stützte die Hände in die Seiten. „Aber glauben Sie nicht auch, dass Aristophanes die Auffassungsgabe Ihrer Schülerinnen ein wenig übersteigt?“
    Er freute sich über ihre schockierte Miene. Doch sie fing sich schnell wieder und richtete sich kerzengerade auf. „Was wissen Sie denn schon von Aristophanes?“
    „Man muss kein englischer Lord sein, um in der Literatur bewandert zu sein, Miss Sara. Ich kenne die Schriftsteller, von denen ihr Engländer so angetan seid. Jeder von ihnen wäre eine bessere Wahl als Aristophanes.“
    Als sie ihn wenig überzeugt anschaute, kramte er in seinem Gedächtnis nach passenden Versen.
    „Sie erzählen ihnen etwas über Lysistrata, und dabei sollten Sie ihnen lieber sagen: .Dein Ehemann ist dein Herr, dein Erhalter, / Dein Licht, dein Haupt, dein Fürst, / Er sorgt für dich / Und deinen Unterhalt, gibt seinen Leib / Mühsel'ger Arbeit preis zu Land und Meer.“ Ihre Überraschung über seine Shakespeare-Kenntnisse verging, sobald sie die Stelle erkannte, die er zitiert hatte.
    Saras Augen glitzerten, als sie auf ihn zukam. „Wir sind noch nicht Ihre Frauen. Und Shakespeare hat auch gesagt: ,Klagt Mädchen, klagt nicht Ach und Weh, / Kein Mann bewahrt die Treue. / Am Ufer halb, halb schon zur See / Reizt, lockt sie nur das Neue.““
    „O ja, Viel Lärm um nichts. Doch sogar Beatrice ändert am Schluss ihre Meinung. Ich glaube, Beatrice sagt: ,Leb wohl dann, Mädchenstolz, auf immerdar / Mich lüstet nimmermehr nach solchen Preisen. / Und Benedict, lieb immer: So gewöhn ich / Mein wildes Herz an deine teure Hand.“
    „Man hat sie mit einem Trick dazu gebracht,

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