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Der Planet des Todes

Der Planet des Todes

Titel: Der Planet des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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wieder herunter –, und da tappte noch ein Schritt, ein zweiter, ein dritter – Teufel auch! Die Laute, die ich für Schritte gehalten hatte, waren durch das rhythmische Anschlagen einer Riemenschnalle dicht an meinem Ohr verursacht worden. Beschämt wandte ich mich wieder um. Da stiegen hinter den Gebäuden drei rote Flammen hoch, eine nach der andern. Sie blieben eine Zeitlang in der Luft hängen und glitten dann langsam, einen Schweif purpurfarbener Funken hinter sich herziehend, zu Boden. Ich eilte weiter. Es dauerte nicht lange, da sah ich Arsenjew auf einer elliptischen Bodenerhebung stehen.
    „Hier scheint es zu sein“, sagte er. Wir bogen seitlich ab und kamen zu dem Eingang eines flachen Tunnels. Seine Öffnung war mit kurzen Dornen gespickt und erinnerte an einen Haifischrachen. Es war dunkel. Arsenjew schaltete seinen Reflektor ein, und wir stiegen hinein. Der Weg führte in schrägen Spiralwindungen immer tiefer unter die Oberfläche. Er schien kein Ende zu nehmen. Von Zeit zu Zeit sahen wir die ovalen Mündungen anderer Tunnels in den Wänden. Arsenjew blickte dann nur auf die Skala des Induktionsapparates. Wir folgten unverwandt der Spur der unsichtbaren Leitung. Plötzlich gab der Boden unter uns einen anderen Ton von sich. Wir gingen über Metall. Drei dicke Rohre verliefen von einer Wand zur anderen und versperrten uns den Weg. Durch einen Spalt dazwischen sickerte ein ungewisser Lichtschein. Nur mit Mühe konnten wir uns hindurchzwängen. Ich richtete mich als erster auf und mußte geblendet die Augen zukneifen.
    Vor uns lag eine lichtüberflutete schräge Rampe. Nach einigen Dutzend Schritten standen wir in einem Saal von ungeheuren Ausmaßen. Die Decke fluoreszierte in einem ständig wechselnden grünlichen Glanz wie die sonnenbestrahlte Oberfläche des Meeres. Das Leuchten wurde gleichmäßig stärker und wieder schwächer. Der Saal war rund und durch Vorsprünge an beiden Seiten in zwei Hälften geteilt. In dem hellen Lichtschein konnte ich feststellen, daß eine Wahrnehmung, die ich bereits im Tunnel gemacht hatte, nicht auf Täuschung beruhte. Die dünne Glasur an den Steinwänden bewies, daß hier einmal eine unerhörte Glut geherrscht haben mußte. Unter den Vorsprüngen lagen teilweise zerschmolzene Walzen aus einer weißen Masse, die an Porzellan erinnerte. Von der Decke hingen aus Löchern, in denen noch abgebrochene und abgeschmolzene Röhren steckten, Dutzende von zerrissenen Leitungen herab. Einige führten zu den Walzen und zu einem Höcker, genau in der Mitte der Decke, von dem strahlenartig Hörner ausgingen, die in Kugeln endeten. Aber nicht dieses Chaos rätselhafter Einrichtungen war die Ursache, daß wir gleich am Eingang wie versteinert stehenblieben: An der anderen Seite des Saales glitten über eine große konkave Wandfläche schillernde blau und weiß leuchtende Schlangenlinien, die sich hier und da zu Bündeln vereinigten, aufflakkerten und nach verschiedenen Richtungen auseinanderliefen wie belebte Schichtenlinien einer großen Karte.
    Es war eine Karte, eine große, bewegliche Karte.
    Als ich sie genauer betrachtete, bemerkte ich, daß sich hinter ihrer glasigen Fläche eine lichterfüllte Tiefe ausdehnte, die voll leuchtender kleiner Funken und großer, von innen erhellter Kugeln war, die sich um ihre Achse drehten, sich entfernten und sich wieder näherten, ihre Bahnen kreuzten und sich gegenseitig anstrahlten.
    Arsenjew stand neben mir. Ich hörte seinen hastigen Atem. Vor uns kreisten Gestirne auf ihren Bahnen, zerstoben Sternenhaufen, große dunkle Nebelflecke verdeckten pulsierende Sternenscharen. Dort, wo das Licht nur noch Dämmerung war, stiegen ganze Gruppen von Gestirnen empor und versanken wieder. Von Zeit zu Zeit durchzuckte ein greller Strahl den Raum, als verfolgte er einen der Planeten. Die Karte der Venus aber zog langsam, schwerfällig, gleichgültig vorüber. Die Umrisse unbekannter Kontinente wurden sichtbar.
    Es war sehr heiß in dem weiten Raum. An der Decke flammte das Licht auf und verblaßte wieder. Auf dem Fußboden verschwammen oder verschärften sich im gleichen Rhythmus unsere Schatten.
    „Wo sind wir eigentlich?“ Ich zögerte. „Ist das ein Planetarium?“
    Der Astronom ging langsam und schweigend auf die Mitte des Saales zu. Hinter einem der beiden Vorsprünge öffnete sich ein runder Gang. Auf eine kurze Strecke war sein Boden von dem Licht, das aus dem Saal hereinfiel, erleuchtet. Arsenjew hatte bereits die Mitte des Raumes

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