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Der Planet des Todes

Der Planet des Todes

Titel: Der Planet des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Hinter den Steuerflächen schoß eine Feuersäule, heller als die Wolken, hervor. Ich sprang von einem Stamm zum andern, lief über gläserne Brücken und setzte über leuchtende Grabenbrüche. Das Motorengedröhn steigerte sich zu einem ohrenbetäubenden Donnern, wurde leiser und verstummte. Die Rakete ging bis auf eine gefahrvoll geringe Höhe herab. Ich blickte geradeaus und konnte noch im letzten Augenblick vor einigen Kristallen zur Seite springen, die wie Degen in die Luft ragten. Dann versperrte mir ein Dickicht von gläsernen Adern den Weg. Ich versuchte, es im Sprung zu nehmen, stürzte, rappelte mich auf, der Schweiß rann mir in die Augen, ich wollte in das Mikrophon rufen; mir fehlte der Atem – eine Scherbe rutschte mir unter den Füßen weg, ich verlor das Gleichgewicht und stürzte wieder. Ich riß mich hoch, wollte blindlings auf das nächste Hindernis losstürmen–als dicht an meinem Ohr eine leise, ironische Stimme ertönte: „Ruhig … Pilot!“
    Es war nicht das Radio, das sich gemeldet hatte, sondern eine innere Stimme, die mich plötzlich stehenbleiben ließ. Hier gab es keinen Weg aus dem Irrgarten. Ich mußte umkehren und begann wieder zu laufen. Als ich hörte, daß das Dröhnen der Motoren ständig schwächer wurde, drehte ich mich um.
    Die Rakete verschwamm wie ein Gespenst in den Wolken. Das Brausen der Motoren ging in ein immer leiseres, immer entfernteres Brummen über. Nach einer Weile erreichte mich kein Ton mehr. Nur mein keuchender Atem im Innern des Helmes wurde lauter und lauter. Die Kopfhörer schwiegen weiterhin. Ringsum leuchteten die schönsten und klarsten blauen, gelben, goldenen und himbeerfarbenen Kristalle. Es war still geworden, völlig still …
    Ich ließ mich auf einem flachen Bruchstück nieder und wartete, wartete fünf, zehn, fünfzehn Minuten. Träge und unentwegt in gleicher Richtung zogen die Wolken ihre Bahn. Von dem angestrengten Emporstarren in diese durchdringende Helle füllten sich die Augen mit Tränen. Langsam liefen sie mir über die Wangen; es waren nicht nur unwillkürliche Tränen … Das ist das Ende, dachte ich, und sofort antwortete mir die gleiche Stimme wie vorher: Und wenn es so wäre, was tut es?
    Richtig! – Ich biß die Zähne zusammen und erhob mich. Ehe ich weiterging, blickte ich auf den Kompaß. Bei dem tollen Lauf hatte ich jede Orientierung verloren. Die Radioaktivität war hier etwas geringer als in der Nähe des gläsernen Walles. Im Helm glomm nur ein roter Punkt. Ich stand inmitten hoher, buschiger Kristalle. Einer war zur Seite gestürzt. Auf seiner rauhen, körnigen Oberfläche, fast in der Mitte zwischen den violett bis glutrot schillernden Rändern, lag genauso ein silbernes Kügelchen, wie sie im Innern der glasigen Masse eingeschmolzen waren. Es schien aus einem silberähnlichen Metall zu sein und sah wie ein erbsengroßer, etwas abgeplatteter Tropfen aus. Eigenartigerweise lag es nicht auf dem Bruchstück des kristallinischen Strauches, sondern schwebte, als wäre es aufgehängt, einige Millimeter darüber. Ich näherte mich und blieb wie angewurzelt stehen: Das silbrige Körnchen zitterte! Es wandte mir seine etwas spitz zulaufende Seite zu, an der ein Fünkchen aufblitzte – nein, es war ein haardünnes Drähtchen, das sich hervorschob. Gleichzeitig erklang in meinen Kopfhörern ein abgerissener kurzer Ton. Mit angehaltenem Atem betrachtete ich das kleine Ding. Es saß auf einer kaum sichtbaren Spirale, die sich ausdehnte und zusammenzog. Diese Bewegung wurde immer lebhafter. Ich trat unwillkürlich zurück. Es war, als ob sich dieses Geschöpf auf dem Kristall niederlassen wollte. Ich näherte mich von neuem, und wieder rührte es sich, und wieder erklang in den Hörern ein hoher Ton.
    Also hatten die anderen doch recht, wirbelte es mir durch den Kopf. Ameisen! Metallene Ameisen!
    Ich streckte den Arm aus, um das kleine Wesen in die Hand zu nehmen, ließ ihn aber plötzlich sinken. War das nicht trotz seiner Winzigkeit eines jener Geschöpfe, die vor achtzig Jahren das Weltraumschiff gebaut hatten? Würde es sich nicht zur Wehr setzen – vielleicht mit Hilfe einer tödlichen Strahlung? Ich blickte auf den Indikator; die Radioaktivität blieb die gleiche. Ich ging um das kleine Ding herum, betrachtete es von allen Seiten und bemerkte etwas sehr Sonderbares. Sooft ich den Kopf abwandte, erstarrte es und war regungslos wie ein Tropfen erkaltetes Metall. Blickte ich es aber an, so begann es zu zittern, drehte mir die

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