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Der Planet des Todes

Der Planet des Todes

Titel: Der Planet des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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es mir selbst in den Ohren dröhnte. „Achtung, ,Kosmokrator‘!“
    „Er ist da, er ist da!“ rief Arsenjew.
    Soltyks Stimme, die näher am Mikrophon war, füllte die ganze Kabine. „Pilot! Ich höre Sie! Pilot! Was ist mit Ihnen los?“
    „Alles in Ordnung.“
    Mir war auf einmal sehr leicht zumute, und ich mußte mich zusammenreißen, um noch hinzufügen zu können: „Ich bin auf zweitausend Metern und folge euch.“ Dann meldete ich in einem möglichst gleichgültigen Ton: „Ich habe einen recht brauchbaren Landeplatz gefunden.“ „Zum Teufel mit dem Landeplatz!“ rief Soltyk. „Mensch, wo haben Sie denn gesteckt?“
    Im ersten Augenblick wußte ich nicht, was ich antworten sollte; nur gut, daß Soltyk inzwischen auf einen offiziellen Ton umschaltete: „Sollen wir Ihnen den Kurs durchgeben?“
    „Nicht nötig, ich liege in Ihrer Peilung.“
    „Hören Sie, Pilot“, rief Soltyk, als erinnerte er sich plötzlich an etwas sehr Wichtiges. „Achten Sie auf den Girokompaß! Sie sind ungefähr sechs Kilometer hinter uns. Gehen Sie auch nicht für kurze Zeit über den achten Grad hinaus! Halten Sie sich lieber eine halbe Minute weiter nach Osten!“
    „Warum?“
    „Weil dort dieser verdammte radioaktive Wald ist!“
    „Der radioaktive Wald?“ wiederholte ich und blickte dabei auf meinen Kompaß. „Was schadet denn das?“
    „Na, dort schwinden doch die Radiowellen!“
    „Die Radiowellen schwinden?“ Ich verspürte große Lust, mich kräftig an die Stirn zu schlagen. Ich Idiot! Über dem Wald mußte eine dicke Schicht ionisierter Luft liegen. Da war es selbstverständlich, daß dieser ganze Raum für Radiowellen unerreichbar war. Und ich Esel hatte nicht daran gedacht. Esel! Esel wiederholte ich im stillen. „Warum sind Sie denn vorhin über dem Wald gekreist?“ fragte ich Soltyk. „Vor vielleicht anderthalb Stunden?“
    „Sie haben uns gesehen?“ rief Soltyk. „Sie waren dort? Habe ich es nicht gesagt?“ wandte er sich an jemand anders, dann wieder an mich: „Ich habe die Peilsignale des Flugzeuges gehört, als wir dort vorbeiflogen. Ich rief Sie an, und wir kreisten eine reichliche Viertelstunde über dem Wald. Aber der Empfang ist dort so schlecht, daß ich schließlich glaubte, ich hätte mich getäuscht.“
    „Sie haben sich nicht getäuscht“, erwiderte ich leise. Jetzt wurde mir alles klar. Die ganze Zeit über hatte das Bordfunkgerät automatisch Signale gesendet, auch dann, als ich im Toten Wald umherirrte. Da das Flugzeug in einiger Entfernung vom Wald, wahrscheinlich an der Grenze der ionisierten Zone stand, hatte Soltyk die Signale gehört und war deshalb auch über der Ebene gekreist. Nur eines konnte ich nicht begreifen. „Haben Sie das Flugzeug gesehen?“ fragte ich.
    „Nein. Waren Sie denn gelandet?“
    „Ja.”
    Das war sonderbar. Aus einer Höhe von ungefähr fünftausend Metern hatten sie das Flugzeug nicht gesehen? Unvermittelt warf ich einen Blick auf die Tragfläche, und nun ging mir ein Licht auf. Irgendein kluger Ingenieur hatte angeordnet, den Rumpf und die Tragflächen hellbraun zu spritzen, und dies mit hochwissenschaftlichen Erwägungen über die Atmosphäre der Venus, die Strahlung und so weiter begründet. Demzufolge war die Maschine so mit der Färbung des Bodens verschmolzen gewesen, daß man sie selbst bei geringerer Höhe nicht mehr hatte bemerken können. „Im Radargerät war nichts zu erkennen?“ fragte ich noch. „Störungen, was?“
    „Ja.“
    Ich mußte nun aufpassen, denn in der Mitte des Radarschirmes zeigte sich ein leuchtender Ring. Das bedeutete, daß ich nicht mehr weit von der Rakete entfernt war.
    „Sehen Sie uns, Pilot?“
    „Nein“, antwortete ich. Sosehr ich auch meinen Blick anstrengte, um mich herum war nichts als dichter milchiger Nebel.
    „Dann gehen Sie auf Radar über! Wie fühlen Sie sich?“ „Ausgezeichnet. “
    Bald darauf zeigte der Schirm des Radargerätes die verkürzte Spindel des „Kosmokrators“.
    Soltyk meldete sich: „Ich beginne anzusagen: acht Strich fünfzehn.“ „Acht Strich fünfzehn“, wiederholte ich, drückte leicht auf den Gashebel und stieg gleichzeitig etwas höher. Ich bemühte mich, das Bild der Rakete im Fadenkreuz des Radargerätes zu behalten. Das Flugzeug mußte bis auf fünfzehn Meter an die Rakete herankommen, das war nicht allzu schwierig, wenn man sich genau nach den Angaben der Instrumente richtete.
    „Sechs Strich sechs!“
    „Sechs Strich sechs“, wiederholte ich. Noch eine

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