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Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli T. Swidler
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war ihm das Dorf Rombolina nicht genug, vielleicht hatte er es aus irgendeinem Grund auch noch auf Ruggero Grillis Agriturismo abgesehen, hat ihn unter Druck gesetzt und ihm einen übergebraten, als er nicht nachgab?
    «Zwei Golems, alles Unsinn», sagte Roberto. «Franco, setz dich schon mal ins Auto.»
    Franco schüttelte den Kopf.
    «Los, zisch ab!»
    Sehr widerstrebend zuckelte der Musiker los. Roberto wartete, bis er die Beifahrertür zugezogen hatte.
    «Und jetzt raus mit der Sprache, Gruber. Wo waren Sie zur Tatzeit?»
    Der deutsche Exkommissar schwieg. Verdächtig lange, wie Roberto fand. «Reden Sie, Mann. Oder muss ich Ihnen erst Ihre Rechte vorlesen?»
    «Das wird nicht nötig sein. Die sind ja hier in Italien auch nicht anders als in Deutschland, und die kenne ich, wie Sie wissen, ganz gut.»
    «Dass Sie in Deutschland einmal Kriminalkommissar waren, hilft Ihnen hier gar nichts. Allora? »
    «Ich hatte eine Verabredung mit einer Dame.»
    «Na, sieh mal an. Genau zur Tatzeit natürlich, habe ich recht?»
    Gruber nickte. «Von null Uhr dreißig, kurz nachdem ich mich von Ruggero verabschiedet hatte, bis etwa drei Uhr morgens.»
    «Perfekt, und lassen Sie mich raten: Diese Verabredung wird das leider nicht bezeugen, weil sie mit einem hochrangigen Politiker verheiratet ist, der keinen öffentlichen Skandal riskieren kann.»
    «Verheiratet?» Gruber lachte. «Nein, nicht dass ich wüsste.»
    «Jetzt hören Sie mal zu: Hier und auf der Stelle den Namen, sonst nehme ich Sie in Gewahrsam.»
    «Sie hat sehr darauf gedrängt, ihn gerade Ihnen gegenüber nicht zu erwähnen.»
    «Warum wohl? Los, spucken Sie’s aus.»
    Gruber ließ ein paar Sekunden verstreichen. «Talia Del Vecchio.»
    Wie bitte? Hatte sich dieses Frettchen jetzt sogar schon in seine engsten Kreise eingeschlichen?
    «Ich wollte ein bisschen mehr über Land und Leute erfahren, und Talia hat sich ein wenig Zeit für mich genommen.»
    «Die Tatzeit. Zwei Uhr morgens. Woher wissen Sie die so genau?»
    «Von Pretoro Galdroni. Ich habe ihn gestern angerufen, um zu fragen, wie es ihm geht.»
    «Galdroni ist im Moment für niemanden zu sprechen.»
    Gruber zuckte mit den Schultern. «Fragen Sie ihn selber, er wird Ihnen meine Worte bestätigen.»
    Ja zur Hölle, hatte denn dieser Kerl auf alles eine passende Antwort? Am liebsten hätte Roberto ihn sofort in Handschellen abgeführt.
    «Ich will mich nicht in Ihre Arbeit einmischen, aber ich habe mich gefragt, was Ruggero nachts zwischen eins und zwei in der Stadt gemacht hat. Einen Spaziergang? In dem Nebel, in der Kälte? Wohl kaum. Eine private Verabredung? So spät, eher unwahrscheinlich. Ist er noch in einer Bar gewesen? Dann muss ihn irgendjemand gesehen haben.»
    «Sensationell schlau, was Sie da sagen», knurrte Roberto und wandte sich zum Gehen.
    «Einen Moment, Rossi.»
    «Was denn noch? Haben Sie herausgefunden, dass der duomo doch nicht gedreht wurde?» Gruber hatte bei ihrer ersten Begegnung vor einem halben Jahr behauptet, dass der nach dem verheerenden Erdbeben von 1789 völlig zerstörte duomo um neunzig Grad gedreht wieder aufgebaut worden war, worüber Roberto sich furchtbar geärgert hatte, nicht weil Gruber damit falschlag, sondern weil er, Roberto, als echter Urbinate, als Ureinwohner, nichts davon gewusst hatte.
    Gruber ignorierte Robertos Worte. «Ich hatte ja gestern Morgen an der Ölmühle Gelegenheit, mich länger mit Franco Varese zu unterhalten. Ehrlich gesagt hat er alle Symptome eines Menschen gezeigt, der unter Einfluss einer halluzinogenen Droge steht.»
    «Unsinn», entgegnete Roberto spontan, weil er das Gefühl hatte, jeden Urbinaten gegen den deutschen Eindringling verteidigen zu müssen.
    Gruber lächelte. «Wobei auch Sie später in der Nacht bei Toto auf mich den Eindruck machten, unter dem Einfluss einer Droge zu stehen. Allerdings eher etwas Sanftes wie Haschisch.»
    Für einen Moment war Roberto versucht, Gruber den Marsch zu blasen, doch dann entschied er sich, mit seinen Kräften hauszuhalten, und ging wortlos zu seinem Auto. Der heutige Tag schien es auf ihn abgesehen zu haben.
    Roberto prügelte seinen Cinquecento Baujahr 1967 gnadenlos die strada bianca nach Canavaccio hinunter und durch die vertrackten Kurven der alten SS 73 nach Urbino, die neu erbaute, grottenhässliche Betonschnellstraße würde er nur nehmen, wenn es um Leben und Tod ging. Franco neben ihm rutschte immer tiefer in den Sitz und zog sich jetzt auch noch die Kapuze seiner Daunenjacke über

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