Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)
Willst du meinen gesamten Holzvorrat an einem Tag verbrennen?»
«Tut mir leid, Roberto», flüsterte der Musiker betroffen und kämpfte mit den Tränen. Sofort hatte Roberto wieder Mitleid mit ihm. Warum machte Franco diese Angelegenheit nur so traurig?
«Danke, dass du Feuer und caffè gemacht hast.» Roberto klopfte ihm auf den Rücken.
«Erinnerst du dich, was Toto herausgefunden hat? Mit den dreiunddreißig Jahren? Und jetzt zum dreizehnten Mal?»
«Mhm.» Roberto erinnerte sich nicht wirklich. Er goss sich einen caffè ein, ließ eine ordentliche Portion Zucker hineinrieseln und rührte fünfmal um.
«Wenn es heißt: Der Golem kommt alle dreiunddreißig Jahre zurück, dann gilt das doch für das gesamte dreiunddreißigste Jahr. Vom 1. Januar bis zum 31. Dezember. Also bin ich erst ab dem 1. Januar 2013 wieder sicher. Und wir haben erst November 2012.»
Roberto holte sein Telefonbuch aus der armadio , schlug B wie Bonasera auf und nahm einen Schluck. «Mhm.»
«Bis dahin muss ich bei dir bleiben.»
Roberto japste nach Luft und hatte Mühe, seinen caffè nicht wieder auszuspucken. «Sei scemo?»
Sofort wurde Franco unruhig, allerdings ohne Glühwürmchen-auf-Koks-Augen, was Roberto schon mal als Fortschritt ansah.
« Va bene, va bene . Pass auf: Du bleibst bis heute Abend erst mal hier.»
Franco schüttelte den Kopf.
«Vielleicht habe ich den Täter ja bald. Dann klärt sich alles auf.»
Franco schüttelte weiter den Kopf.
« Porca madosca! Ja, was denn noch?»
«Du kannst mich nicht alleine hierlassen.»
Herr im Himmel, dachte Roberto, werde ich diesen bemitleidenswerten Burschen denn niemals los? Da, Bonasera, Sergio, Strada Provinciale delle Cesane 252. Er wählte die Nummer und ließ es ewig klingeln, bis sich endlich eine harte Stimme mit einem knappen «Che c’è?» meldete.
«Sergio Bonasera?»
«Wer will das wissen?», kam es unfreundlich zurück.
«Roberto Rossi, im Auftrag der Polizia di Stato, Urbino.»
«Roberto Rossi? Der von der Polizia Municipale?»
Das klang verdammt despektierlich, fand Roberto. «Und?»
«Nichts. War nur so ein Gedanke.»
Aha, jetzt gibt er klein bei. «Ich brauche Ihre Aussage im Mordfall Ruggero Grilli. Und zwar heute. Entweder treffen wir uns bei Ihnen, oder Sie kommen nach Urbino.»
«Urbino», antwortete Sergio Bonasera schnell.
«Dann um elf auf der Wache.»
«Selbstverständlich. Kein Problem.»
Komischer Vogel, dachte Roberto, kippte den restlichen caffè in einem Schwung hinunter und kratzte mit dem Löffel den am Tassenboden klebenden Zucker heraus. Fünfmal rühren reichte eben nicht, um den Zucker vollständig aufzulösen, aber mehr als fünfmal brachte unweigerlich Pech. Außer man rührte zehnmal, aber da konnte man sich leicht verzählen.
Roberto überprüfte Francos Tasse. Der caffè -Rest darin war schon angetrocknet. Er nahm sich eine dritte Tasse aus dem Wandregal, konzentrierte sich für einen Moment und begann zu jonglieren, zuerst ein wenig holperig, doch dann wurden seine Bewegungen flüssiger und leichter. Es half tatsächlich. Er spürte, wie sich eine gewisse Ruhe in ihm ausbreitete und der Kopfschmerz sich in den Hintergrund verzog.
Den heutigen Tag, so viel war sicher, würde er langsam angehen. Und dazu gehörte zuallererst ein Besuch bei Toto. Der Barista war wie ein Staubsauger, der sich auf Informationen und Gerüchte spezialisiert hatte, die er sich zwar teilweise mit fragwürdigen Methoden verschaffte, über die sich Roberto jedoch keinen Hals machte. Auch weil er zu wenig verstand, wie Toto das bewerkstelligte. Alles, was in der virtuellen Welt jenseits einer Telefondose passierte, war für Roberto Terra incognita.
Danach würde er bei der Guardia di Finanza wegen Spartacos möglicher Steuerhinterziehung nachhaken und dann ein paar Takte mit Sergio reden.
Und dann waren da noch die beiden Golems von letzter Nacht.
Ach ja, und nicht zu vergessen Donna Domenica. Zum einen musste er sie befragen, wer es auf sie abgesehen haben könnte, auch wenn er sich nichts davon versprach. Zum anderen musste er sie aus Malpomenas Wohnung kriegen, bevor die einen Tobsuchtsanfall bekam. Auch wenn ihm das überhaupt nicht behagte. Denn eines war sicher wie das Amen in der Kirche: Donna Domenica würde sich ebenso wie die andere Klette namens Franco an ihn hängen.
Also: Toto. Guardia di Finanza. Sergio. Malpomena und Donna Domenica.
Aber da gab es noch etwas, was auf seinem Tagesplan fehlte. Roberto konzentrierte sich wieder
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