Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli T. Swidler
Vom Netzwerk:
freundlich, Juan», grummelte Roberto, «aber ich bin durchaus in der Lage, alleine eine Bar aufzusuchen.»
    Talia und Fidel warfen sich einen schnellen Blick zu. «Nur für den Fall, dass du dich nicht wohl fühlen solltest», sagte Fidel.
    «Warum soll ich mich nicht wohl fühlen?», fragte Roberto misstrauisch zurück. Zumindest Talia kannte er zu gut, um nicht zu merken, dass sie mit irgendetwas hinterm Berg hielt.
    «Was weißt du eigentlich über Sergio Bonasera?», fragte Roberto aus einer Intuition heraus. «Der Mailänder, der in New York gelebt hat und sein rustico oben auf dem Monte Cesane mit einem verzinkten Zaun verbarrikadiert hat?»
    Für einen winzigen Moment verspannten sich Talias Gesichtszüge, bevor sie sich wieder im Griff hatte. «Nichts. Jedenfalls nichts Genaues.»
    «Und Ungenaues?»
    «Er hatte diesen Nachtclub, Purgatorio, er ist gerne für sich alleine, er ist – okay», erwiderte Talia, und Fidel nickte beflissen.
    «Wegen dem Zaun hatte er Streit mit Ruggero Grilli.»
    Talia überlegte einige Sekunden, dann lachte sie befreit auf. «Wenn du meinst, dass er deswegen Ruggero Grilli … nein, nein, Sergio bringt keinen um. Der ist nicht blöd.»
    «Komisch», Roberto sah sie kritisch an, «dasselbe hat Osvaldo über Sergio Bonasera auch gesagt: Der ist nicht blöd.»
    Talia lächelte mit der gesamten Kraft ihres unerschöpflichen Optimismus, zuckte mit den Schultern und begann «Je veux» von ZAZ zu summen, einen Song, den sie zu ihrer Lebenshymne auserkoren hatte, weil er nichts anderes aussagte als: Ich will leben, ich will genießen, ich will die Liebe, ich will grenzenlose Freiheit. Fidel stimmte ein, und als Roberto die beiden betrachtete, wie sie da vor ihm sangen und tänzelten, hatte er das zwingende Gefühl, dass sie ihm wichtige Informationen vorenthielten.

[zur Inhaltsübersicht]
    16.
    Galdroni hatte die Nacht nicht geschlafen und war schon früh morgens das gesamte Tuxer Tal bis nach Kaltenbach hinuntergefahren. Fast eine Stunde, in der er über seinen Zweitschlag nachdachte. Mit der Effektivität seines Erstschlags war er, was die Augenbraue des Skilehrers betraf, sehr zufrieden, nicht jedoch mit der Reaktion von Ornella. Frauen waren einfach – anders. Statt zu erkennen, dass der Südtiroler ein Weichei war, ein Maulheld, der nicht Manns genug war, sich gegen einen Angreifer zur Wehr zu setzen, hatte sie den Versager mit liebevoller, gefühlsduseliger Zärtlichkeit überschüttet. Das war in etwa das genaue Gegenteil von dem, was Galdroni hatte erreichen wollen. Für den Zweitschlag musste er psychologischer zu Werke gehen.
    Um sein Temperament in den Griff zu bekommen, sich abzuhärten und logischen Überlegungen überhaupt eine Chance zu geben, las er die SMS, mit der Ornella ihm den Laufpass gegeben hatte, so oft, bis sie bei ihm nicht mehr den Reflex auslöste, diesen widerlichen Yeti einfach nur zu Brei schlagen zu wollen: «habe mich in südtiroler skilehrer verliebt. einfühlsamer mann, toller sex. will die scheidung. kinder bleiben selbstverständlich bei mir. ornella.» Psychologisch betrachtet sagte ihm die SMS Folgendes: Ornella vermisste bei ihm, Pretoro Galdroni, einfühlsames Verhalten und tollen Sex. Das bedeutete im logischen Umkehrschluss: Sobald der Yeti ihr nicht mehr einfühlsam erschien und keinen tollen Sex mehr bot, würde der Spuk ganz schnell vorbei sein.
    Auf dem Herweg hatte Galdroni in Kaltenbach einen Sexshop gesehen, in dem er jetzt, zu dieser Stunde, der einzige Kunde war. Er konnte seinen Einkauf schnell erledigen: Reizunterwäsche in unterschiedlicher Größe, eine Packung Vaginalschaum und eine Tube Gleitcreme. «Geschenkverpackung?» – «Nein, nicht nötig.»
    Wieder draußen, traktierte er die Unterwäsche mit Schnee und Eis und tupfte hie und da Gleitcreme auf, um ihr die Sterilität unbenutzter Neuware zu nehmen; die Vaginalzäpfchen wollten nicht so recht schäumen, bis er sie eine Weile in kohlensäurehaltiges Mineralwasser hielt.
    Zufrieden mit dem Ergebnis seiner Arbeit, legte er die malträtierten Kleidungsstücke zum Trocknen auf den Rücksitz seines Autos und machte sich wieder auf den Weg nach Hintertux. Dort würde er den leichteren Teil seines Zweitschlags in Angriff nehmen: den Einbruch in die Wohnung des Yetis. Ferner musste er noch die winzige Überwachungskamera mit Sender anbringen, die er sich auf dem Weg von Urbino nach Hintertux im 007SpyShop in der Via Archimede 43 in Mailand besorgt hatte, was ein höllischer

Weitere Kostenlose Bücher