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Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli T. Swidler
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auf die Tassen, die inzwischen ein wenig unrund durch die Luft taumelten, und brachte sie wieder in Einklang mit den Ideallinien von perfekten Parabeln. Befreit griff er nach einer vierten Espressotasse und integrierte sie mit bravouröser Leichtigkeit in den Tanz. Es war wirklich erstaunlich, wie sehr Jonglieren entspannte. Jetzt ließ er sich sogar dazu hinreißen, eine fröhliche Melodie zu summen, Adriano Celentano, «Una festa sui prati» , ja, warum denn nicht? Doch plötzlich, als sein Handy klingelte, wusste er, welcher Punkt noch auf seiner Liste fehlte. Klirrend und splitternd gingen die vier Tassen zu Boden.
    «Was ist los, Rossi?», pflaumte ihn sein Chef an. «Willst du mich an der Nase herumführen, eh? Ich wünsche Rapport in dieser Mordsache.»
    «Moment mal, ich bin gerade erst aufgestanden.»
    «Du bist was?»
    Roberto schwieg und schob mit der Fußspitze ein paar Scherben zusammen. Er musste an die Sache mit dem Hampelmann denken.
    «Eins ist sicher: Du lieferst mir eine genaue Aufstellung ab, was du wann den ganzen Tag treibst.»
    «Geht nicht.»
    «Was war das?» Cottellis Stimme drohte überzuschnappen.
    «Zu viel zu tun. Für so einen Kleinkram habe ich keine Zeit. Außerdem bin ich Galdroni unterstellt, und der kleistert mich schon mit Arbeit zu.»
    «Ich kann dich jederzeit wieder zurückbeordern. Jederzeit.»
    «Mach das mit commissario Pretoro Galdroni ab.»
    «Jetzt hör mal zu, du Flachwichser. In exakt dreißig Minuten stehst du hier vor mir und erstattest Rapport. Ci siamo intesi? »
    «Ja, du Hampelmann», erwiderte Roberto, allerdings nachdem er die Verbindung unterbrochen hatte. Sollte sich der burattino doch auf den Kopf stellen. Der Arbeitstag eines Poliziotto der Polizia Municipale begann in einer Bar und nicht auf der Wache. Zumindest wenn er Roberto Rossi hieß.
    Also: Toto. Cottelli. Guardia di Finanza. Sergio. Malpomena und Donna Domenica.
    Draußen hatte sich überraschenderweise die Sonne gegen den Nebel durchgesetzt und verbreitete eine gewisse Wärme. Franco sondierte misstrauisch die Gegend. Drüben bei Osvaldo und Ivana waren die Innenläden aller Fenster geschlossen, aus dem Schornstein kam kein Rauch. Was ungewöhnlich war, denn Ivana gehörte zu den Menschen, die morgens, kaum dass sie die Augen öffneten, voller Energie und Tatendrang hellwach aus dem Bett hüpften. Wobei sich ihr Eifer erst einmal auf die Zubereitung eines üppigen Frühstücks bezog. Osvaldo war das genaue Gegenteil, er brauchte sehr lange, bis er in die Gänge kam, dann allerdings war er sehr zäh und ausdauernd, eine Eigenschaft, vielleicht die einzige, die Ivana an ihm sehr schätzte.
    «Guten Morgen allerseits!»
    Roberto zuckte zusammen. Der Deutsche.
    «Guten Morgen», erwiderte Franco und strahlte Thilo Gruber an.
    «Heute müssen Sie mir aber wirklich etwas über Ihre künstlerische Arbeit erzählen», charmierte der Immobilienfresser.
    Ja, war es denn zu fassen? Roberto packte Franco am Ärmel seiner Daunenjacke und zog ihn in Richtung Auto. «Wir haben zu tun.»
    «Oh, ich wollte nicht stören.»
    Franco versuchte, sich aus Robertos Griff zu lösen. «Sie stören gar nicht. Im Gegenteil.»
    «Wie steht’s denn um die Ermittlungen im Fall Ruggero Grilli?»
    «Geht Sie nichts an!», fuhr Roberto den Münchner Exkommissar an.
    «Ich habe ein paar Wochen bei Ruggero Grilli gewohnt, bevor ich hier dieses wunderschöne rustico gekauft habe.»
    «Na und?»
    «Daher mein Interesse, wer ihn ermordet haben könnte.»
    Roberto verdrehte die Augen. «Sonst noch was?»
    Gruber lächelte sanft. «Und ich habe mit ihm am Tag seines Todes zu Abend gegessen. Im Le Tre Piante. Kennen Sie das? In der Via Voltaccia della Vecchia? Eine wunderbar einfache, solide Pizzeria.»
    «Ah! Sie waren mit dem Opfer zusammen, bevor es getötet wurde?»
    «Nur bis etwa ein Uhr morgens. Gestorben ist er ja erst gegen zwei.»
    «Ah! Und woher wissen Sie das? Waren Sie vielleicht dabei, eh? Franco, sieh ihn dir genau an. Kommt er als Täter in Frage?»
    «Es war ein Mensch aus Lehm.» Franco klang ziemlich trotzig, wie Roberto fand.
    Gruber blieb ganz ernst. «Gestern sollen sogar gleich zwei Golems aufgetaucht sein. Zumindest erzählte man das heute Morgen in der Bar Complotto.»
    Franco wurde blass und sah Roberto entsetzt an. Der war etwas irritiert: Wer außer Donna Domenica und ihm konnte denn darüber etwas wissen? Doch nur die beiden Lehmkerle selber. Steckte womöglich der Deutsche hinter dem ganzen Spuk? Vielleicht

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