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Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli T. Swidler
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Immobilienfresser um einen Gefallen bitten würde.

    «Ah, Agente Rossi! Welch eine Ehre! Kommen Sie, ich drehe gerade meine Weine.»
    «Drehen?» Roberto kam sich vor wie ein zu hart aufgeblasener Fußball. Wieso setzte er Franco und Donna Domenica nicht einfach vor die Tür? Wieso trat er nicht einfach Osvaldos Tür ein und zwangsquartierte die beiden dort für eine Nacht ein? Wäre Osvaldo allein zu Hause, hätte er das sogar getan, aber mit Ivana war nicht zu spaßen.
    «Rotweinflaschen soll man während der Lagerung regelmäßig drehen, wussten Sie das nicht?»
    «Unsinn. Rotweinflaschen soll man während der Lagerung in Ruhe lassen.» Mit Genugtuung bemerkte Roberto den feinen Riss in Thilo Grubers Selbstsicherheit. «Wer sagt denn so was?»
    «Osvaldo, Ihr Cousin.»
    «Aha.» Roberto verkniff sich weitergehende Kommentare. Osvaldo war Familie, und Familie stellt man nicht gegenüber einem Fremden bloß. Ganz gleich, welcher Mist da verzapft wurde.
    «Er sagte, Sie würden ihn immer um Rat fragen, wenn Sie Probleme mit Ihrem Wein haben.»
    «Das hat er gesagt?»
    «Hat er.»
    «Osvaldo ist ein cretino .» Zur Hölle mit der Familie und der Solidarität. «Das Einzige, was der gut kann, ist klettern.»
    «Klettern?»
    «Klettern. Wissen Sie, was ein camoscino ist?»
    «Ein Gämslein?»
    «Osvaldo, der camoscino , könnte ohne Probleme die Außenwand des Palazzo Ducale hochklettern.»
    Gruber zog eine Flasche Rotwein aus dem Regal. «Wollen Sie einen Schluck? Ein Barolo DOC vom Weingut Domenico Clerico aus dem Piemont. Zu hundert Prozent aus der Nebiolotraube. Alkoholgehalt 14,5 Prozent. Vierundzwanzig Monate in kleinen Eichenfässern gereift. Fünfundneunzig Parker-Punkte.»
    «Schmeckt er denn?»
    Gruber sah ihn verblüfft an. «Das nehme ich an. Bei den Daten.»
    «Was denn für Daten?»
    «Na, die …» Grubers Verunsicherung nahm wieder zu.
    «Mein Roter ist zu hundert Prozent Sangiovese, er stammt von meinem Weinberg, schlummert in Weinfässern, bis ich das Gefühl habe, jetzt reicht’s, und hat einen Alkoholgehalt von 15 Prozent. Und? Muss der mit den Daten auch schmecken?»
    Gruber zuckte ein wenig beschämt mit den Schultern und fummelte mit einem Korkenzieher an der Flasche herum. Roberto sah ihm schweigend zu.
    «Wie sieht es denn mit Ihrem Fall aus, Agente Rossi?»
    «Alles in Bewegung», wich Roberto aus.
    Vorsichtig hebelte Gruber den Korken heraus. «Wissen Sie, woran mich die Abläufe der Schläge auf das Opfer erinnern? Zuerst in die Niere, dann auf die Nase und zum Schluss gegen den Kehlkopf?»
    «Woher haben Sie diese Informationen?», fragte Roberto und spürte, wie sein Blut wieder in Wallung geriet. Bestimmt steckte Toto mit seinem Fascebok dahinter. Oder Franco, gestern Morgen vor der Ölmühle, als die beiden in trauter Eintracht einen caffè nach dem anderen geschlürft hatten. Oder Malpomena? Nein, wohl kaum, Malpomena hielt die ärztliche Schweigepflicht für etwa genauso zwingend wie mindestens fünf der zehn Gebote.
    «Von Pretoro Galdroni.»
    «Unmöglich. Der weiß bisher nichts.»
    Gruber füllte zwei Probiergläser und hielt Roberto eins hin.
    «Maria Corbucci, seine Sekretärin, hält ihn auf dem Laufenden.»
    «Wie denn? Sie weiß gar nichts.»
    «Vielleicht was die Ermittlungen allgemein betrifft. Aber die forensischen Ergebnisse kennt sie.»
    «Und woher, eh?» Roberto atmete vorsichtig das Bouquet des Weines ein. Nicht schlecht. Dann riss er durch die Nase Luft in seine Lunge, schnell und möglichst viel. Na also. Ein zwar leichter, aber unverkennbarer Hauch von Schwefel legte sich auf seinen Gaumen und blieb dort haften. Das gab es bei seinem Wein nicht.
    «Ist etwas nicht in Ordnung?», fragte Gruber.
    «Woher soll Maria Corbucci irgendwelche forensischen Informationen haben?»
    «Direkt von der Medizinerin, Malpomena Del Vecchio.»
    Roberto verschluckte sich.
    «Soll ich?», bot Gruber an, ihm auf den Rücken zu klopfen.
    Nein, signalisierte Roberto und rang ärgerlich nach Luft. Wieso hatte Malpomena ihn nicht darüber informiert?
    «Ein Faustschlag in die Niere tut weh. Ein Schlag auf die Nase ist noch schmerzhafter. Aber die Handkante auf den Adamsapfel, das ist die Mutter aller Schmerzen. Wir hatten es in München einmal mit einer Schutzgeld-Erpresserbande zu tun. Wer nicht zahlen wollte, bekam genau diese Behandlung. Drei Schmerzstufen. Sehr wirkungsvoll. Nach der dritten wagte es keiner mehr, weiterhin nein zu sagen. Außer wenn er lebensmüde war. Das war dann

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