Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)
unter den Arm. Toto wurde leichenblass. «Ich werde mal in Ruhe lesen, was du hier alles unter die Leute bringst.»
Ein winziges Lächeln der Erleichterung huschte über Totos Gesicht.
Roberto kniff die Augen zusammen. «Was gibt’s da zu grinsen?»
«Nichts», erwiderte Toto und zapfte sich eine Cola.
Roberto warf Franco einen fragenden Blick zu.
«Ohne Passwort kannst du seine Facebook-Nachrichten nicht lesen», sagte Franco treuherzig.
«Wahrscheinlich brauchst du auch ein Passwort, um den Computer zu starten», ergänzte Malpomena nicht weniger treuherzig, wobei das bei ihr eindeutig gespielt war. Sie fand Robertos Unfähigkeit, was die digitalen Errungenschaften der Neuzeit betraf, bemitleidenswert.
Totos Lächeln versandete, als Roberto seinen Bußgeldblock hervorzog, ihn mit der weißen Rückseite nach oben auf die Theke legte und Toto seinen Kugelschreiber hinhielt. «Schreib auf. Alle Wörter, die ich brauche.»
«Nein», erwiderte Toto mit todesmutigem Trotz.
Allgemeines Schweigen. Einige Sekunden verstrichen, bis Roberto zu seinem Handy griff und eine Nummer eintippte.
« Polizia Igienico Ambientale? Ah», Roberto verdeckte kurz das Mikro, «der Anrufbeantworter. Senti, Gianni: Ich stehe hier gerade in einer Bar, in Urbino, und weißt du, was ich hinter der Theke sehe? Eine Kakerlake, eine riesige Kakerlake. Und ich denke, wo eine ist, da sind andere nicht weit. Fast habe ich Angst, einen Blick in die Küche zu werfen und – da! Da! Ich fasse es nicht! Da läuft eine Maus! Oder nein, ich glaub, es ist eine Ratte! Und da, noch eine! Eine ganze Familie!»
Franco warf einen verstohlenen Blick über die Theke. «Wo denn?»
«Ich würde sagen, hier besteht dringender Handlungsbedarf», fuhr Roberto fort. «Also, ruf mich so bald wie möglich zurück. Ciao, ciao. » Er legte auf und lächelte Toto an. Der griff zum Kugelschreiber.
«Und schreib anständig. Ich will nicht mit der Lupe ranmüssen.»
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24.
Das Bild auf Galdronis Monitor war von bester Qualität. Er beobachtete mit größtem Vergnügen, wie Ornella mit dem roten BH, Körbchengröße F, auf den Skilehrer einschlug und wie eine Furie tobte. Der furchtbar verzerrte Klang aus den winzigen Lautsprechern war das genaue Gegenteil, aber Galdroni besaß genug Phantasie und Erinnerungsvermögen, sich Ornellas höllischen Zorn akustisch vorzustellen. Der Yeti ließ die Schläge über sich ergehen – Weichei, dachte Galdroni – und schwieg zerknirscht. Ornella benutzte die für diesen Anlass angemessenen Worte: Schwanzgesteuerter Idiot! Macho-Schwein! Gefühlskalter Rammler! So was. Nach einer Weile, Ornellas Technik war weniger das ausdauernde Wüten als vielmehr das in Wellen wiederkehrende, eruptive Ausrasten, wechselte Ornella zu herzzerreißenden Tränen.
Der Yeti hob seine Hände, vorsichtig und achtsam, wie um zu sagen: Ich berühre dich nicht, ich respektiere deinen Schmerz, und sagte mit derart sanfter Stimme, dass Galdroni schnell die Lautstärke nachjustieren musste, um ihn zu verstehen.
«Ich schwöre dir, Ornella, ich sehe dieses Teil zum ersten Mal. Das muss mir einer unters Kopfkissen geschoben haben.»
«Ha», flüsterte Galdroni, «damit kannst du ihr nicht kommen, Yeti, das glaubt die nie.»
Ornella explodierte wie ein Chinaböller. Galdroni lehnte sich zurück, ein wenig stolz auf seine Ornella. Eineinhalb Minuten, schätzte er, so lange würde es dauern.
Nach zwei Minuten war Ornella wieder bei Tränen angelangt. Der Yeti unternahm einen zweiten Versuch.
«Okay, ich will ehrlich mit dir sein, absolut ehrlich, das ist mir ganz wichtig. Vor allem für unsere Zukunft.»
«Zukunft?», brüllte Ornella und hielt anklagend sowohl den roten als auch einen weiteren BH aus schwarzem Satin hoch, Körbchengröße B. «Zuerst Sex mit einer Kuh und dann mit einem Nymphchen!»
«Der Kerl ist das Letzte!», flüsterte Galdroni.
«Ornella, bitte, diese Kleidungsstücke sind alt», log der Skilehrer und rückte ein wenig näher. «Ich bin ein unordentlicher Mensch. Ich vergesse aufzuräumen. Seit du und ich zusammen sind, war hier keine andere Frau. Und wird niemals eine andere sein.»
«Du willst mir weismachen, dass dieser Ballonhalter seit Tagen unter deinem Kopfkissen liegt, ohne dass du es gemerkt hast?», schrie Ornella.
«Wie willst du das jetzt erklären, Yeti, eh?», fragte Galdroni.
«Ich habe ihn vorhin in dem Spalt zwischen den Matratzen gefunden. Ich wusste nicht, wohin damit, und habe ihn
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