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Der Polizistenmörder

Der Polizistenmörder

Titel: Der Polizistenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Einspruch erhoben hatte mit der Begründung, daß man Priester dann nicht länger als Spione einsetzen könnte. Da die Geheimniskrämerei der Geheimpolizei zu den Dingen gehörte, die stets bekannt wurden, atmete man in der Reichspolizeileitung auf Gerüchten zufolge sollte nämlich der Reichspolizeichef selbst dem Plan, schwedische Geistliche, von denen einige ganz offen organisierte Rote waren, als Spitzel gegen schwedische Kommunisten einzusetzen und auf die Art so furchtbare Gegner wie die Sowjetunion zu Fall zu bringen, eine gewisse Skepsis entgegengebracht haben.
    Aber das waren wie gewöhnlich unbestätigte Gerüchte. Hinaus durfte nichts dringen, sagte man manchmal scherzhaft. Oder um wenigstens eine andere Formulierung zu benutzen. Aber die Rechtgläubigen waren humorlos. Der Satz hieß: Nichts darf an die Öffentlichkeit dringen.
    Und damit basta!
    Die Geheimpolizei vertrug auch keinen Spaß. So reagiert man vielleicht in einem Beruf, der ständig ins Lächerliche gezogen wird. Einige Wochen später schlug sie dann auch prompt zurück. Agenten nahmen zwei für das Regime unliebsame Autoren fest und stürmten eine Zeitungsredaktion. Die Aktion wurde im besten Gangsterfilm-Stil durchgeführt, von Geheimpolizisten, die sich als Geheimpolizisten verkleidet hatten und keine Vollmachten besaßen. Wahrscheinlich hatte man sogar die Waschanleitungen aus den Trenchcoats entfernt für den Fall, daß die Aktion so verlief wie üblich, nämlich schiefging. Man nahm sicherheitshalber auch einen der eigenen Kollegen fest, und der Oberstaatsanwalt war so aus dem Häuschen wegen dieser plötzlichen Aktivität, daß er sich wahrscheinlich selbst verhaftet hätte, wenn es nicht die zweijährige Gefängnisstrafe gegeben hätte, die bei Verrat von Staatsgeheimnissen obligatorisch ist.
    Sogar der Premierminister schien verstummt zu sein, was als geradezu aufsehenerregend gelten mußte. Kurz vorher noch hatte er einen ausnahmsweise mißglückten Banküberfall und das Ableben Seiner Majestät des Königs ausgenutzt, um eine Wahlrede zu halten, mit nur leicht unterschiedlicher Mimik und Gestik.
    Auch die Redensarten waren etwas abgewandelt.
    Ein Mann, den die Polizei selbst aus dem Gefängnis in die Räume der Bank transportiert hatte, mußte es sich gefallen lassen, in der Direktübertragung des Fernsehens als »Schädling an der menschlichen Gesellschaft« bezeichnet zu werden.
    Später sollte er, obwohl er an dem Bankraub nicht aktiv teilgenommen und kein Verbrechen begangen hatte, zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt werden.
    Aber man soll den politischen Führer des Landes nicht unnötig kritisieren.
    Das Wort »unehrenhaft« verkniff er sich zwar. Und es muß doch trotz allem als unehrenhaft bezeichnet werden, wenn jemand eine Bank berauben will, auch wenn sie dem Staat in einem teilweise nach planwirtschaftlichen Methoden geführten sozialistischen Staat gehört.
    Der Reichspolizeichef hatte einen schlechten Tag. Er bekam keine Gelegenheit, eine Rede zu halten, und hatte außerdem während der Pressekonferenz einen so schlechten Platz, daß er die meiste Zeit hindurch von eifrigen Journalisten verdeckt war.
    D er Justizminister, der als ehrlicher und friedliebender Mann galt und in gewissen Kreisen der Polizei nicht sehr hoch im Kurs stand, hatte traurig ausgesehen.
    Vielleicht dachte er an den letzten geheimen Bericht über die Selbstmorde.
    Der auf folgendes Ergebnis hinauslief: Da die meisten Menschen sich heutzutage nicht mehr erschießen oder von der Västerbron springen, sondern sich erst vollaufen lassen und dann eine ganze Packung Schlaftabletten nehmen, können diese Todesfälle unter der Rubrik »Tablettenvergiftung« geführt oder bei der Statistik ganz außer acht gelassen werden. Daher sehen die Zahlen plötzlich erstaunlich günstig aus.
    Martin Beck selbst dachte oft daran. Zum Beispiel jetzt.
    Mänsson goß mehr Grapetonic in seinen Gripenberger.
    Er trug ein Netzunterhemd, Flanellhosen und Frotteepantoffeln, dazu einen Morgenrock, der erheblich eingelaufen war.
    »Meine Frau kommt bald«, sagte er, »taucht so gegen drei auf.« Mänsson hatte offensichtlich seine alte Regelung wiedereingeführt, nach der er die Woche als Junggeselle und das Wochenende zusammen mit seiner Frau verbrachte. Jeder hatte seine eigene Wohnung.
    »Das ist eine gute Einteilung. Ich hatte zwar eine Zeitlang, ein Jahr oder so, eine Freundin in Kopenhagen. Die war prima, aber auf die Dauer wurde es mir zu anstrengend. Man ist ja

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