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Der Polizistenmörder

Der Polizistenmörder

Titel: Der Polizistenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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gut. Weiß nicht, wie man so was anfängt.«
    Er nahm die leere Wodkaflasche und trug sie hinaus in die Küche.
    »So, das wäre erledigt. Jetzt will ich mal etwas fragen: Was, in drei Teufels Namen, geht hier eigentlich vor? Warum steht da ein Idiot und kratzt an meiner Tür, während ich mich rasiere? Ich rasiere mich täglich zweimal, morgens um sechs und mittags um drei. Und ich tue das stets selbst, am liebsten mit einem Messer, dann wird es ordentlich.«
    Martin Beck sagte nichts.
    »Ich habe eine Frage gestellt und keine Antwort bekommen Wer sind Sie, zum Beispiel? Was haben Sie verdammt noch mal in meinem Haus zu suchen?«
    »Ich heiße Martin Beck und bin Polizist. Genauer gesagt Kriminalkommissar und Chef einer Abteilung, die sich Reichsmordkommission nennt.«
    »Wann sind Sie geboren?«
    »Am 25. September 1922.«
    »Aha. Das macht Spaß, selbst einmal fragen zu dürfen. Was wollen Sie?«
    »Ihre Frau ist seit dem 17. Oktober verschwunden.«
    »Na und?«
    »Wir würden gern wissen, wo sie wohl stecken kann.«
    »Ach so. Ich habe diesen Vollidioten doch schon gesagt, daß ich das auch nicht weiß. Und gerade an diesem 17. saß ich auf der Eisenbahnfähre Malmöhus und habe ein bißchen getrunken. Okay, gesoffen. Das ist das einzige anständige Schiff, das es hier im Hafen gibt. In diesem Land kann man es ja nicht aushallen, deshalb setze ich mich öfter mal auf die Kopenhagen-Fähren und laß mich vollaufen.«
    »Sie haben doch selber eine Art Restaurant?«
    »Ja, und zwei Weibsbilder, die den Laden schmeißen. Und da sieht es pikobello aus, sauber, und das Messing ist geputzt, denn sonst schmeiße ich die beiden ins Hafenbecken. Ich mache hin und wieder meine Kontrollgänge. Und die wissen nie, wann ich auftauche.«
    »Ich verstehe.« ‘ »Die haben da was von Mord gemurmelt.«
    »Ja, das ist eine der Möglichkeiten. Jemand scheint sie mitgenommen zu haben. Und Ihr Alibi ist nicht besonders gut.«
    »Mein Alibi ist verdammt ‘gut. Ich war auf der Malmöhus.
    Aber ganz in der Nähe wohnt ein Sexualidiot. Wenn der Sigbrit was angetan hat, erwürge ich sie mit meinen eigenen Händen.«
    Martin Beck blickte auf die Hände des anderen, die gewaltig aussahen. Wahrscheinlich konnte der Mann damit einen Bären erwürgen.
    »Sie sagten ›sie‹. Sie würden sie erwürgen.«
    »Ich habe mich versprochen. Ich liebe Sigbrit.«
    Martin Beck verstand plötzlich eine ganze Menge; Bertil Märd war ein gefährlicher Mann mit unberechenbaren Launen. Er war seit vielen Jahren daran gewöhnt, zu befehlen und selbst nur sehr wenig zu tun. Wahrscheinlich war er ein tüchtiger Seemann und hatte es schwer, sich den Verhältnissen an Land anzupassen. Bei ihm mußte man mit allem rechnen, auch mit dem Schlimmsten.
    »Das große Pech meines Lebens ist, daß ich in der verfluchten Stadt Trelleborg geboren wurde«, sagte Märd. »In einer Gemeinschaft, von der ich nie etwas gehalten habe. In einem Land, in dem ich es nie länger ausgehalten habe als einen oder höchstens zwei Monate im Jahr. Trotzdem ging alles gut, bis ich krank wurde. Ich mochte Sigbrit und kam fast jedes Jahr zu ihr nach Hause. Dann fuhr ich wieder hinaus. Und schließlich begann diese Hölle. Die Leber spielte nicht mehr mit, und ich wurde nicht gesund geschrieben.«
    Er schwieg eine Weile.
    »Gehen Sie jetzt. Sonst werde ich wütend und haue Ihnen eins in die Fresse.«
    »Okay. Wenn ich wiederkomme, dann wahrscheinlich nur, um Sie abzuholen.«
    »Scheren Sie sich zum Teufel.«
    »Wie ist Ihre Frau? Was für eine Art von Mensch ist sie?«
    »Das geht Sie gar nichts an. Raus!«
    Martin Beck machte einen Schritt auf die Tür zu. »Auf Wiedersehen, Kapitän Märd«, sagte er.
    »Warten Sie«, rief Märd ihn zurück. Er stellte das Florida-Wasser weg und klappte das Rasiermesser zusammen. »Ich habe es mir anders überlegt. Warum weiß ich nicht.« Er setzte sich und goß sich ein Wasserglas voll Wodka. »Trinken Sie?«
    »Ja«, antwortete Martin Beck, »aber nicht jetzt und vor allen Dingen keinen lauwarmen Wodka.«
    »Würde ich auch nicht tun. Wenn ich einen Stewart hätte, der mit Limo und zerschlagenem Eis angelaufen kommt, sobald ich nur huste, würde ich das auch nicht tun. Manchmal überlege ich, ob ich die Kneipe nicht verkaufen und hier abhauen und in Panama oder Liberia anmustern soll.«
    Martin Beck setzte sich an den Tisch.
    »Nur eines spricht dagegen. Ich könnte höchstens Steuermann werden bei einem, der genauso ist wie ich. Und das würde ich

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