Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Polizistenmörder

Der Polizistenmörder

Titel: Der Polizistenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
Vom Netzwerk:
Finnlandschweden und heißt Gripenberger nach einem obskuren adligen Offizier.
    Das Wetter in Malmö war schön, die Stadt sah beinahe so aus, als ob man darin wohnen könnte.
    »Du solltest selbst einmal mit Bertil Märd reden«, schlug Mänsson vor. Martin Beck nickte.
    »Die Zeugen haben ihn identifiziert. Die Schwierigkeit ist nur, daß die gleichen Dinge tagtäglich passieren. Die Fähre geht täglich zur gleichen Zeit ab, und häufig sind es die gleichen Passagiere. Wie soll sich da das Bordpersonal nach ein paar Wochen noch an die Leute erinnern und vor allem an ein bestimmtes Datum. Sprich mit ihm, dann wirst du selbst darauf kommen.«
    »Du hast ihn doch schon verhört?«
    »Ja, aber mich hat er nicht überzeugt.«
    »Hat er ein Auto?«
    »Ja. Er wohnt im ‘Westen. Einen Steinwurf von hier, wenn man sehr gut im Werfen ist Mäster Johansgatan 23. Nach Anderslöv kann er es von da aus in etwa einer halben Stunde schaffen.«
    »Warum erwähnst du das?«
    »Tja. Er scheint hin und wieder hingefahren zu sein.« Martin Beck fragte nicht weiter.
    Es war der 3. November, ein Sonnabend, und beinahe noch ein Spätsommertag. Obwohl es Allerheiligen war, gedachte Martin Beck, Kapitän Märds Feiertagsruhe zu stören. Vermutlich war der ebenfalls nicht religiös.
    Kollberg hatte nichts von sich hören lassen. Vielleicht hatte Växjö es ihm angetan, und er hatte sich entschlossen, den Tag dort zu verbringen.
    Vielleicht hatte ihn jemand mir heimlich gefangenen Krebsen gelockt. Natürlich gab es heutzutage überall tiefgefrorene, aber Kollberg war nicht hinters Licht zu führen. Am allerwenigsten, wenn es sich um Krebse handelte.
    Rhea hatte ihn am Morgen angerufen, und seine Stimmung hatte sich prompt gehoben. Wie stets. In nur einem Jahr hatte sie sein Dasein verändert und ihm mehr Erfüllung beschert als die zwanzigjährige Ehe mit einem Menschen, den er tatsächlich einmal geliebt und der ihm zwei Kinder und viele glückliche Stunden geschenkt hatte. Wenn man schon anfängt, so was zu zählen. Geschenkt, was für ein gräßlicher Ausdruck übrigens. Gehörten dazu nicht zwei Menschen? Er hatte jedenfalls nie dieses Gefühl gehabt Mit Rhea Nielsen war das alles anders. Ein offenes Verhältnis, sicher, mehr beinhaltete als eine Liebesbeziehung. Zusammen mit dieser eigenartig vollkommenen Frau hatte er andere Menschen kennengelernt und verkehrte mit ihnen auf eine Art und Weise, die ihm früher niemals vergönnt gewesen war. Ihr Haus in Stockholm war etwas völlig anderes als ein normales Mietshaus. Man konnte es beinahe eine Großfamilie nennen, ohne die diesem Ausdruck anhaftenden häufig berechtigten, aber ebenso häufig auch nur unterstellten Kehrseiten. Großfamilien rauchen Haschisch und rammeln wie die Kaninchen. Dazwischen reden sie dummes Zeug und essen makrobiotische Mahlzeiten, niemand arbeitet, und alle leben von der Fürsorge. Die Mitglieder fühlen sich als Opfer mißglückter Gesellschaftspolitik. Häufig nehmen sie LSD und bilden sich ein, fliegen zu können; sie stoßen ihrem besten Freund ein Stilett in den Bauch, um Erfahrungen zu sammeln, oder sie begehen Selbstmord.
    Noch vor gar nicht langer Zeit hatte er selbst daran geglaubt, jedenfalls teilweise. Und ganz gewiß lag ein Körnchen Wahrheit darin oder beinahe schon ein ganzes Maisfeld.
    Seine Dienststellung brachte das zweifelhafte Vergnügen mit sich, daß er eine Reihe von geheimen Untersuchungsberichten zu sehen bekam. Die meisten handelten von Politik, und die warf er unbesehen in den Postkorb für geheime Papiere, von wo aus sie an den nächsten vereidigten Geheimnisträger unter den Bürokraten befördert wurden. Dagegen las er alles, was seine Arbeit betreffen konnte. Selbstmord war zum Beispiel eine Angelegenheit, die ihn immer mehr interessierte. Vertrauliche Aktennotizen zu diesem Thema trafen auch immer häufiger ein. Der Ausgangspunkt war stets der gleiche: Schweden führte die Weltrangliste mit einem Abstand an, der von Rundschreiben zu Rundschreiben zunahm, aber wie bei so vielen anderen des Reichspolizeichefs durfte nichts an die Öffentlichkeit dringen. Die Erklärungen wechselten dagegen. Andere Länder fälschten die Statistiken. Lange Zeit hindurch war es populär, die katholischen Länder unter Beschuß zu nehmen, aber dann hatten der Erzbischof und einige fromme Leute unter den hohen Polizeibeamten sich beklagt. Staaten mit sozialistischen Regierungen hatten zur Abwechslung einspringen müssen, worauf sofort die Geheimpolizei

Weitere Kostenlose Bücher