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Der Polizistenmörder

Der Polizistenmörder

Titel: Der Polizistenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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vorkam.
    »Lachst du?« fragte Malm.
    »Absolut nicht«, antwortete Martin Beck unschuldig, »es rasselt nur so komisch in der Leitung. Dein Apparat wird doch nicht etwa abgehört?« Wieder so ein kritisches Thema, an das nicht gerührt werden durfte. Malm erwiderte deshalb auch hastig: »Dies ist nicht der richtige Augenblick für Scherze. Es gilt jetzt zuzuschlagen. Sofort!«
    Martin Beck schwieg, und Malm fügte versöhnlicher hinzu: »Wenn du Verstärkung brauchst, Martin, dann weißt du, daß wir dir unverzüglich helfen können. Das neue Konzentrationsprinzip…«
    Martin Beck wußte, was das Konzentrationsprinzip bewirken konnte. Nämlich daß in weniger als einer Stunde dreißig Mannschaftswagen zusammengedrängt im Ort stehen konnten. Und es bedeutete auch Maschinenpistolen, Scharfschützen, Tränengasbomben, Hubschrauber, gepanzerten Schutz und kugelsichere Westen.
    »Nein«, sagte er. »Verstärkung benötige ich am allerwenigsten.«
    »Ich gehe davon aus, daß du diesen Mann noch heute festnimmst?«
    »Nein. Das hatte ich nicht vor.
    Diese Antwort hatte eine im Flüsterton geführte Konferenz im Hintergrund zur Folge.
    Schließlich sagte Malm: »Dir ist doch klar, daß wir andere Druckmittel einsetzen können?«
    Martin Beck antwortete nicht.
    »Wenn du Schwierigkeiten machst«, setzte Malm hinzu.
    Martin Beck wußte nur zu gut, was alles unternommen werden konnte. Der Reichspolizeichef brauchte nur den obersten Staatsanwalt anzurufen, er brauchte vielleicht nicht einmal selbst zum Hörer zu greifen. Es reichte sicher, wenn Malm es tat.
    »Es wäre unverantwortlich, Bengtsson jetzt festzunehmen«, sagte Martin Beck.
    »Den Zeitungsschmierern muß der Mund gestopft werden.«
    »Das Beweismaterial reicht nicht aus.«
    »Beweise«, schnaubte Malm verächtlich. »Dies ist doch kein Sherlock-Holmes-Film.«
    Es stimmte sicher, daß Malm hin und wieder einen Sherlock-Holmes-Film im Fernsehen oder so gesehen hatte. Dagegen gab es keinen Grund für die Vermutung, er könnte auch etwas über den literarischen Hintergrund wissen.
    »Na?« fragte Malm. »Willst du den Mörder festnehmen oder nicht?«
    »Ich habe eher daran gedacht, daß wir herauszufinden suchen sollten, was mit der Frau passiert ist. Wenn es einen Mörder gibt, dann hoffe ich, daß wir ihm die Tat nachweisen können.«
    »Es scheint so, als ob wir dich mal auf Trab bringen müssen.«
    »Danke. Lieber nicht.«
    Eine Tür wurde da oben in Stockholm zugeschlagen. Martin Beck hörte es deutlich.
    »Ich bestimme hier nicht«, entschuldigte sich Malm. »Es würde tatsächlich besser für dich aussehen, wenn du dich dranmachst und Bengtsson festnimmst.«
    »Ich habe nicht die Absicht.«
    »Jetzt gleich. Bevor…«
    »Und ganz bestimmt nicht jetzt gleich.«
    Malm sagte süffisant: »Ja, wenn es so ist, dann mußt du dir die Schuld selbst zuschreiben. Und das mit den Beweisen bringst du sicher in Ordnung. Viel Glück.«
    »Danke gleichfalls.«
    Damit war das Gespräch beendet.
    Der Dienstweg im sogenannten Rechtswesen ist oftmals lang und mühsam, überladen mit Papier und allerlei bürokratischen Schwierigkeiten. Manchmal dagegen scheint es so, als ob all das gar nicht existiere. Jemand hebt einen Telefonhörer ab und befiehlt, so und so soll es sein. Und dann läuft die Sache.
    Es war noch nicht eine halbe Stunde nach dem Gespräch zwischen Martin Beck und Malm verflossen, da kam die Anweisung.
    Folke Bengtsson sollte unverzüglich in Verwahrung genommen werden. Kollberg, der längere Zeit damit beschäftigt gewesen war, ein Schachproblem in der Sonntagszeitung zu lösen, warf den Kugelschreiber weg und sagte: »Ich komme nicht mit.«
    »Du brauchst nicht«, entschied Martin Beck.
    Er und Nöjd fuhren mit dem Streifenwagen zu Folke Bengtssons Haus. Einige Journalisten fuhren hinter ihnen her, und weitere waren bereits am Haus versammelt. Außerdem hatten einige unbeteiligte Leute sich die Mühe gemacht, dorthin zu kommen.
    Es gab nicht viel zu sehen.
    Dämmerung und ein kleines Haus mit Hühnerstall und Wellblechgarage. Und einen Mann, der ungerührt Gartenabfälle auf seinen Komposthaufeii schaufelte.
    Folke Bengtsson trug genau die gleiche Kleidung wie bei ihrem ersten Besuch.
    Er schien nicht erstaunt über ihr Kommen zu sein, auch nicht ängstlich, unruhig oder ärgerlich.
    Nur genauso wie sonst auch.
    Es war eine beinahe lächerliche Wiederholung. Nöjd tastete auf dem Rücksitz herum und nahm die Konsumtüte mit den Schuhen.
    Martin Beck überlegte:

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