Der Polizistenmörder
legte die Zeitung neben sich auf den Vordersitz und fuhr in einen Seitenweg. Dort hielt er an und faltete die Zeitung über dem Lenkrad auf. Krister war tot, aber die drei Polizisten waren durchgekommen. Er selbst wurde im ganzen Land von einem großen Polizeiaufgebot gejagt. In der Zeitung wurde er »Gangster«, »Desperado« und »Polizistenmörder« genannt. Er las den Anfang des Artikels, in dem von dem Zustand der Polizisten berichtet wurde, noch einmal durch. Für zwei von ihnen war die Lage offenbar noch kritisch, aber soviel er verstand, war keiner bisher gestorben. Wie konnte man dann »Polizistenmörder« schreiben? Außerdem war er gar nicht bewaffnet gewesen.
Er las die Reportage sorgfältig durch. Weder Krister noch er selbst waren bisher identifiziert worden, auch den Wagen hatte man noch nicht gefunden. Noch jagte die Polizei das große amerikanische Auto, aber er hatte es nicht gut genug verstecken können, es würde also nicht mehr lange dauern, bis es entdeckt wurde.
Als er die Zeitung durchgelesen hatte, saß er lange da und versuchte seine Gedanken zu sammeln. Die Angst, die er schon überwunden glaubte, packte ihn wieder. Er versuchte, ruhig und besonnen zu überlegen.
Alles, was er getan hatte, war ein Einbruch und ein Autodiebstahl. Er war es nicht gewesen, der geschossen hatte. Auch wenn er gefaßt wurde, mußte das zu beweisen sein, und die Strafe für das, was er getan hatte, konnte nicht so schwer sein. Aber noch hatte er ja alle Trümpfe in der Hand, und wenn er nur kaltblütig genug vorging, hatte er die Chance, ungeschoren davonzukommen.
Schließlich knüllte er die Zeitung zusammen, warf sie in den Straßengraben und fuhr weiter. Er wußte jetzt, wie er weiter vorgehen würde.
In einem Warenhaus kaufte er die Teile für ein Kennzeichen des alten Typs. Er fuhr aus der Stadt hinaus, und auf einem kleinen Waldweg setzte er zwei Nummernschilder zusammen, schraubte die richtigen vom Auto ab und vergrub sie im Wald. Dann schraubte er die falschen Kennzeichen an und fuhr weiter in Richtung Södertälje.
Den Wagen mit den falschen Nummernschildern stellte er in die Garage, die zu dem Reihenhaus seiner Eltern gehörte. Wenn er Glück hatte, konnte er ihn dort einige Tage stehenlassen. Sein Vater war Handelsreisender und häufig tagelang mit dem Auto unterwegs.
Er hatte Glück. Seine Mutter war zu Hause, aber der Vater würde erst zum Wochenende zurück sein. Seiner Mutter erzählte er, daß er den Wagen von einem Freund geliehen hätte.
Sie freute sich, ihn zu sehen, und ihre Freude wurde noch größer, als er erklärte, er würde einige Tage bei ihr bleiben.
Am Abend kochte sie ihm sein Leibgericht, Beefsteak mit Zwiebeln und Bratkartoffeln und Apfelkuchen mit Vanillesoße.
Er ging früh ins Bett, und als er im Bett seines Vaters einschlief, fühlte er sich relativ sicher.
Am Morgen des 21. November starb Gustav Borglund in der Infektionsklinik von Malmö. Er war zu spät ins Krankenhaus eingeliefert worden, und die Ärzte hatten keine größere Chance gehabt als eine Flasche 7-up im Fegefeuer.
Aber Emil Elofsson und David Hector überstanden die Krise, vor allem dank der Kunst der Chirurgen. In Schweden gab es nicht mehr viele gute Ärzte, denn die Behörden hatten durch ihre Dummheit die meisten dazu gezwungen, das Land zu verlassen, aber Elofsson und Hector hatten Glück. Sie wurden prompt und erstklassig behandelt und galten als sogenannte privilegierte Pflegefälle.
Beide hatte es natürlich böse erwischt, besonders Elofsson, der einen Schuß durch die Leber und einen in die Nähe der Bauchspeicheldrüse abbekommen hatte; die chirurgische Kunst hatte jedoch seit den Schicksalstagen von James Garfield Fortschritte gemacht, und die Ärzte, die trotz des herrschenden Systems aus Loyalität ihren Mitbürgern gegenüber dageblieben waren, beherrschten ihr Handwerk, auch wenn sie häufig so überarbeitet und müde waren, daß ihnen das Skalpell während der Operation aus den Händen fiel.
Elofsson und Hector waren nicht ansprechbar, weder am Montag noch am Dienstag, und Borglund wußte von nichts, ihm war nicht einmal bewußt, daß er sterben mußte.
Das taktische Kommando der Polizei machte genau die Fortschritte, die man vorausgesehen hatte. Es glückte weder, das Fluchtauto zu finden, noch die Person, die erschossen worden war, zu identifizieren.
Borglund krönte seine lange Karriere vergleichsweise gutmütigen Fehlverhaltens damit, daß er seinen letzten Seufzer gegen vier
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