Der Polizistenmörder
Uhr früh am Mittwochmorgen tat. Er war kein böser Mensch gewesen, und einmal hatte er sogar Elofsson dazu ermuntert, einem jugoslawischen Kind einen Hustenbonbon zu geben, obwohl das den Dienst schwieriger machte.
Die Nachricht von seinem Tod erreichte im Laufe weniger Stunden die Reichspolizeileitung. Sie brachte das Faß zum Überlaufen und löste unmittelbar eine Reihe von Telefonaten zwischen Malm und dem Polizeimeister in Malmö aus. Malm hatte den Herrscher im Rücken, während er sprach, und es war beinahe ein Wunder, daß die Telefonleitung nicht durch die Vibration zerstört wurde.
Die Reichspolizeileitung wollte Taten sehen.
Und damit meinte sie das Hin-und-her-Transportieren von vielen Polizisten in kugelsicheren Westen und mit Helmen mit herunterklappbarem Plexiglasschirm.
Außerdem meinte man Scharfschützen mit automatischen Waffen und Tränengasbomben; all das stand als Dauerleihgabe des Militärs zur Verfügung.
Lennart Kollberg verstand unter Taten das Befragen der Leute.
Er hatte den Montag und den Dienstag vorwiegend damit verbrachte einen Strom junger Leute zu beobachten, die willkürlich von eifrigen Polizisten festgenommen worden waren, nur weil sie entweder Ausländer oder verdächtig gekleidet waren.
Kollberg hatte lange genug Dienst getan, um zu wissen, daß man eine Person nicht nur deswegen als mutmaßlichen Mörder bezeichnen kann, weil sie seit einem halben Jahr nicht beim Friseur gewesen ist. Außerdem war, soviel er wußte, niemand ermordet worden.
Doch nach Borglunds Ableben waren alle so nervös und aufgehetzt, daß irgend jemand etwas Konstruktives unternehmen mußte.
Darum holte er seinen Wagen aus der Garage des Hotels St. Jörgen, in dem höhere Polizeibeamte untergebracht wurden, und fuhr zum Malmöer Allgemeinen Krankenhaus.
Er wollte mit Elofsson und Hector sprechen; die Ärzte hatten gesagt, daß das jetzt möglich sei, denn beide waren wieder so klar bei Sinnen, wie sie es überhaupt nur werden konnten.
Kollberg war hart im Nehmen, das bewahrte ihn jedoch nicht vor einem leichten Schock, als er die Abteilung betrat. Er blickte auf den Merkzettel, den er von Per Mänsson erhalten hatte. Tatsächlich, er war an der richtigen Stelle, und daß er sich in Schweden befand, war ihm schon vorher bekannt gewesen.
Das Gebäude stammte aus dem 19. Jahrhundert, und der Saal war mit ungefähr dreißig Männern belegt. Viele davon waren offenbar schwer krank, denn er hörte Stöhnen und wimmernde Hilferufe. Der Gestank war nicht auszuhalten, und der Raum als Ganzes erinnerte stark an einen Verbandsplatz aus der Zeit des Krim-Krieges. Es gab nicht einmal Tücher oder Wandschirme zwischen den Betten.
Eine junge Frau in weißem Kittel mit abwesendem Gesichtsausdruck schien die Putzfrau zu sein. Als er nach dem Arzt fragte, starrte sie ihn träumerisch mit großen hellblauen Augen an und fragte: »Meinen Sie den Doktor? Der kommt noch nicht.«
Weitere Auskünfte waren von ihr nicht zu bekommen.
Aber es gab tatsächlich einen diensthabenden Arzt, einen Mann mit schwarzem Schnurrbart, der sein Hemd bis zum Nagel aufgeknöpft hatte. Er saß im Personalzimmer und trank Kaff Sein einziger Fehler war, daß er aus Afghanistan kam, einen Namen hatte, den man nicht aussprechen konnte, und ein Englisch sprach, das möglicherweise einem mongolischen Schafhirten Ehre gemacht hätte.
Wenn es zuwenig Arzte gab, und daran konnte niemand zweifeln, so war der Mangel an Krankenschwestern noch viel einschneidender. Schließlich fand er trotzdem eine. Weil einige Stellen nicht besetzt waren, betreute sie zwei Stationen und hatte vierzehn Stunden hintereinander gearbeitet, was ihr jedoch nicht anzumerken war. Sie war eine blonde, ausgeglichene Frau von etwa fünfunddreißig Jahren, kräftig und sanft, mit wachen Augen und muskulösen Waden.
Ausgesprochen hübsch, fand Kollberg, der ein Sensualist war.
Wäre er zehn Jahre jünger gewesen, hätte der Funke sofort gezündet. Jetzt liebte er jedoch nur seine Frau, die brünett war und die er mit großer Sorgfalt ausgewählt hatte. Sie erfüllte seine intellektuellen und nicht zuletzt seine sexuellen Wünsche und war eine feine Frau, die ihn so glücklich machte, wie er es sich besser nicht vorstellen konnte.
Einen Augenblick lang versank er in Gedanken über die Rolle der Geschlechter und den absurden Unterschied zwischen Mann und Weib.
Gun war hübsch und erinnerte ein wenig an Tatjana Samojlowa, die seine Lieblingsschauspielerin war. Er ging
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