Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Polizistenmörder

Der Polizistenmörder

Titel: Der Polizistenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
Vom Netzwerk:
schreiben heute nicht besser. Aber was steht da?«
    »Ronnie, glaube ich.«
    »Und dann etwas mit einem großen K, danach ein kleines a und dann ein Regenwurm.«
    »Das kann Ronnie Kaspersson oder Kasparsson heißen. Aber ich kann nur raten.«
    »Ronnie steht da jedenfalls.«
    »Wir müssen prüfen lassen, ob es einen Ronnie Kaspersson gibt.« Skacke betrat den Raum. Er stand da und trat eine Weile von einem Fuß auf den anderen. Kollberg blickte ihn an.
    »Dieses Gehabe kannst du nun langsam sein lassen. Die alten Geschichten sind vergessen und begraben. Wenn wir zusammenarbeiten sollen, kannst du dich nicht wie ein Fünfjähriger benehmen, der Marmelade genascht hat. Was ist los?«
    »Ich habe hier ein paar junge Leute, die Krister Paulson gekannt haben. Ein Mädchen und zwei Jungens. Die Fürsorge hat uns geholfen, sie ausfindig zu machen. Die haben noch mehrere gefunden, aber diese sind die einzigen, die bereit sind, mit uns zu sprechen. Vielleicht: Will einer von euch sich mal mit ihnen unterhalten?«
    »Ja«, antwortete Kollberg, »mache ich gern.«
    Die Jugendlichen sahen höchst alltäglich aus. Das heißt, vor sieben oder acht Jahren hätten sie sicher noch Aufsehen erregt. Sie trugen lange, mit Stickereien versehene Lederjacken, die Jungen hatten dazu Jeans an, die ebenfalls an allen nur denkbaren Stellen mit Stickmustern verziert waren, und das Mädchen einen knöchellangen Rock, der indisch oder marokkanisch oder so aussah. Alle trugen Lederstiefel mit hohen Absätzen, und ihre Haare reichten bis zu den Schultern.
    Sie sahen Kollberg mit einer stumpfen Gleichgültigkeit an, die jederzeit in offene Feindseligkeit umschlagen konnte.
    »Hej«, begrüßte Kollberg sie, »wollt ihr etwas haben? Kaffee und Gebäck oder so etwas?«
    Die jungen Männer murmelten zustimmend, ohne eigentlich etwas zu sagen, aber das Mädchen strich sich die Haare aus dem Gesicht und antwortete mit heller Stimme: »Es ist ungesund, Kaffee und einen Haufen weißes süßes Brot in sich hineinzuschaufeln. Wer in dieser Gesellschaft gesund bleiben will, muß sich an die reinen Naturprodukte halten. So was gibt es ja. Fleisch und alle präparierten und konservierten Sachen soll man vermeiden.«
    »Sehr gut«, lobte Kollberg.
    Er wandte sich an den Polizeiaspiranten, der an der Tür stand und sich sichtlich nicht recht wohl fühlte, denn einerseits wollte er überlegen und bullenhaft auf die drei Jugendlichen wirken und andererseits Kollberg gegenüber dienstwillig und untertänig auftreten.
    »Hol uns dreimal Kaffee und einen großen Berg Kuchen. Und dann gehst du zu dem makrobiotischen Geschäft an der Ecke und kaufst eine biodynamische Mohre.«
    Der Polizeiaspirant ging. Die Jungen feixten, das Mädchen dagegen saß ruhig und ernst und kerzengerade da.
    Der hoffnungsvolle Polizist war ein wenig rot im Gesicht, als er mit dem Kaffeekorb und der Mohre zurückkam.
    Jetzt grinsten alle drei, und Kollberg hätte selbst gern ein wenig gelächelt. Leider fiel es ihm nur allzu leicht, das Lächeln zu unterdrücken.
    »Es ist nett von euch, daß ihr gekommen seid«, begann er. »Ihr wißt, worum es geht?«
    »Krister«, antwortete einer der Jungen.
    »Ganz recht.«
    »Krister war im Grunde kein schlechter Mensch«, sagte das Mädchen.
    »Aber die gesellschaftlichen Verhältnisse hatten ihn zerstört, und er haßte seine Umwelt. Und jetzt haben die Bullen ihn erschossen.«
    »Er hat selbst auch auf zwei von ihnen geschossen«, unterbrach Kollberg.
    »Ja. Das wundert mich eigentlich nicht.«
    »“Warum?«
    Nach einer kurzen Pause antwortete einer der Jungen: »Er war immer bewaffnet. Mit einem Dolch oder einem Ballermann oder so. Krister sagte, daß man heutzutage eine Waffe tragen müßte. Er war ein wenig desperat oder wie man das nennen soll.«
    »Meine Aufgabe ist es, solche Dinge zu untersuchen. Das ist eine widerwärtige und undankbare Arbeit.«
    »Und unsere sehr widerwärtige und undankbare Aufgabe ist es, dieses verkommene Gemeinwesen, das wir nicht runtergewirtschaftet haben, einmal zu übernehmen und wieder in Ordnung zu bringen«, sagte das Mädchen.
    »Hat Krister Polizisten verabscheut?«
    »Wir alle hassen die Polypen. Weshalb sollten wir auch nicht? Die Bullen hassen uns ja auch.«
    »Das stimmt. Nirgends dürfen wir uns aufhalten, und nichts dürfen wir tun. Sobald man sich auf eine Bank oder irgendwo auf den Rasen setzt, sind die Schlägertypen hinter uns her und hacken auf uns herum, und wenn sie eine Chance haben, verprügeln

Weitere Kostenlose Bücher