Der Polizistenmörder
sie uns auch.«
»Oder sie verspotten uns«, ergänzte das Mädchen. »Und das ist beinahe noch schlimmer.«
»Hat einer von euch den jungen Burschen getroffen, den Krister mit nach Ljunghusen genommen hat?«
»Kasper, ja«, sagte der Junge, der bisher geschwiegen hatte. »Ich habe ihn kurz gesehen. Dann bin ich gegangen, weil das Bier alle war.«
»Was war er für einer?«
»Ein freundlicher Kerl. Friedlich. Genau wie wir anderen.«
»Du wußtest, daß er Kasper genannt wurde?«
»Ja, aber ich glaube, er hieß eigentlich anders. Ich habe so was gehört, als ob er Robin oder Ronnie oder so was gemurmelt hat.«
»Wie beurteilt ihr das, was da draußen geschehen ist?«
»Das ist wohl ein typischer Fall«, antwortete der erste Junge. »Genauso muß es ja kommen. Alle hassen uns, die Polizei am allermeisten, und wenn einer von uns schließlich verzweifelt und sich dagegen wehrt, dann passiert so was. Ich verstehe nur nicht, daß nicht viel mehr junge Männer sich Messer oder Schußwaffen anschaffen. Warum sollen immer nur wir die Schläge einstecken?«
Kollberg dachte eine Weile nach, dann fragte er: »Wenn ihr die Möglichkeit hättet, alles zu tun, was ihr wolltet, was würdet ihr dann machen?«
»Ich würde Kosmonaut werden und weit weg in den Weltraum abhauen«, antwortete der eine der Jungen.
Aber das Mädchen sagte: »Ich würde gern auf einen Bauernhof ziehen und gesund und richtig leben. Und außerdem möchte ich viele Tiere und viele Kinder haben und darauf achten, daß sie nicht vergiftet werden, sondern wie richtige Menschen aufwachsen.«
»Darf ich in deinem Küchengarten ein bißchen Hasch anpflanzen?«
fragte einer der Jungen.
Viel Interessantes wurde nicht mehr gesprochen, und Kollberg ging zurück zu Mänsson und Skacke.
Diesmal ging es voran.
Es gab jemanden, der Ronnie Kaspersson hieß.
Der vorbestraft war und dessen Fingerabdrücke sowohl auf dem Lenkrad als auch auf dem Armaturenbrett gefunden worden waren.
Außerdem fand sich ein aufmerksamer Tankwart in der Nähe von Katrineholm, der den Wagen vollgetankt hatte, der am Sonntag in Vellinge gestohlen worden war. Es war ihm auch aufgefallen, daß der Fahrer lange, blonde Haare hatte und mit Fünf-Kronen-Stücken bezahlte. Der Mann hatte erstaunlich gut aufgepaßt und sich die Einzelheiten gemerkt, er kannte sogar noch die Autonummer. Als Kollberg ihn nach dem Grund fragte, antwortete er: »Ich schreibe mir alle Autonummern auf. Eine alte Gewohnheit. Gibt es eine Belohnung dafür?«
»Ja. Ich werde das nächstemal, wenn ich da vorbeikomme, bei dir tanken. Aber wundere dich nicht, wenn ich einen falschen Bart und gefälschte Kennzeichen habe.«
Am Freitag wußten sie fast alles über Ronnie Kaspersson. Wo seine Eltern wohnten, wo er zuletzt gesehen worden war, in welcher Richtung er davongefahren war, nämlich nach Norden, sogar seine Geburtsnummer.
All dies bedeutete, daß die Fahndung in Malmö so gut wie abgeschlossen war.
Die Jagd nach dem Polizistenmörder fand an anderen Stellen im Land statt.
»Die Arbeitsgruppe Malmö ist aufgelöst«, befahl Malm militärisch. »Du meldest dich so schnell wie möglich bei mir in Stockholm.«
»Leck mich am Arsch«, murmelte Kollberg.
»Was?«
»Ach, das war weiter nichts.«
Als er seinen Koffer gepackt hatte und hinunterging, um sein Auto zu holen, wurde ihm bewußt, daß er sehr bald endgültig genug haben würde.
Am Mittwochabend erfuhr Ronnie Kaspersson, daß einer der an der dramatischen Schießerei in Ljunghusen beteiligten Polizisten gestorben war.
Die Nachrichtensprecherin drückte sich so aus. Dramatische Schießerei in Ljunghusen.
Er saß zusammen mit seiner Mutter auf dem Sofa, sah fern und hörte, wie seine Personenbeschreibung verlesen wurde. Der Mann, der von der Polizei im ganzen Land gesucht wird, ist etwa zwanzig Jahre alt, von kleiner Statur, hat lange, blonde Haare und trägt Jeans und eine dunkle Popelinjacke.
Er schielte zu seiner Mutter hin. Sie war mit ihrem Strickzeug beschäftigt, runzelte die Stirn und bewegte die Lippen, wahrscheinlich zählte sie Maschen.
Die Beschreibung war nicht sehr ausführlich und stimmte nur in zwei Punkten. Er war zwar gerade erst neunzehn geworden, wußte aber aus Erfahrung, daß man ihn nicht selten für sechzehn oder siebzehn hielt. Er hatte eine schwarze Lederjacke angehabt. Außerdem waren ihm, trotz seiner vorgetäuschten Proteste, von seiner Mutter am Abend vorher die Haare abgeschnitten worden.
Die Nachrichtensprecherin
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