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Der Polizistenmörder

Der Polizistenmörder

Titel: Der Polizistenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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lagen.
    »Asozial. Gegen die Gesellschaft eingestellt. Er hatte keine Ausbildung erhalten und war immer arbeitslos gewesen. Aber er ist niemals wegen eines Gewaltverbrechens verurteilt worden, obwohl hierdraus hervorgeht, daß er auch bei früheren Unternehmungen bewaffnet war. Wollte wohl angeben. Rauschgiftsüchtig war er auch.«
    Kollberg seufzte. Genau dieser Typ war in der sogenannten Wohlfahrtsgesellschaft so verbreitet, daß man die Zahl derjenigen, die dazu gezählt werden mußten, nicht mehr überblicken konnte. Und was schlimmer war: man hatte nicht die geringste Ahnung, wie man ihnen helfen konnte.
    Die Maßnahmen der Polizei beschränkten sich darauf, ihnen eins mit dem Gummiknüppel überzuziehen und sie im Arrest zu verprügeln.
    »Ich frage mich, ob er geschossen hätte, wenn Hector nicht mit der Pistole rumgefummelt hätte?« murmelte Kollberg.
    »Was meinst du?«
    »Nichts. Ich habe nur laut gedacht.«
    Mänsson schwieg einen Augenblick. Dann sagte er: »Ich habe gehört, was du gesagt hast. Ich habe mir das auch schon überlegt. Aber ich habe aufgehört, darüber nachzudenken. Entscheidend ist doch, daß wir darauf nie eine Antwort erhalten werden.«
    »Hast du mal getötet?«
    Mänsson betrachtete seinen zerkauten Zahnstocher und lachte vor sich hin.
    »Ja«, antwortete er. »Hab ich. Eine Kuh, die aus einer Schlachterei weggelaufen war und in der Stadt herumrannte. Das war, als wir noch Straßenbahnen hatten, und das Biest ging auf der Kreuger und Tollbrücke auf die alte Dampfstraßenbahn los. Reiner Stierkampf.«
    »Mmm«, brummte Kollberg wieder.
    »Aber das ist lange her. Und war außerdem sozusagen ein Sonderfall. Mir hat es noch lange danach leid getan, daß ich damals den Säbel nicht bei mir hatte. Sonst hätte ich ja als Matador auftreten können.«
    »Ich habe niemals auf eine Kuh geschossen.«
    »Da hast du nichts versäumt. Sie lag nur so da und blutete mitten auf der Straße und starrte mich an. Nein, jetzt habe ich niemals mehr eine Pistole bei mir. Die liegt natürlich hier im Schubfach.«
    Er klopfte auf die Schreibtischplatte.
    »Ich halte nicht viel vom Schießen, und das wolltest du doch wohl wissen. Außerdem kann ich nicht mehr gut genug sehen.«
    Kollberg schwieg.
    »Ich habe übrigens vor einigen Jahren eine interessante Sache miterlebt. Das war zu einer Zeit, als ich immer noch mit der Chance rechnete, Kriminalkommissar zu werden, deshalb bin ich zu einem Studienbesuch nach England gefahren. Nicht nach London, sondern in eine andere Stadt. Die hieß Lutton. Die Polizisten, die ich begleiten durfte, bekamen an einem Abend eine schwere Nuß zu knacken. Da war ein Verrückter, der brach gewaltsam bei seiner geschiedenen Frau ein und bedrohte sie und machte großen Krach. Er hatte eine Pistole in einer Hand und ein Samuraischwert in der anderen.«
    »Was wurde daraus?«
    »Na, als wir hinkamen, sollten zwei Polizisten, gewöhnliche Bobbies, hineingehen und ihn festnehmen. Aber er war wie von Sinnen und schlug mit dem Schwert um sich, und der eine Polizist bekam einen Schlag über die Hand ab. Dann feuerte der Typ mehrmals in die Luft. Und weißt du, was sie da getan haben?«
    »Nein.«
    »Sie schickten nach zwei weiteren Polizisten, die von der Wache ein großes Netz mitbrachten. Dann warfen sie das Netz über den Kerl und fingen ihn, so als ob er ein Zirkusbär sei. Mit einem Netz, kaum zu glauben, nicht?«
    »Keine dumme Idee«, entgegnete Kollberg.
    »Ich wollte darüber in Svensk Polis schreiben. Aber dann hätten die Herren von der Reichspolizeileitung sich bloß halbtot gelacht. Wahrscheinlich wäre das auch gar nicht veröffentlicht worden.«
    »Über diesen Kasper wissen wir immer noch nichts?« fragte Kollberg.
    »Nein. Aber wir haben zwei gute Eisen im Feuer. Erst mal können wir mit den Kameraden von diesem Krister Paulson sprechen. Wenn die was sagen wollen. Jugendliche sind heutzutage oft so komisch.«
    »Nicht wenn man selbst mit ihnen spricht«, widersprach Kollberg.
    »Und zweitens müßte es in dem Auto Fingerabdrücke geben. Oder etwas anderes.«
    Mänsson trommelte mit den Fingern auf der Schreibtischplatte.
    »Dieser Krister Paulson stammte aus Stockholm. Typisch. Jetzt ist es dort so schlimm geworden, daß es nicht mal mehr die Gauner dort aushaken. Statt dessen kommen sie hierher und machen Stunk.«
    Mänsson hatte in gewisser Weise recht, aber Kollberg begnügte sich damit, die Schultern hochzuziehen.
    Das Telefon klingelte.
    Mänsson machte eine

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