Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Polizistenmörder

Der Polizistenmörder

Titel: Der Polizistenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
Vom Netzwerk:
danach trafen sie den Polizeiassistenten, der die Wohnung gefunden hatte. Er ging zu Fuß Streife auf der Hauptstraße, hatte rote Haare und sprach nicht den Dialekt von Skäne.
    »Gut gemacht«, lobte Martin Beck.
    »Danke.«
    »Hast du mit den Nachbarn gesprochen?«
    »Ja. Aber das hat nicht viel ergeben. Meistens ältere Leute. Die haben bemerkt, daß da manchmal abends jemand drin war, aber die meisten gehören zu denen, die um sieben ins Bett gehen. Einen Mann haben sie niemals gesehen, dagegen eine Frau. Der alten Dame, die sie gesehen hat, fiel plötzlich ein, daß es eins der Mädchen aus der Konditorei sein könnte. Aber erst, nachdem ich das angedeutet hatte. Dagegen haben einige vom. Fenster aus einen beigefarbenen Wagen gesehen, der manchmal auf der Straße parkte. Einen Volvo, meinten sie.«
    Martin Beck nickte. Die Teile des Puzzles begannen sich zusammenzufügen.
    »Gute Arbeit«, sagte er und merkte, daß er sich wiederholte.
    »Ach, das hat Spaß gemacht. Schade nur, daß wir diesen Kaj nicht erwischt haben.«
    »Wenn es den überhaupt gibt«, sagte Nöjd.
    »Den gibt es«, sagte Martin Beck, als sie zum Polizeigebäude gingen, »da kannst du sicher sein.«
    »Wenn du das meinst.«
    Es war ein bitterkalter Tag, obwohl der Himmel immer noch klar war. Im Hafenbecken lag eine ostdeutsche Fähre, die Rügen hieß. Ungewöhnlich häßlich, dachte Martin Beck.
    Seit langer Zeit schon waren die Schiffe immer häßlicher geworden. Kaj, dachte er. Putzwolle, Nickelspäne. Beigefarbener Volvo. Und dann der unmögliche Folke Bengtsson.
    Aber jetzt sah er die Dinge trotz allem optimistischer.
    Karl Kristiansson und Kenneth Kvastmo paßten überhaupt nicht zusammen. Obwohl sie seit anderthalb Jahren im gleichen Streifenwagen saßen, hatten sie sich nicht viel zu sagen und noch weniger füreinander übrig.
    Kvastmo stammte aus Värmland, ein großer, stämmiger Mann mit blondem Haarschopf, Stiernacken und einer Stirn wie ein Waschbrett über der breiten, dicken Nase. Als Polizist war er sorgfältig und hartnäckig, eifrig und aggressiv. Diensteifrig, kurz gesagt. Außerdem war er sehr neugierig Kristiansson war stets faul gewesen, und mit denjahren wurde er immer träger Er dachte selten an seinen Dienst, sondern fast ausschließlich an Fußballtoto und an Essen, und manchmal spürte er Schmerzen von einer alten Schußwunde. Ein anderer Polizist hatte ihn zwei Jahre früher, genauer gesagt am 3. April 1971, ins Knie getroffen. Von vielen mißglückten Tagen war dieser der unglücklichste seines Lebens gewesen. Er hatte seinen besten Freund an jenem kühlen Sonnabend verloren, außerdem war er selbst angeschossen worden und hatte lediglich vier Richtige mit seinem reduzierten unfehlbaren System erzielt. Kristiansson war der Ansicht, daß Kvastmo ein unverbesserlicher Schafskopf war, der sich immer nur über alle und alles beschwerte und beklagte und darüber hinaus den Dienst erschwerte, indem er unablässig irgendwo eingriff. Kristiansson selbst griff jetzt überhaupt nicht mehr ein, es sei denn, auf ausdrücklichen Befehl oder wenn er sehr stark provoziert wurde. Und solange er im Streifenwagen saß und sich damit begnügte, mit leeren blauen Augen durch die Windschutzscheibe zu starren, war er auch für die notorischsten Provokateure kaum zu erreichen. Aber Kvastmo tat alles, um sich das Leben zu erschweren. Er kämpfte einen pausenlosen Kampf gegen die Unterwelt. Obwohl die schwedische Polizei feste Beförderungsregelungen hatte und es sich daher kaum lohnte, Pluspunkte zu sammeln, war er ständig auf der Jagd nach einer Gelegenheit, von Amts wegen eingreifen zu können. Und so, wie die Gesellschaft beschaffen war, brauchte er selten lange zu suchen. Sein Traum war, in den berüchtigten Wachdistrikt Östermalm versetzt zu werden, wo man völlig unnötigerweise täglich fünfmal soviel Menschen festnahm wie in allen anderen Stockholmer Distrikten zusammengenommen. Das neue Gummiknüppel-Gesetz gab diensteifrigen Polizisten phantastische Möglichkeiten, Leute zu schikanieren, besonders Jugendliche, die beispielsweise auf Parkbänken saßen und sich unterhielten, weil sie nicht wußten, wo sie sonst bleiben sollten. Menschen dieses Schlages galten automatisch als verdächtig und konnten ohne besonderen Anlaß festgenommen werden. Dann konnte man sie sechs Stunden lang einbuchten, im Arrest verprügeln und wieder laufenlassen, um gleich darauf bei einer neuen Razzia nach militärischem Muster die gleichen Personen

Weitere Kostenlose Bücher