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Der Polizistenmörder

Der Polizistenmörder

Titel: Der Polizistenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Malrnö ist, sind in diesem Jahr hundertfünf Morde begangen worden, im Verhältnis gesehen sind das zehnmal so viel wie in New York. Die einzige Stadt mit zuverlässiger Statistik, in der es noch schlimmer zugeht, ist Detroit. Einundzwanzig von diesen Morden wurden mit Schußwaffen verübt. Das muß ja noch schlimmer als in Stockholm sein.«
    »Steht da auch, wie viele Überfälle und Raubüberfälle die gehabt haben?«
    »Nein, das allerdings nicht. Wenn wir die Zahlen nun mit denen des Trelleborger Polizeidistrikts vergleichen, dann haben wir hier also einen Mord gehabt. Und das ist eine ungewöhnlich hohe Ziffer.«
    »Einen. Aber es reicht, daß ich schlecht schlafe. Heute nacht habe ich wieder von Bengtsson geträumt.«
    Nöjd lachte. »Von Folke? Ich hätte nichts gesagt, wenn du von Sigbrit geträumt hättest.«
    Nöjd berührte hier ein psychologisches Phänomen, das auf Martin Beck zutraf und sicher auch auf eine Reihe anderer Polizeibeamter in ähnlicher Stellung. Er konnte im allgemeinen tote und auch verstümmelte menschliche Körper begutachten, ohne auch nur mit den Wimpern zu zucken. Auch wenn er ein gewisses Unbehagen spürte, war er in der Lage, das alles wie einen alten Mantel abzustreifen, sobald er seine vier Wände betrat Dagegen quälte er sich über Gebühr mit Fällen ab, wenn es ihm so vorkam, als würde etwas falsch gemacht, zum Beispiel wie bei dieser Geschichte mit Sigbrit Märd und Folke Bengtsson. Einem Mann, der von vornherein verurteilt war und sich nicht verteidigen konnte.
    »Eine andere Nachricht vom heutigen Tage betrifft die Untersuchung des Tatorts«, sagte Nöjd. »Das Knäuel Putzwolle, das ich selbst während unserer Besichtigung dort in der Nähe der Leiche gefunden hatte. Um die Wahrheit zu sagen, hatte ich das völlig vergessen.« Er lachte laut »Was ist denn damit?«
    »Es ist kriminaltechnisch untersucht worden. Hier ist das Ergebnis. Es enthielt Baumwollfäden, Kies, Schmutz, Lehm, Fett, Öl und Nickelspäne. Kies und Schmutz von derselben Beschaffenheit wie die Proben, die wir in der Lehmkuhle genommen haben, in der Sigbrit lag. Dagegen war der Boden dort, wo ich die Wolle gefunden habe, von völlig anderer Art. Man kann also vermuten, daß die Person, die Sigbrit umgebracht hat, sich damit die Stiefel abgeputzt hat. Stiefel muß er zweckmäßigerweise angehabt haben.«
    »Nickelspäne. Das ist was Besonderes.«
    »Das finde ich auch. Jedenfalls nichts, was Folke mit dem Mord in Verbindung bringt.«
    Aber Folke Bengtsson wird verurteilt werden, dachte Martin Beck. Wenn nicht…
    »Nun machen wir uns aber auf den Weg zur Jagd.«
    Die Jagd wurde ein besonderes Erlebnis für Martin Beck, der so etwas noch nie mitgemacht hatte. Bekleidet mit Nöjds Reservestiefeln, Jeans, Duffelcoat und einer Pudelmütze, die Evert Johanssons Frau gestrickt hatte, lief er neben Nöjd her, der den sich sträubenden Timmy an der Leine hielt. Martin Beck trug die Schrotflinte, Nöjds Reservewaffe, mit dem Lauf in der linken Armbeuge, so hatte er es, vermutlich in einem Film, die richtigen Jäger tun sehen.
    »Du hast den ersten Schuß. Du bist schließlich der Gast. Ich nehme den zweiten.«
    Der Wiesenboden war weich und federte unter ihren Füßen, das Gras stand hoch und war nach der kalten Nacht gefroren. Einzelne Blumen trotzten dem rasch näher rückenden Winter, und an einigen Stellen wuchsen bläuliche Pilze in großen Ringen.
    »Die sind eßbar«, sagte Nöjd. »Schmecken sehr gut. Wir können nachher welche sammeln und als Beilage mitnehmen. Sagt man nicht so?« Die Hüte der Pilze waren gefroren, ganz oder teilweise, aber für die Jahreszeit war es ein herrlicher Tag. Martin Beck schritt schweigend vor sich hin; er hatte gehört, daß Jäger gefälligst ruhig zu sein hatten. Und er dachte nur ab und zu an erwürgte geschiedene Frauen, entlassene Sexualverbrecher, Schlüssel, die zu keiner Tür passen wollten, und Putzwolleknäuel mit Nickelspänen.
    Die Luft war klar und rein und der Himmel mit einzelnen zerzausten Wolken geschmückt Alles war schön.
    Plötzlich flog der Vogel auf, von einem Punkt, der nicht ganz einen Schritt von seinen Füßen entfernt war. Martin Beck wurde total überrascht, izuckte zusammen und drückte ab, und der Vogel flog davon, als wäre er von einem Katapult abgeschossen.
    »Jesses«, kicherte Nöjd. »Dich möchte ich beim Tontaubenschießen nicht in meiner Mannschaft haben. Wirklich nett von dir, daß du Timmy und mich nicht angeschossen

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