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Der Portwein-Erbe

Titel: Der Portwein-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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dort . . .«
    »Das Santuário de Nossa Senhora dos Remedios kannst du nicht meinen. Es ist einzigartig, wie es sich über viele Stufen den
     Berg hinauf erstreckt. Eine Treppe in den Himmel.« Dona Madalena war von seiner Ignoranz offenbar entsetzt. »Es ist ein Kleinod
     unseres Barock.«
    »Ich meine die Gegenwart und ihre Architektur. Nur Freizeitarchitektur ist schlimmer, Themenparks oder Fitnesscenter im zwölften
     Stock. Beim Rest, so wie in Lamego, habe ich immer den Eindruck, es wäre Folklore.«
    »Frederico hat denselben Unsinn von sich gegeben. Kunstschätze sind das. Geh ins Museum am Largo de Camões, im Bischofspalast.
     Da findest du wunderbare Artefakte   |262| aus dem Mittelalter, traumhaft schöne Skulpturen aus Holz, unsere klerikale Kunst. Ich war mit ihm dort. Es hat ihm wirklich
     gefallen.«
    Das war für Nicolas kein Argument.
    »Du kannst dir kaum vorstellen, Madalena, was ich schon gesehen habe. Während der Schulzeit und während des Studiums.«
    »Balsemão musst du besuchen«, fuhr sie ungerührt fort. »Eine vorromanische Kirche aus dem zehnten Jahrhundert, das Kloster
     von Ferreirim oder das prähistorische Dorf von Daladas und Ucanha mit der mittelalterlichen Brücke über den Rio Varoasa ...
     Nutze deine Zeit, Nicolau, so bald wirst du dazu nicht wieder Gelegenheit haben.«
    Er horchte auf. Trotzdem versuchte er, seiner Stimme einen unbefangenen Klang zu geben.
    »Wie ist das gemeint?« Seit er die Sägespäne unter der Kellertreppe gefunden hatte, war er vom Misstrauen beherrscht. Das
     Durcheinander von Sprachen verwirrte ihn. Vier, nein, fünf Sprachen schwirrten gleichzeitig in seinem Kopf herum und machten
     ihm das Denken schwer.
    »Du glaubst doch selbst nicht, dass du hierbleibst, nicht wahr? Was sollte dieses einsame Stück Land dir bieten?«
    »Ich hatte nicht vor abzureisen.« Es kam bestimmter und aggressiver als beabsichtigt, und jetzt wurde Dona Madalena aufmerksam.
     »Auf der Quinta ist verdammt viel zu tun«, fügte Nicolas beschwichtigend hinzu. »Ich habe längst nicht alles erledigt, was
     ich mir vorgenommen habe, aber es geht voran.«
    »Hast du im Ernst vor, hierzubleiben?« Dona Madalena schüttelte den Kopf über seine Entscheidung.
    Nicolas wollte sich Kaffee nachschenken, sah dann, dass ihre Tasse leer war, und schenkte ihr zuerst ein.
    Sie hob die Hand. »
Chega
, es ist genug. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du bleibst. Ich sehe dich hier nicht, nach allem, was passiert ist. So
     viel Pech kann man gar |263| nicht haben. Sieh es als Warnung an. Hier ist nicht dein Platz. Und dumm wäre es auch. Ach, sei so gut und stell den Sonnenschirm
     um, die Sonne blendet mich.«
    Nicolas rückte den schweren Fuß des Sonnenschirms zur Seite und drehte den Schirm so, dass sie beide im Schatten saßen.
    »Wieso wäre es dumm?« Nicolas setzte sich wieder. »So wie ich das betrachte, bin nicht ich das Problem, sondern Gonçalves
     und seine Leute. Sie ruinieren die Quinta, außerdem ist es eine Unverschämtheit, jegliche Zusammenarbeit abzulehnen. Sie boykottieren
     nicht nur mich, sie boykottieren auch die Kellerei, die sie ernährt!«
    Dona Madalena sah ihn bedauernd an. »Nicolau, mach dir nichts vor. Du bist kein Winzer, auch wenn du das gern sein möchtest.
     Frederico hatte einen anderen Start, er hat das alles aufgebaut«, sagte sie eindringlich. »Stein um Stein hat er zusammengetragen,
     die Quinta ist organisch gewachsen. Wenn man etwas aufbaut, weiß man um die Stärken und Schwächen. Er kannte jeden Weinberg,
     er hat ihn besichtigt, gekauft, verbessert, jede Rebzeile gepflanzt und geerntet. Die Mauern wurden von ihm wiederhergestellt,
     er kannte jedes Fass und wusste, was drin war. Denk an dein Fiasko neulich. Leider verwechselst du die einfachsten Dinge,
     einen alten Port mit einem billigen Fusel.«
    Nicolas erinnerte sich nicht daran, ihr davon erzählt zu haben. »Und wie kam der Fusel in die Fässer? Es gibt keinen vergleichbar
     schlechten Port auf dieser Quinta.«
    »Mach dich vor den Mitarbeitern nicht lächerlich, ich habe kein abfälliges Wort gehört. Man sieht deine Bemühungen durchaus,
     aber man belächelt sie. Das ist keine Basis für eine Zusammenarbeit. Ich meine es gut, ich will dir Enttäuschungen ersparen.
     Außerdem . . .«, sie machte eine Pause, um ihren Worten mehr Gewicht zu geben, ». . . hast du in Deutschland alles, was du
     brauchst. Weshalb arbeitest |264| du nicht mit deinem Vater? Du verspielst deine Zukunft. Ein

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