Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Portwein-Erbe

Titel: Der Portwein-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
einer anderen Richtung
     blies.
    Nicolas räumte das Büro auf, als Lourdes in bester Laune hereinkam und einen Blumenstrauß auf ihren Schreibtisch stellte.
     Sie sah ihn, griff die Blumen und ging raus. Nicolas hörte die Küchentür schlagen, und einen Moment darauf kam sie zurück.
     Sie hatte den Strauß geteilt und stellte die eine Hälfte auf seinen Schreibtisch. Das war bereits der andere Wind, und er
     lächelte sie dankbar an. Das Frühstück, das Dona Firmina für ihn bereitete, bestärkte ihn in dieser Einschätzung.
     
    Pacheca war überrascht, Nicolas so bald wiederzusehen. Bereitwillig gab er Auskunft, das Geld habe er überwiesen bekommen,
     und er zeigte ihm den Bankauszug. Nicolas notierte die Kontonummer des Auftraggebers. In Peso da Régua ging er zur Bank und
     fragte, ob man ihm helfen könne, aber das Bankgeheimnis verbot eine Auskunft, wie der Angestellte am Tresen erklärte. Ärgerlich
     verließ Nicolas |254| die Filiale und sah beim Hinausgehen, dass der Mann bereits nach dem Telefon gegriffen hatte. Wütend wollte er umkehren, als
     das Handy klingelte. Sich mühsam beherrschend griff er nach dem Mobiltelefon, das er lieber an irgendeine Trockenmauer geworfen
     hätte, aber es meldete sich eine Stimme, der er ewig hätte zuhören können. Lovely Rita. Sie war leider kurz angebunden und
     hatte nur eine Nachricht für ihn.
    »Fahr sofort nach Peso da Régua und frage im Reisebüro gegenüber vom Einkaufszentrum nach einem Briefumschlag . . .«
    ». . . ich bin in Peso . . .«
    ». . . es soll mein Name darauf stehen. Im Umschlag findest du einen Brief – mehr kann ich nicht sagen. Du sollst sofort fahren.
     Jetzt gleich. Es ist wichtig. Ich bin übrigens nächste Woche in Lissabon. Tschau, Nicolas. Melde dich.«
    Die einzige Erklärung für Ritas merkwürdiges Verhalten war, dass Otelo sich gemeldet haben musste. Nicolas erkundigte sich
     nach dem Reisebüro, war nach zehn Minuten dort und bekam den Briefumschlag ausgehändigt. Er setzte sich in seinen Wagen und
     riss ihn auf. Der Umschlag enthielt eine an Rita gerichtete E-Mail.
    »Lieber Sichel . . .«
    Sichel? Nicolas erinnerte sich sofort an den Mädchennamen seiner Mutter. Damit war klar, dass der Brief für ihn war.
    .
.. Du suchst mich. Ich bin in Lissabon. Komme her am Mittwoch (nächste Woche mit Bahn, 12.56 ab Porto Bahnhof). Du wohnst
     in der Rua das Merces 78 (cidade alta), im ›Hotel Flamingo‹. Warte da auf Nachricht. Grüsse von O.«
    Otelo, wer sonst sollte eine derart ominöse Botschaft schicken, und dann noch aus Lissabon. Er hatte die Nachricht an Rita
     geschickt. Sicher hatte sie Freunde in diesem Reisebüro. Doch weshalb die Geheimniskrämerei?
    |255| Als er den Brief sinken ließ, hielt ein Fahrzeug gegenüber. Der Beifahrer, ein blasses Allerweltsgesicht, stieg aus, ging
     ins Reisebüro, kam kurz darauf wieder heraus, trat suchend auf die Straße, ging zum Fahrer, der zu ihm aufsah, und schüttelte
     den Kopf. Nicolas blickte wieder auf die Nachricht in seinen Händen. Er hörte den Wagen anfahren und ging noch einmal zurück,
     um sich zu erkundigen, ob wirklich ein Zug um 12.56 nach Lissabon fuhr, was die junge Frau, die ihm den Brief ausgehändigt
     hatte, bestätigte. Dann sah sie mit zusammengezogenen Augenbrauen von ihrem Computer auf. »Sind Sie wirklich Nicolau Ollmann?«
    Nicolas stutzte. »Wollen Sie meinen Ausweis sehen?« Er griff nach der Brieftasche.
    »Schon gut. Der Mann, der eben hier war, hat auch nach dem Brief gefragt hat. Er sagte, dass er den Brief für Senhor Nicolau
     Ollmann abholen soll.«
    »Er hat gesagt, er sei ich?«, fragte Nicolas ungläubig.
    »
Não
, Senhor, das nicht, er wollte den Brief nur für ihn abholen. Sagen Sie mir, was das zu bedeuten hat.«
    »Wenn ich’s wüsste, würde ich es tun, glauben Sie mir.«
    Nicolas war ratlos. Wer interessierte sich außer ihm für Otelos Brief, und wieso wusste er davon? Die Ungereimtheiten nahmen
     zu, aber endlich den ersehnten Kontakt zu Otelo herstellen zu können, verschaffte Nicolas eine unendliche Erleichterung. Es
     war doch nicht alles verloren, auch wenn er sich noch eine Woche gedulden musste. Er fuhr zurück zur Quinta und ging ins Labor.
     Dort hatte er Listen mit handschriftlichen Eintragungen gesehen. Das Erfreuliche daran war, dass die Buchstaben mit der Notiz
     von Pachecas Adresse übereinstimmten. Die Listen hatte der Kellermeister geschrieben, demnach auch den Hinweis mit der Adresse.
     So gesehen hatte er einen

Weitere Kostenlose Bücher