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Der Portwein-Erbe

Titel: Der Portwein-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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er dafür
     geeignet? Entwerfen konnte er hier auch – ein Weingut, vielleicht auch einen Lebensplan. Die Arbeit begann Nicolas zu gefallen,
     und gleichzeitig wurde es brenzlig. Teufel auch, wie weit würde die Auseinandersetzung eskalieren? Jetzt fehlten noch Hieb-
     und Stichwaffen, danach die Schusswaffen.
     
    Am nächsten Morgen erledigte er das, was nach dem Diebstahl einer Brieftasche mit Dokumenten und Plastikkarten nötig war,
     telefonierte mit der Deutschen Botschaft und fragte, wie er zu einem neuen Personalausweis käme. Den Pass hatte er im Gegensatz
     zu sonstigen Reisen mitgenommen. Er berichtete Gonçalves von dem Überfall, was bei dem Verwalter wieder einen Schweißausbruch
     zur Folge hatte. Seine Selbstsicherheit war auf einmal wie weggeblasen. Der hält nicht mehr lange durch, dachte Nicolas und
     betrachtete den kleinen ängstlichen Mann, dessen Augen unruhig hin- und herhuschten und der mit den Fingern an der Schreibtischkante
     herumfuhr. Gonçalves hatte sich übernommen. Das Komplott, das gegen ihn, Nicolas, gerichtet war, konnte von einem Einzelnen
     geschmiedet werden, es funktionierte aber nur, wenn mehrere beteiligt waren. Und von denen scherte immer einer aus. Entweder
     man kaufte ihn oder brachte ihn anders zum Schweigen.
    |279| Lourdes war gewonnen, Dona Firmina hörte auf ihren Ehemann, Pacheca stand zaghaft auf seiner Seite. Nicolas musste ihn direkt
     mit Gonçalves konfrontieren. Und er sollte sich an den Kellermeister halten. Den hatte er gestern nicht gesehen, aber der
     Gehilfe hatte ihm nachgestarrt, hatte den neuen Wagen mit gierigen Augen bestaunt, danach hatte er Nicolas lauernd ins Gesicht
     geblickt. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte Nicolas ihm hinter die Stirn geschaut. So offen war er dem Neid noch nie begegnet.
    Bislang hatte er nie etwas besessen, worauf andere hätten neidisch werden können, außer seiner Herkunft, aber daraus hatte
     sich nichts abgeleitet. Er war den so genannten gesellschaftlichen Pflichten konsequent aus dem Weg gegangen. Er war ein guter
     Basketballspieler gewesen, das hatte ihn in der Schule beliebt gemacht. Er hatte seiner Mannschaft und der Schule Punkte gebracht.
     Er war als Spieler bekannt und nicht als der Sohn von irgendeinem Baulöwen. Wahrscheinlich hatte er es nur der Scheidung seiner
     Eltern zu verdanken, dass sie ihn nicht in eines dieser Internate gesteckt hatten, wo man für den Rest seines Lebens die nötigen
     Kontakte verpasst bekam. Unter der Scheidung hatte er nie gelitten, im Gegenteil, sie hatte ihm seine Unabhängigkeit ermöglicht.
     Reiten, Golf oder Tennis waren nicht sein Ding. Stattdessen hatte er von Sichel, dem Onkel mütterlicherseits, das Billardspiel
     gelernt. Sichel, den alle beim Nachnamen nannten, war nie ein Onkel wie Friedrich gewesen, mehr ein Bruder.
    Früher hatte Sichel mit einem Weinhändler in den Bahnhofskneipen Billard gespielt, manchmal hatten sie ihn mitgenommen, doch
     dieser Freund betrieb inzwischen eine Kellerei in Bordeaux. So jemand müsste in Reichweite sein, dachte Nicolas, aber Bordeaux
     ist nicht der Rio Douro, der Winzer würde mit Portwein wenig anfangen können.
     
    |280| Der Anruf eines Journalisten aus Barcelona riss Nicolas am Nachmittag aus seinen Grübeleien. Ein Henry Meyenbeeker, ein Deutscher
     mit einem Informationsdienst für iberische Weine, wollte die Quinta gerne heute noch besichtigen. Er recherchiere für eine
     Geschichte über Ausländer im portugiesischen Weinbau. Nicolas wollte eigentlich niemanden sehen, er fühlte sich wie nach einer
     durchzechten Nacht. Das Gesicht und der Rücken schmerzten, und den Mitarbeitern ging er aus dem Weg. Weshalb er dem Besuch
     trotzdem zustimmte, wusste er nicht.
    Zumindest war Meyenbeeker sympathisch, wie er vor der Quinta aus seinem Kombi stieg und Perúss freundlich begrüßte. Ein gutes
     Zeichen. Nicolas führte Meyenbeeker durch die Quinta und erklärte, so gut es ging. Bei Weinexperten musste er sich vorsehen,
     lieber ein Wort zu wenig als eines zu viel, und als sie den Rundgang durch die Kellerei hinter sich hatten, war die Vorführung
     der Weinberge an der Reihe.
    »Wir müssen Ihr Auto nehmen«, meinte Nicolas entschuldigend. »Mein Wagen wurde mir letzte Nacht geklaut.«
    Meyenbeeker blieb stehen. »In dieser Einöde werden Autos geklaut?«
    »Nein, in der Stadt, in Peso da Régua.« Nicolas überlegte, ob er dem Reporter mehr erzählen sollte, nahm dann aber doch Abstand.
    »Es gibt in der Nähe ein

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