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Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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übernehmen.« Gloria Russell stand neben dem Schreibtisch des Präsidenten im Oval Office.
    Richmond saß am Tisch und ging aktuelle Gesetzesvorlagen zur Gesundheitsvorsorge durch; gelinde ausgedrückt, handelte es sich dabei um ein einziges Minenfeld, für das er vor der Wahl nicht viel politisches Kapital aufzuwenden gedachte.
    »Gloria, halte dich ans Programm, ja?« Richmond war mit anderen Dingen beschäftigt. Zwar lag er in den Umfragen weit voran, dennoch war er der Meinung, der Abstand müsste größer sein. Sein voraussichtlicher Gegner, Henry Jacobs, war klein und weder besonders gut aussehend noch ein brillanter Redner. Alles, was er vorzuweisen hatte, waren dreißig Jahre Plackerei für die Bedürftigen und Benachteiligten des Landes. Folglich war er eine wandelnde Medienkatastrophe, und gerade im Zeitalter der Kurzinterviews und Schnappschüsse war es unabdingbar, gut auszusehen und sich großartig ausdrücken zu können. Jacobs war noch nicht einmal der beste aus einer überaus schwachen Gruppe, deren beide führende Kandidaten über verschiedene Skandale sexueller wie auch anderer Art gestolpert waren. Aus all diesen Gründen war es Richmond ein Rätsel, weshalb sein Vorsprung nur zweiunddreißig und nicht fünfzig Punkte betrug.
    Schließlich wandte er seine Aufmerksamkeit der Stabschefin zu.
    »Hör mal, ich habe Sullivan versprochen, an der Sache dranzubleiben. Das habe ich vor der ganzen verdammten Nation als Publikum gesagt, und es hat mir in den Umfragen ein Dutzend Punkte gebracht, die dein eingespieltes Wiederwahlteam offenbar nicht verbessern kann. Muss ich erst losziehen und einen verfluchten Krieg vom Zaun brechen, damit die Meinungsumfragen so aussehen, wie sie sollten?«
    »Alan, wir haben die Wahl in der Tasche, das wissen wir beide. Aber wir dürfen kein Risiko eingehen. Wir müssen vorsichtig sein. Dieser Kerl läuft immer noch da draußen rum. Was, wenn man ihn schnappt?«
    Aufgebracht sprang Richmond aus dem Sessel. »Wirst du ihn wohl endlich vergessen! Wenn du doch nur für eine Sekunde nicht mehr daran denken würdest! Die Tatsache, dass ich mich persönlich mit der Sache befasse, nimmt dem Kerl jede wie auch immer geartete Glaubwürdigkeit. Hätte ich nicht öffentlich mein Interesse an dem Fall bekundet, würde vielleicht irgendein neugieriger Reporter hellhörig werden, wenn es heißt, der Präsident hätte irgendetwas mit dem Tod von Christine Sullivan zu tun. Aber jetzt, da ich der Nation erzählt habe, ich sei erzürnt und fest entschlossen, den Täter vor Gericht zu bringen, werden die Leute glauben, der Kerl hätte mich im Fernsehen gesehen und sei ein Spinner, falls er die Anschuldigung überhaupt vorbringt.«
    Russell setzte sich auf einen Stuhl. Das Problem war, dass Richmond nicht alle Fakten kannte. Hätte er dieselben Schritte unternommen, wenn er von dem Messer wüsste? Und von der Nachricht und dem Foto, die Russell erhalten hatte? Sie enthielt ihrem Boss Informationen vor, Informationen, die sie beide vollständig und unwiderruflich zerstören konnten.
    Als Gloria den Flur entlang zu ihrem Büro marschierte, bemerkte sie Bill Burton nicht, der sie von einem Korridor aus beobachtete. Sein Blick verriet alles andere als Zuneigung.
    Dumme, blöde Schlampe. Von seinem Standort aus hätte er ihr drei Kugeln in den Hinterkopf jagen können. Kein Problem. Nach seiner Unterhaltung mit Collin war er jetzt über alles im Bilde. Hätte er in jener Nacht die Polizei angerufen, es hätte Ärger gegeben, aber nicht für ihn und Collin. Der Präsident und seine Handlangerin hätten den ganzen Brocken schlucken müssen. Die Frau hatte ihn verladen. Und nun wandelte er hart am Rande dessen, wofür er gearbeitet, geschwitzt, ja, sogar Kugeln abgefangen hatte.
    Viel besser als Russell wusste er, worauf sie sich da eingelassen hatten. Und aufgrund dieses Wissens hatte er letzte Nacht eine Entscheidung gefällt. Keine einfache zwar, doch die einzig mögliche. Deshalb hatte er Seth Frank aufgesucht; und deshalb hatte er auch die Telefonleitung des Ermittlers anzapfen lassen. Burton war sich bewusst, dass die Vorgehensweise vermutlich riskant war, doch für sie alle gab es keinerlei Garantien mehr. Sie mussten mit den Karten spielen, die sie in der Hand hatten, und hoffen, dass ihnen das Glück irgendwann hold sein würde.
    Abermals schüttelte sich Burton vor Zorn über die Lage, in die ihn dieses Weibsstück gebracht hatte. Über die Entscheidung, die er aufgrund ihrer Dummheit hatte

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