Der Präsident
war.
»Schon gut.«
»Sie sind Jack Graham, nicht wahr?«
»Kommt darauf an, wer das wissen will.« Jack musterte den Mann. Da er eine Waffe trug, handelte es sich offensichtlich nicht um einen Reporter. Er wirkte mehr wie ein Bulle; durch die Art, wie er die Hände hielt, so dass die Finger im Bruchteil einer Sekunde reagieren konnten; durch die Art, wie die Augen unauffällig alles überschauten.
»Bill Burton, United States Secret Service.«
Die beiden schüttelten einander die Hände.
»Ich bin bei diesem Fall so etwas wie der Berichterstatter für den Präsidenten.«
Jack studierte Burtons Züge. »Ach ja, die Pressekonferenz. Ich nehme an, Ihr Boss ist heute Morgen recht glücklich.«
»Wäre er, steckte nicht der Rest der Welt in einem derartigen Schlamassel. Was Ihren Mandanten betrifft, nun, für mich ist jemand erst dann schuldig, wenn das Gericht ihn dafür befindet.«
»Freut mich zu hören. Wollen Sie sich nicht unter die Geschworenen mischen?«
Burton grinste. »Halten Sie die Ohren steif. War nett, mit Ihnen zu plaudern.«
»Ganz meinerseits.«
Jack stellte die zwei Kaffeetassen auf den Tisch und blickte Luther an. Dann setzte er sich und schaute auf den leeren Notizblock.
»Luther, wenn du mir nicht bald etwas erzählst, muss ich mir selbst etwas Passendes ausdenken.«
Luther nahm einen Schluck von dem starken Kaffee und starrte durch die vergitterten Fenster hinaus auf einen vereinzelten, kahlen Ahornbaum, der neben dem Polizeirevier wuchs. Dichter, feuchter Schnee fiel vom Himmel. Die Temperaturen sanken, Chaos beherrschte bereits die Straßen.
»Was gibt es schon groß zu erzählen, Jack? Handle die bestmöglichen Bedingungen für mich aus, erspar allen Beteiligten einen mühsamen Prozess, und der Fall ist abgeschlossen.«
»Ich glaube, du verstehst mich nicht, Luther. Soll ich dir sagen, wie die bestmöglichen Bedingungen aussehen? Man will dich auf eine Bahre fesseln, eine Nadel in deinen Arm jagen, eine hübsche Dosis Gift in dich pumpen und so tun, als wärst du ein Labortier. Aber ich glaube, der Staat lässt den Verurteilten sogar die Wahl. Du kannst also auch den Wunsch äußern, auf dem elektrischen Stuhl gegrillt zu werden. Das sind die Bedingungen.«
Jack stand auf und blickte aus dem Fenster. Einen Augenblick lang blitzte ihm die Vorstellung an einen gemütlichen Abend durch den Kopf, vor einem heimeligen Kaminfeuer in der riesigen Villa, in deren gewaltigem Garten lauter kleine Jacks und Jennifers herumtollten. Er schluckte, schüttelte den Kopf und wandte sich wieder Luther zu.
»Hörst du, was ich sage?«
»Ich hab’s gehört.« Zum ersten Mal sah Luther unmittelbar in Jacks Augen.
»Luther, bitte, erzähl mir, was passiert ist. Du warst vielleicht in dem Haus, vielleicht hast du auch den Safe geplündert, aber du kannst mir niemals, unter gar keinen Umständen einreden, dass du etwas mit dem Tod der Frau zu tun hast. Ich kenne dich, Luther.«
Luther lächelte. »Wirklich, Jack? Das trifft sich gut, dann kannst du mir vielleicht bei Gelegenheit sagen, wer ich bin.«
Jack warf den Notizblock in den Koffer und schlug ihn zu. »Ich plädiere auf nicht schuldig. Vielleicht rückst du mit der Sprache heraus, bevor wir vor Gericht müssen.« Kurz setzte er ab, dann fügte er leise hinzu. »Zumindest hoffe ich das.«
Er wandte sich zum Gehen. Luther legte Jack die Hand auf die Schulter. Jack drehte sich um und schaute in Luthers zuckendes Gesicht.
»Jack.« Mühevoll schluckte er; seine Zunge fühlte sich faustgroß an. »Ich würde dir alles erzählen, wenn ich könnte. Aber das wäre weder für dich noch für Kate oder sonst irgendjemanden gut. Tut mir leid.«
»Kate? Was meinst du damit?«
»Bis bald, Jack.« Luther wandte sich ab und starrte aus dem Fenster.
Jack betrachtete seinen Freund, schüttelte wiederum den Kopf und klopfte nach der Wache.
Der Niederschlag hatte sich von dichten, weichen Flocken in winzige Eiskügelchen verwandelt, die wie Kieselsteine gegen die riesigen Scheiben prasselten.
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