Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
zu öffnen. Der Ablauf war ihm vertraut. Man würde die Anklageschrift gegen Luther verlesen. Der Richter musste Luther fragen, ob er die Anklage verstanden hatte; danach war es an Jack, seine Klageerwiderung abzugeben. In der Folge würde der Richter ein Brimborium ablassen, um festzustellen, ob Luther sich bewusst war, welche Konsequenzen es hatte, auf nicht schuldig zu plädieren, und ob Luther mit seinem Rechtsbeistand zufrieden war.
    Jack hegte die entsetzliche Befürchtung, Luther könnte ihm vor dem Richter sagen, er möge sich zum Teufel scheren, und sich selbst schuldig bekennen. So etwas war bereits vorgekommen. Unter Umständen akzeptierte der beknackte Richter das auch noch. Zweifellos jedoch würde er sämtliche Verfahrensregeln einhalten, denn in einem Mordfall konnte jede Unregelmäßigkeit zu einer Berufung führen. Und Berufungen gegen die Todesstrafe zogen sich für gewöhnlich schier endlos hin. Jack musste das Risiko einfach eingehen.
    Mit ein bisschen Glück sollte die ganze Anklageerhebung nicht mehr als fünf Minuten in Anspruch nehmen. Dann würde man ein Prozessdatum festsetzen, und der Spaß konnte beginnen.
    Da der Staat Anklage gegen Luther erhoben hatte, konnte Jacks Mandant kein Recht auf eine Vorverhandlung geltend machen. Eine solche hätte Jack zwar nicht weitergeholfen, doch zumindest hätte er einen ersten Eindruck vom Ermittlungsstand der Staatsanwaltschaft und den vorgesehenen Belastungszeugen bekommen, obwohl die Richter gewöhnlich darauf bedacht waren, Anhörungen nicht in Sondierungsverfahren für den Verteidiger ausarten zu lassen.
    Es wäre auch möglich gewesen, auf die Verlesung der Anklageschrift zu verzichten, doch Jack hatte vor, der Staatsanwaltschaft nichts zu schenken. Außerdem wollte er Luther in den Gerichtssaal bekommen, wo die Öffentlichkeit sehen und hören konnte, wie laut und vernehmlich auf »nicht schuldig« plädiert wurde. Danach wollte er Gorelick mit einem Verweisungsantrag schockieren und den Fall schleunigst aus dem County Middleton verlegen. Mit ein wenig Glück würde Gorelick durch einen neuen Anklagevertreter ersetzt, und der Möchtegern-Generalstaatsanwalt der Zukunft hätte jahrzehntelang an der Enttäuschung zu kauen. Dann musste er Luther dazu bewegen zu sprechen. Kate musste unter Polizeischutz gestellt werden. Luther würde mit seiner Geschichte herausrücken, und Jack könnte für ihn den Deal des Jahrhunderts aushandeln.
    Er musterte Luther. »Du siehst gut aus.«
    Luther verzog den Mund zu einem Lächeln, das mehr ein Grinsen war.
    »Kate möchte dich vor der Verlesung der Anklageschrift sehen.«
    Die Antwort kam wie der Blitz. »Nein!«
    »Warum nicht? Mein Gott, Luther, du wolltest dein ganzes Leben lang eine Beziehung mit ihr aufbauen, und nun, da sie endlich dazu bereit ist, blockst du total ab. Verdammt noch eins, manchmal verstehe ich dich beim besten Willen nicht.«
    »Ich will sie nicht in meiner Nähe haben.«
    »Hör mal, es tut ihr leid, was sie getan hat. Sie zerbricht daran, das kannst du mir ruhig glauben.«
    Luther fuhr herum. »Sie glaubt, ich sei böse auf sie?«
    Jack nahm Platz. Endlich, zum ersten Mal, hatte er Luthers volle Aufmerksamkeit. Das hätte er schon früher versuchen sollen.
    »Natürlich. Warum sonst solltest du sie nicht sehen wollen?«
    Luther starrte hinunter auf den schlichten Holztisch und schüttelte angewidert den Kopf.
    »Sag ihr, dass ich ihr nicht böse bin. Sie hat das Richtige getan. Sag ihr das.«
    »Wieso sagst du es ihr nicht selbst?«
    Hastig stand Luther auf und lief im Zimmer auf und ab. Vor Jack blieb er stehen.
    »An diesem Ort gibt es zu viele Augen, verstehst du? Wenn jemand sie in meiner Nähe sieht, könnte jemand vielleicht annehmen, sie wüsste etwas, das sie gar nicht weiß. Und glaub mir, das wäre nicht gut.«
    »Von wem redest du?«
    Luther setzte sich wieder hin. »Erzähl ihr einfach, was ich dir gesagt habe. Sag ihr, dass ich sie liebe, dass ich sie immer geliebt habe und immer lieben werde. Du musst ihr das sagen, Jack. Unbedingt.«
    »Du meinst also, dieser Jemand könnte auch annehmen, du hättest mir was erzählt, obwohl du das gar nicht hast?«
    »Ich habe dir davon abgeraten, den Fall zu übernehmen, Jack, aber du wolltest nicht auf mich hören.«
    Jack zuckte mit den Schultern, öffnete die Aktentasche und holte ein Exemplar der Post heraus. »Lies die Titelgeschichte.«
    Luther schaute auf die Titelseite. Zornig schleuderte er die Zeitung an die Wand. »Dieser

Weitere Kostenlose Bücher