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Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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einen Seiteneingang, der im Augenblick von einem Halbkreis aus Polizisten abgeschirmt wurde. Alle trugen Sturmgewehre und Schilde vor sich, um anzudeuten, dass es gefährlich war, sich zu nähern. Hier sollte der Wagen mit Luther ankommen. Leider besaß das Gebäude keine Garageneinfahrt. Dennoch war die Polizei sicher, alles im Griff zu haben. Luther würde bestenfalls ein paar Sekunden im Freien sein.
    Auf der gegenüberliegenden Straßenseite marschierten bewaffnete Polizeibeamte mit rastlosem Blick auf und ab und hielten Ausschau nach dem Glitzern von Metall aus offenen Fenstern, die eigentlich verschlossen sein sollten.
    Jack stand an dem kleinen Fenster des Gerichtssaals, das auf die Straße hinausblickte. Der Raum entsprach der Größe eines Hörsaals und war mit einer handgeschnitzten, zweieinhalb Meter hohen und fünfeinhalb Meter langen Richterbank ausgestattet. Rechts und links der Richterbank hingen die amerikanische Flagge und die Staatsflagge von Virginia. An einem winzigen Tisch vor der Richterbank saß – wie ein Schleppkahn vor einem Ozeanriesen – ein Gerichtsdiener.
    Jack sah auf die Uhr, vergewisserte sich, dass die Sicherheitskräfte an Ort und Stelle waren, und betrachtete dann den Medienrummel. Reporter konnten sich entweder als beste Freunde oder als schlimmster Albtraum eines Strafverteidigers erweisen. Vieles hing davon ab, was Reporter von einem bestimmten Angeklagten und dem ihm zur Last gelegten Verbrechen hielten. Manche Journalisten verstanden es, ihre Berichte objektiv erscheinen zu lassen und den Angeklagten dabei trotzdem in die Pfanne zu hauen, bevor überhaupt ein Schuldspruch erfolgt war. Weibliche Berichterstatter neigten dazu, weniger hart mit Angeklagten in Vergewaltigungsfällen umzuspringen, da sie jeden Anschein von geschlechtsspezifischen Vorurteilen vermeiden wollten. Aus ähnlichen Gründen schlugen männliche Berichterstatter geradezu Purzelbäume für misshandelte Frauen, die schließlich Selbstjustiz übten. Luther fiel in keine dieser Kategorien. Ex-Knackis, die reiche, junge Frauen ermordeten, wurden, ungeachtet ihres Geschlechts, von allen Fronten der berichterstattenden Zunft bombardiert.
    Jack hatte bereits ein Dutzend Anrufe von Filmunternehmen aus Los Angeles erhalten, die sich lauthals um Luthers Geschichte bewarben, noch bevor er überhaupt eine Klageerwiderung abgegeben hatte. Sie wollten die Geschichte und waren bereit, dafür zu bezahlen, sehr viel sogar. Jack hätte nicht übel Lust gehabt, ihnen zu sagen: Ja, macht nur, aber unter einer Bedingung. Wenn er euch irgendetwas erzählt, müsst ihr es mir weitersagen, denn im Augenblick habe ich gar nichts, Leute. Null.
    Er schaute über die Straße. Die bewaffneten Sicherheitskräfte beruhigten ihn. Obwohl auch letztes Mal die Polizei dabei gewesen und dennoch ein Schuss gefallen war. Doch diesmal waren die Beamten zumindest vorgewarnt. Sie hatten die Lage recht gut im Griff. Nur mit einem hatten sie nicht gerechnet, und das bewegte sich gerade die Straße herunter.
    Jack fuhr herum und beobachtete, wie die Schar der Reporter und Schaulustigen en masse auf die Wagenkolonne zustürmte. Zunächst glaubte Jack, es handle sich um Walter Sullivan, doch dann sah er die Polizeimotorräder, gefolgt von den Kastenwagen des Secret Service und schließlich die Limousine mit der amerikanischen Flagge auf beiden Seiten der Motorhaube.
    Die Armee dieses Mannes ließ jene winzig erscheinen, die sich auf die Ankunft von Luther Whitney vorbereitete.
    Jack beobachtete, wie Richmond aus dem Wagen stieg. Hinter ihm tauchte der Agent auf, mit dem er sich schon einmal unterhalten hatte. Burton. Das war der Name gewesen. Ein zäher, Respekt einflößender Bursche. Wie ein Radarstrahl suchten seine Augen die Umgebung ab. Nur wenige Zentimeter waren die Hände des Agenten vom Präsidenten entfernt, bereit, ihn innerhalb von Sekundenbruchteilen zu Boden zu ziehen. Die Wagen des Secret Service parkten an der gegenüber liegenden Straßenseite. Einer bog in eine Seitenstraße gegenüber dem Gerichtsgebäude. Dann schaute Jack zurück zum Präsidenten.
    Rasch wurde ein provisorisches Podium errichtet, und Richmond begann seine eigene Pressekonferenz. Kameras blitzten, über fünfzig angeblich reife Erwachsene mit einem Diplom in Journalismus versuchten, sich an ihrem Nachbarn vorbeizudrängen. Ein paar gewöhnliche und weniger verrückte Bürger blieben im Hintergrund, einige hielten mit Videokameras ein für sie zweifellos

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