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Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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und zwar etwas bleicher als zuvor. Dann rief er die Medienabteilung des Weißen Hauses an. Ein paar Minuten später hatten sich die beiden das Band von jener ersten Pressekonferenz auf den Stufen des Gerichtsgebäudes von Middleton angehört. Sie hörten, wie der Präsident seinem alten Freund sein Mitgefühl aussprach und sich über die seltsamen Wendungen im Leben ausließ; dass Christine Sullivan noch am Leben sein könnte, wäre sie nicht krank geworden. Richmond hatte vergessen, dass Christine Sullivan ihm das an ihrem Todestag anvertraut hatte. Es war eine überprüfbare Tatsache. Eine Tatsache, die sie alle den Kopf kosten konnte.
    Burton sackte im Sessel zusammen; er starrte seinen Boss an, der schweigend das Band betrachtete, als könnte er durch bloße Gedankenkraft die Worte ungeschehen machen. Ungläubig schüttelte Burton den Kopf. Richmond war über sein eigenes, verworrenes Gerede gestolpert, ein echter Politiker.
    »Was machen wir jetzt, Boss? Hauen wir mit der Air Force One ab?« Burton meinte das nur halb im Scherz, während er den Teppich studierte. Er war zu ausgelaugt, um überhaupt noch zu denken.
    Als er aufblickte, stellte er fest, dass die Augen des Präsidenten auf ihm ruhten. »Abgesehen von uns ist Walter Sullivan der einzige Mensch, der über diese Information verfügt.«
    Burton erhob sich aus dem Stuhl und erwiderte den Blick. »Es gehört nicht zu meinen Aufgaben, Menschen umzubringen, nur weil Sie mir das sagen.«
    Der Präsident nahm den Blick nicht von Burtons Gesicht.
    »Walter Sullivan ist jetzt eine unmittelbare Bedrohung für uns. Außerdem will er uns ans Leder, und ich mag es nicht, wenn man mir ans Leder will. Sie vielleicht?«
    »Dafür hat er auch einen verflucht guten Grund, finden Sie nicht?«
    Richmond ergriff einen Füllfederhalter vom Schreibtisch und drehte ihn zwischen den Fingern. »Wenn Sullivan auspackt, verlieren wir alles. Alles.« Der Präsident schnippte mit den Fingern. »Aus und vorbei. So einfach ist das. Und ich werde alles nur Erdenkliche unternehmen, um das zu vermeiden. Denn wenn es geschieht, gibt es für keinen von uns noch Rettung.«
    Burton ließ sich wieder auf den Stuhl fallen; ihm war plötzlich speiübel. »Woher wollen Sie wissen, dass er es nicht schon getan hat?«
    »Ich kenne Walter«, antwortete der Präsident schlicht. »Er macht es auf seine Weise. Es wird in irgendeiner Form spektakulär, aber überlegt über die Bühne gehen. Er übereilt nie etwas. Wenn er jedoch handelt, treten die Folgen rasch und unerbittlich ein.«
    »Großartig.« Burton stützte den Kopf in die Hände. Seine Gedanken drehten sich schneller, als er es je für möglich gehalten hätte. Durch jahrelanges Training hatte er sich die Fähigkeit angeeignet, Informationen unverzüglich zu verarbeiten, in Sekundenbruchteilen zu überlegen und schneller als jeder andere zu reagieren. Nun war sein Gehirn ein einziges Durcheinander, wie abgestandener Kaffee; dick und undurchsichtig; nichts war mehr klar. Der Agent blickte auf. »Aber wir können ihn doch nicht einfach töten.«
    »Ich kann Ihnen versichern, dass sich Walter Sullivan in dieser Minute den Kopf darüber zerbricht, wie er uns am besten zerstören kann. Solche Absichten nötigen mir nicht gerade Sympathie ab.«
    Der Präsident lehnte sich im Sessel zurück. »Dieser Mann hat schlicht und einfach beschlossen, uns zu bekämpfen. Und man muss mit den Konsequenzen einer Entscheidung leben. Niemand weiß das besser als Walter Sullivan.« Abermals fingen die Augen des Präsidenten Burtons Augen ein. »Die Frage ist: Sind wir bereit, den Kampf aufzunehmen?«
    Collin und Burton hatten die letzten drei Tage damit verbracht, Walter Sullivan zu folgen. Als der Wagen ihn mitten im Nirgendwo abgesetzt hatte, konnte Burton einerseits sein Glück nicht fassen, andererseits empfand er tiefes Mitgefühl für sein Opfer, das er nun auf dem Präsentierteller hatte.
    Nun waren Gatte und Gattin beseitigt. Während der Wagen zurück in die Hauptstadt raste, rieb Burton unbewusst seine Hände und versuchte, den Dreck abzuwischen, den er in jeder Furche spürte. Was ihm am meisten zusetzte, war die Erkenntnis, dass er das, was er getan und was er dabei gefunden hatte, niemals loswerden würde. Diese Last würde er für den Rest seines Lebens mit sich herumtragen müssen. Für sein eigenes Leben hatte er das eines anderen Menschen geopfert. Und das nicht nur einmal. Er hatte sich für einen Mann aus Stahl gehalten und war doch weich wie

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