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Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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kleinen Jungen zu spielen, der jeden Tag auf ein wenig Aufmerksamkeit hoffte, jedoch keine von einem Vater bekam, dessen ständige Erschöpfung so schmerzlich mit anzusehen war.
    Seine Mutter hatte lange genug auf Erden ausgeharrt, um mitzuerleben, wie ihr Sprössling zu einem der reichsten Männer der Welt aufstieg. Ihr pflichtbewusster Sohn unternahm alles nur Erdenkliche, um sicherzustellen, dass ihr jede Annehmlichkeit zuteil wurde, die seine enormen finanziellen Möglichkeiten ihr zu bieten vermochten. Zum Gedenken an seinen verstorbenen Vater kaufte er die Mine, die ihn umbrachte. Für fünf Millionen Dollar in bar. Jedem Kumpel im Werk bezahlte er fünfzigtausend Dollar Prämie. Danach hatte er das Bergwerk feierlich stillgelegt.
    Der alte Mann öffnete die Tür und trat ein. Der gasbeheizte Ofen verströmte auch ohne Holz angenehme Wärme im Raum. Die Speisekammer enthielt genügend Proviant für die nächsten sechs Monate. Hier war er gänzlich unabhängig. Niemand durfte je an diesem Ort bei ihm verweilen. Dies war seine Heimstätte gewesen. Mit Ausnahme seiner selbst waren alle, die das Recht gehabt hatten, hier zu sein, inzwischen tot. Er war allein und wollte es so.
    Lustlos stocherte er in dem einfachen Mahl, das er sich zubereitet hatte, während er mürrisch aus dem Fenster starrte, wo er im schwindenden Licht gerade noch den Kreis kahler Ulmen neben dem Haus erkennen konnte; die Zweige winkten ihm mit langsamen, geradezu melodischen Bewegungen zu.
    Die Innenausstattung des Hauses war nicht wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt worden. Dies war die Stätte seiner Geburt, doch inmitten der scheinbar nie enden wollenden Armut hatte er keine glückliche Kindheit verlebt. Das Gefühl der Not jener Zeit leistete Sullivan wertvolle Dienste für seine Karriere, denn es erfüllte ihn mit einem Hunger, einer Entschlossenheit, vor der manches Hindernis dahingeschmolzen war.
    Sullivan wusch das Geschirr ab und begab sich in den winzigen Raum, der einst als Schlafzimmer seiner Eltern gedient hatte. Nun standen darin ein bequemer Sessel, ein Tisch und mehrere Bücherregale mit ausgewählter Lektüre. In der Ecke befand sich ein kleines Feldbett, denn der Raum stellte gleichzeitig das Schlafzimmer dar.
    Sullivan griff nach dem modernen schnurlosen Telefon, das auf dem Tisch lag. Er wählte eine Nummer, die nur einer Handvoll Leuten bekannt war. Am anderen Ende meldete sich eine Stimme. Einen Augenblick lang legte man Sullivan auf die Warteleitung, danach ertönte eine andere Stimme.
    »Großer Gott, Walter, ich weiß, dass du nicht gerade früh zu Bett gehst, aber du solltest wirklich versuchen, einen Gang zurückzuschalten. Wo bist du?«
    »In meinem Alter kann man nicht mehr zurückschalten, Alan. Wenn man das tut, schafft man unter Umständen den nächsthöheren Gang nicht mehr. Lieber explodiere ich mit lautem Knall, als nach und nach in der Versenkung zu verschwinden. Ich hoffe, ich störe dich bei nichts Wichtigem.«
    »Bei nichts, das nicht warten kann. Langsam weiß ich, welche Prioritäten ich den Weltkrisen beimessen muss. Kann ich irgendetwas für dich tun?«
    Sullivan nahm sich die Zeit, ein kleines Aufnahmegerät neben dem Hörer einzuschalten. Man konnte nie wissen.
    »Ich hätte nur eine Frage, Alan.« Sullivan hielt inne. Er bemerkte, dass er die Unterhaltung genoss. Dann dachte er an Christys Gesicht im Leichenschauhaus, und sein Gesicht wurde hart.
    »Und die wäre?«
    »Warum hast du so lange gewartet, bis du den Mann umgebracht hast?«
    In der folgenden Stille vernahm Sullivan am anderen Ende der Leitung ein Atmen. Er musste Alan Richmond zugute halten, dass dieser nicht zu keuchen begann, sondern völlig normal weiteratmete. Sullivan war beeindruckt und ein wenig enttäuscht.
    »Wie war das?«
    »Hätten deine Leute danebengeschossen, würdest du jetzt vermutlich mit deinem Anwalt zusammensitzen, um die Verteidigung gegen eine Amtsenthebung vorzubereiten. Du musst zugeben, es war ziemlich gewagt.«
    »Walter, geht es dir gut? Stimmt irgendwas nicht mit dir? Wo bist du?«
    Sullivan hielt den Hörer einen Augenblick vom Ohr weg. Das Telefon war mit einer Störeinheit ausgestattet, die das Ausforschen seines Aufenthaltsortes unmöglich machte. Sollten sie versuchen, den Anruf zurückzuverfolgen – und zu dieser Annahme hatte er berechtigten Grund –, sie wären mit einem Dutzend von Orten konfrontiert, von denen der Anruf ausgehen konnte; und keiner davon läge auch nur in der Nähe des

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