Der Präsident
erkennen, das uns entgeht?« Jack wandte den Blick zur Seite und bemerkte, dass Frank ihn beobachtete.
Kopfschüttelnd rieb Jack sich über das Gesicht. »Ich weiß es nicht. Da ist irgendetwas, ich kann es bloß nicht einordnen.«
Frank bedeutete Simon, die Anlage auszuschalten. Er stand auf und streckte sich. »Nun, schläferst mal darüber. Wenn dir etwas einfällt, dann lass es mich wissen. Danke, dass du gekommen bist, Laurie.«
Die beiden Männer spazierten zusammen hinaus. Frank warf einen Blick auf Jack; dann fasste er hinüber, betastete dessen Nacken. »Um Himmels willen, du bist ja geladen wie eine Granate, die jeden Moment hochgehen kann.«
»Ach, ich wüsste nicht, wieso. Die Frau, die ich heiraten sollte, heirate ich nicht; die Frau, die ich heiraten möchte, will, dass ich aus ihrem Leben verschwinde; und ich bin ziemlich sicher, dass ich morgen früh keinen Job mehr habe. Oh, nicht zu vergessen, jemand hat einen Menschen getötet, der mir viel bedeutet hat, und wir finden vielleicht niemals heraus, wer dieser Jemand ist. Teufel auch, mein Leben könnte kaum vollkommener sein, was meinst du?«
»Tja, vielleicht ist jetzt ein bisschen Glück für dich fällig.«
Jack sperrte den Lexus auf. »Ja. He, wenn du jemanden kennst, der einen fast brandneuen Wagen will, dann sag’s mir.«
Franks Augen glitzerten, als er Jack ansah. »Tut mir leid, ich kenne niemanden, der ihn sich leisten könnte.«
Jack lächelte zurück. »Ich auch nicht.«
Auf der Rückfahrt warf Jack einen Blick auf die Uhr im Wagen. Beinahe Mitternacht. Er fuhr am Bürogebäude von Patton, Shaw und Lord vorbei und blickte hinauf zu den dunklen Fenstern. Dann machte er kehrt und lenkte das Auto in die Garage. Er schob den Sicherheitsausweis ein, winkte der vor dem Garagentor angebrachten Kamera zu und war ein paar Minuten später im Aufzug unterwegs nach oben.
Was er hier wollte, wusste er nicht genau. Seine Tage bei PS&L waren zweifellos gezählt. Ohne Baldwin als Klienten würde Kirksen ihn mit einem Tritt vor die Tür setzen. Wegen Lord tat es ihm ein wenig leid. Er hatte versprochen, den Mann zu schützen. Aber er hatte nicht vor, Jennifer Baldwin nur zu heiraten, um Lords ansehnliches Einkommen zu sichern. Außerdem hatte dieser ihn über Barry Alvis’ Entlassung belogen. Lord würde auch ohne seine Hilfe auf den Füßen landen. Jack hatte ernst gemeint, was er über sein Vertrauen in die Unverwüstlichkeit des Mannes sagte. Viele Firmen würden sich Arme und Beine ausreißen, um ihn zu bekommen. Lords Zukunft schien gesicherter als Jacks eigene.
Die Aufzugtüren öffneten sich, und Jack betrat die Eingangshalle der Firma. Die Lichter an der Wand waren abgedunkelt. Wäre Jack nicht so gedankenversunken gewesen, die zahlreichen Schatten hätten vermutlich beunruhigend auf ihn gewirkt. Er ging den Flur entlang auf sein Büro zu und machte einen Zwischenstopp in der Küche, um sich ein Glas Mineralwasser zu holen. Selbst um Mitternacht waren sonst normalerweise ein paar Leute da und versuchten, unmögliche Termine einzuhalten. Heute Nacht jedoch herrschte Totenstille.
Jack schaltete das Licht in seinem Büro ein und schloss die Tür. Dies war sein Königreich, wenn auch nur noch für einen Tag, und als Statussymbol seiner Teilhaberschaft war es beeindruckend. Die Möbel waren geschmackvoll und teuer, der Teppich und die Tapeten schlichtweg luxuriös. Sein Blick wanderte über die Diplome an der Wand. Einige davon hatte er sich hart erarbeitet, andere hatte er allein deshalb erhalten, weil er Anwalt war. Ihm fiel auf, dass der Papiersalat aufgeräumt worden war, zweifellos das Werk der gründlichen, manchmal geradezu peniblen Reinigungsmannschaft. Diese Leute waren an die Schlampigkeit der Anwälte ebenso gewöhnt, wie an den gelegentlichen Anblick von Büros, die einem Bombenkrater glichen.
Er setzte sich und lehnte sich im Stuhl zurück. Das weiche Leder war gemütlicher als sein Bett. Jack malte sich aus, wie Jennifer mit ihrem Vater sprach. Ransome Baldwin würde kochen angesichts der für ihn unverzeihlichen Beleidigung seines geliebten kleinen Mädchens. Morgen früh würde der Mann zum Telefon greifen und Jacks Karriere im Körperschaftsrecht beenden.
Nichts hätte Jack gleichgültiger sein können. Bedauerlich war nur, dass er es nicht schon früher herbeigeführt hatte. Er hoffte, man würde ihn wieder als Pflichtverteidiger beschäftigen. Dort war ohnehin sein Platz. Niemand konnte ihn davon abhalten, dorthin
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