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Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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die vermutlich mehr kosteten, als er sich überhaupt vorstellen konnte; die Holzschnitzereien; die allgegenwärtigen Metall-und Marmorskulpturen; die verfluchte Decke mit einer weiteren Legion mittelalterlicher Charaktere. Das war die Welt der Baldwins. So gefiel es ihnen. Erschöpft schloss Jack die Augen.
    Jennifer wischte sich das Haar aus der Stirn und betrachtete ihn mit besorgtem Blick. Einen Augenblick war sie unschlüssig, dann ging sie zu ihm, kniete sich neben ihn hin und berührte ihn an der Schulter. Der Geruch ihres parfümierten Körpers stieg Jack in die Nase. Sie sprach sanft, dicht an seinem Gesicht. Ihr Atem kitzelte sein Ohr.
    »Jack, ich habe dir doch schon gesagt, so etwas musst du dir nicht gefallen lassen. Und jetzt, da dieser lächerliche Mordfall aus der Welt ist, können wir unser gemeinsames Leben fortsetzen. Das Haus ist fast fertig; es ist wirklich prachtvoll. Außerdem müssen wir unsere Hochzeitspläne weiterspinnen. Schatz, alles wird jetzt wieder wie früher.« Sie berührte sein Gesicht und drehte es dem ihren zu. Mit ihrem betörendsten Schlafzimmerblick sah sie ihm in die Augen; dann küsste sie ihn lang und innig; ganz sanft löste sie die Lippen von den seinen. Rasch suchte sie seinen Blick, fand darin aber nicht, was sie erhofft hatte.
    »Du hast recht, Jenn. Der lächerliche Mordfall ist vorbei. Einem Mann, den ich respektiert und gemocht habe, hat man das Gehirn weggepustet. Der Fall ist abgeschlossen, das Leben geht weiter. Schließlich habe ich noch ein Vermögen anzuhäufen.«
    »Du weißt, wie ich das meine. Von Anfang an hättest du dich nie auf so etwas einlassen dürfen. Es war nicht dein Problem. Könntest du nur einmal klar sehen, du würdest erkennen, dass die ganze Sache deiner nicht würdig war, Jack.«
    »Und dir nur schwerlich in den Kram passte, was?«
    Unvermittelt stand Jack auf. Er wirkte unglaublich erschöpft.
    »Ich wünsche dir ein schönes Leben, Jenn. Ich würde ja sagen, wir sehen uns mal, aber das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.« Er wandte sich zum Gehen.
    Sie packte ihn am Ärmel. »Jack, kannst du mir bitte sagen, was ich denn so Schreckliches getan habe?«
    Einen Augenblick zögerte er, dann wandte er sich ihr zu.
    »Dass du überhaupt fragen musst. Herrgott!« Müde schüttelte er den Kopf. »Du hast dich in das Leben eines Menschen gemischt, Jenn, eines Menschen, den du noch nicht einmal kennst, und hast es zerstört. Und warum hast du es getan? Weil dir etwas ›ungelegen‹ kam, was er mir aufgehalst hat. Also hast du einfach mir nichts, dir nichts zehn Jahre seiner Karriere ausgelöscht. Mit einem einzigen Anruf. Ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, was das für ihn und seine Familie bedeutet. Er hätte sich erschießen, seine Frau ihn verlassen können. Dir war das egal. Vielleicht hast du überhaupt nicht daran gedacht. Alles läuft darauf hinaus, dass ich niemals jemanden lieben könnte, niemals mein Leben mit jemandem verbringen könnte, der so etwas fertigbringt. Wenn du das nicht begreifst, wenn du wirklich glaubst, du hättest nichts Falsches getan, dann ist das nur ein Grund mehr, warum wir uns jetzt gleich voneinander verabschieden sollten. Es ist wohl am besten, wenn wir die unvereinbaren Unterschiede vor der Hochzeit zur Kenntnis nehmen. Das spart allen Beteiligten eine Menge Zeit und Ärger.«
    Lächelnd drehte er den Türknauf. »All meine Bekannten würden mich jetzt wahrscheinlich für verrückt erklären und mir sagen, du seist die perfekte Frau: klug, reich, wunderschön; das alles bist du auch, Jenn. Sie würden sagen, wir hätten ein vollkommenes Leben vor uns. Wir hätten alles. Wie könnten wir nicht glücklich sein? Aber der springende Punkt ist, ich könnte dich nicht glücklich machen, weil für uns nicht dieselben Dinge von Bedeutung sind. Ich mache mir nichts aus Millionenumsätzen durch Geschäftstransaktionen; ich mache mir nichts aus Häusern der Größe von Mietblocks; ich mache mir nichts aus Autos, die ein durchschnittliches Jahresgehalt kosten. Ich mag dieses Haus nicht; ich mag deinen Lebensstil nicht; ich mag deine Freunde nicht. Und ich schätze, es läuft darauf hinaus, dass ich dich nicht mag. Vermutlich bin ich der einzige Mann auf Erden, der dir so etwas sagen könnte. Aber ich bin ein ziemlich einfacher Junge, Jenn, und ich würde dich niemals belügen. Sehen wir der Wahrheit doch ins Gesicht: In ein paar Tagen klopfen dutzendweise Kerle an deine Tür, die besser zu dir passen.

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