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Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Heute aber war Sheila völlig konsterniert. Sie starrte Jack an; Feuer blitzte in ihren blassblauen Augen auf und war dann wieder verschwunden. Sie wandte sich um, ging in ihre Kabine zurück und begann, die Schachteln zu füllen. Fassungslos starrte Jack sie an.
    »Sheila, was wird hier gespielt? Wo ist Barry?« Sie antwortete nicht. Statt dessen arbeitete sie schneller, bis sie die Sachen geradezu in die Schachteln schmiss. Jack ging zu ihr hinüber und schaute auf die zierliche Gestalt hinab.
    »Sheila? Was ist los? Sheila!« Er packte ihre Hand. Sie schlug nach ihm und war darüber so erschrocken, dass sie sich unwillkürlich hinsetzte. Schwer sank ihr Kopf auf den Schreibtisch, wo er liegen blieb. Leise begann sie zu schluchzen.
    Jack sah sich abermals um. War Barry etwa tot? Hatte es einen Unfall gegeben, von dem ihm niemand erzählt hatte? War die verdammte Firma wirklich so groß, so gefühllos? Würde er es erst aus einer Hausmitteilung erfahren? Er betrachtete seine Hände. Sie zitterten.
    Er ließ sich auf den Schreibtischrand nieder und berührte sanft Sheilas Schulter. Erfolglos versuchte er, sie zu beruhigen. Hilflos blickte Jack sich um, während das Schluchzen weiterging und immer heftiger wurde. Schließlich kamen zwei Sekretärinnen um die Ecke und führten Sheila schweigend weg. Beide warfen Jack einen Blick zu, den man nicht gerade freundlich nennen konnte.
    Was, zum Teufel, hatte er denn getan? Er schaute auf die Uhr. In zehn Minuten sollte er Lord treffen. Plötzlich war er sehr erpicht auf dieses Mittagessen. Lord wusste über alles Bescheid, was in der Firma vor sich ging, für gewöhnlich sogar im Voraus.
    Dann keimte in seinem Hinterkopf ein Gedanke auf, ein wahrhaft entsetzlicher Gedanke. Das Dinner im Weißen Haus und seine aufgebrachte Verlobte fielen ihm ein. Er hatte ihr gegenüber Barry Alvis Namen erwähnt. Aber sie hatte doch nicht ...?
    Jack sprintete den Flur geradezu hinunter, dass seine Rockschöße hinter ihm herflatterten.
    Fillmore’s stellte eines der Wahrzeichen Washingtons aus der neueren Epoche dar. Die Türen waren aus massivem Mahagoni und mit dickem, schwerem Metall verziert. Die Teppiche und Gardinen waren handgewebt und überaus teuer. Jeder Tisch war ein in sich geschlossener Bereich, in dem man auch während des Essens uneingeschränkt dem Geschäft frönen konnte. Telefon, Faxgerät und Kopierer standen zur Verfügung und wurden auch weidlich genutzt. Rund um die kunstvoll geschnitzten Tische standen weichgepolsterte Stühle, auf denen die Elite der Wirtschafts- und Politkreise Washingtons zu thronen pflegte. Die Preise bürgten dafür, dass die Klientel unter sich blieb.
    Zwar war das Restaurant gut besucht, dennoch gab es keine Hektik. Die Gäste waren nicht gewohnt, in irgendeiner Form bevormundet zu werden, und gaben selbst das Tempo vor. Manchmal reichte allein die Anwesenheit an einem bestimmten Tisch, eine hochgezogene Augenbraue, ein unterdrücktes Husten oder ein vielsagender Blick, um ihnen oder der Institution, die sie vertraten, gewaltige Einnahmen zu sichern. Geld und pure Macht wanderten beinahe sichtbar durch den Raum, kreuzten und entwirrten sich in einem verschlungenen Geflecht.
    Kellner in adretten Hemden und mit biederen Fliegen tauchten in unaufdringlichen Intervallen an den Tischen auf. Man verhätschelte die Gäste, bediente sie, hörte ihnen zu oder ließ sie allein, wenn die Umstände es erforderten. Und die Trinkgelder zeugten von der Zufriedenheit der Kundschaft.
    Fillmore’s war Sandy Lords bevorzugtes Restaurant zum Lunch. Über die Speisekarte hinweg durchsuchten seine tiefgründigen, grauen Augen den riesigen Saal nach möglichen Geschäften oder anderweitig Interessantem. Er bewegte seine massige Gestalt, die dennoch einer gewissen Anmut nicht entbehrte, und rückte sorgfältig ein paar graue Haarsträhnen zurecht. Ärgerlich war, dass vertraute Gesichter mit der Zeit ausblieben. Entweder raffte der Tod sie hinweg, oder aber sie zogen sich in den Süden aufs Altenteil zurück. Er seufzte und entfernte einen Staubneck von einem seiner gravierten Manschettenknöpfe. Lord hatte dieses Restaurant, vielleicht die ganze Stadt, gesäubert.
    Er drückte einen Knopf auf dem Mobiltelefon, um die Nachrichten auf dem Anrufbeantworter abzuhören. Walter Sullivan hatte sich nicht gemeldet. Wenn Sullivan sein Geschäft durchzog, würde dies bedeuten, dass Lord eines der früheren Ostblockländer als Klienten gewonnen hätte.
    Ein ganzes verdammtes

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