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Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Bereich der Vorsorgeaufwendungen. Er hat keinen einzigen Cent an Geschäften hereingebracht, und hätte es auch nie getan. Deshalb war er kein ›verdammt guter Anwalt‹.«
    »Sie wissen genau, was ich meine. Er war sehr wertvoll für die Firma. Man braucht auch jemanden, der die Drecksarbeit macht.«
    »Wir haben rund zweihundert Anwälte, von denen jeder fähig ist, die Drecksarbeit zu machen. Dagegen haben wir nur etwa ein Dutzend Leute, die neue Klienten ins Haus bringen. Das ist nicht unbedingt ein wünschenswertes Verhältnis. Eine Unmenge Soldaten, aber zu wenige Anführer. Sie betrachten Barry Alvis als wertvolle Unterstützung, wir sahen ihn als hoch bezahlte Verbindlichkeit. Er stellte genug Honorarnoten aus, um selbst reichlich zu verdienen. Aber damit machen wir, die Teilhaber, nicht das große Geld. Deshalb wurde die Entscheidung getroffen, die Zusammenarbeit zu beenden.«
    »Sie wollen mir also weismachen, dass es keinen kleinen Anstoß von Baldwin gegeben hat?«
    Lords Miene vermittelte echte Überraschung. Als Anwalt mit über fünfunddreißig Jahren Erfahrung, der den Leuten Rauch ins Gesicht blies, war er ein geübter Lügner. »Warum, um alles in der Welt, sollten sich die Baldwins für Barry Alvis interessieren?«
    Eine ganze Minute lang musterte Jack das füllige Gesicht eingehend, bevor er leise den Atem ausstieß. Er sah sich im Restaurant um und kam sich plötzlich ziemlich dumm vor. Hatte er sich grundlos aufgespielt? Aber wenn Lord nun log? Abermals betrachtete er den Mann, doch das Gesicht blieb unbewegt. Warum sollte er lügen? Jack fielen mehrere Gründe ein, doch keiner davon ergab einen Sinn. War es möglich, dass er sich irrte? Hatte er soeben vor dem mächtigsten Teilhaber der Firma einen kompletten Narren aus sich gemacht?
    Lords Stimme klang nun sanfter, beinahe tröstlich. »Barry Alvis’ Entlassung war Teil eines Konzepts zur Lichtung der toten Bäume in Gipfelnähe. Wir wollen mehr Rechtsanwälte, die sowohl die Arbeit erledigen als auch Geld hereinbringen können. Leute wie Sie. So einfach ist das. Barry war nicht der erste und nicht der letzte. Wir arbeiten schon lange daran, Jack. Tatsächlich haben wir schon damit begonnen, bevor Sie überhaupt zur Firma gestoßen sind.« Lord setzte ab und musterte Jack eindringlich. »Ist da irgendetwas, das Sie mir verheimlichen? Wir sind bald Partner, und vor seinen Partnern soll man keine Geheimnisse haben.«
    Innerlich kicherte Sandy. Die Liste von geheimen Geschäften, die er mit seinen Klienten getätigt hatte, war ziemlich lang.
    Jack war dicht daran, mit der Sprache herauszurücken, entschied sich aber dagegen.
    »Ich bin noch nicht Teilhaber, Sandy.«
    »Reine Formsache.«
    »Man soll den Dingen nicht vorgreifen.«
    Unbehaglich rutschte Lord auf dem Sessel hin und her und schwang die Zigarette wie einen Zauberstab. Also stimmten die Gerüchte vielleicht doch, wonach Jack vorhatte abzuspringen. Die Gerüchte waren der Grund dafür, warum Lord nun mit dem jungen Anwalt hier saß. Die beiden Männer musterten einander. Um Jacks Lippen spielte ein Lächeln. Jacks Vier-Millionen-Dollar-Etat war ein unwiderstehlicher Leckerbissen. Insbesondere weil dabei für Sandy Lord vierhundert Riesen heraussprangen. Nicht, dass er sie unbedingt gebraucht hätte, aber er war ihnen auch alles andere als abgeneigt. Er stand im Ruf, einem ziemlich kostspieligen Lebenswandel zu frönen. Und Anwälte traten nicht in den Ruhestand. Sie arbeiteten, bis sie tot umfielen. Die besten verdienten eine Menge Geld, aber verglichen mit Spitzenpolitikern, Rockstars und Schauspielern spielten sie einkommensmäßig immer noch in der zweiten Liga.
    »Ich dachte, Ihnen gefällt unser Laden.«
    »Sicher.«
    »Also?«
    »Also was?«
    Erneut schweifte Sandys Blick durch den Speisesaal. Er entdeckte eine weitere weibliche Bekannte. Sie trug ein gepflegtes, teures Kostüm, und Sandy hatte berechtigten Grund zu der Annahme, dass sie nichts darunter trug. Er trank seinen Gin Tonic aus und wandte sich wieder Jack zu. Langsam wurde Lord ärgerlich. Dieser dumme, grüne Mistkerl.
    »Sind Sie schon mal hier gewesen?«
    Jack schüttelte den Kopf. In der umfangreichen Speisekarte suchte er nach einem Burger mit Pommes frites, fand jedoch keinen. Dann wurde ihm die Speisekarte aus der Hand gerissen; Lord beugte sich zu ihm herüber und blies schweren, schalen Atem in Jacks Gesicht.
    »Nun, warum sehen Sie sich dann nicht um?«
    Lord hob einen Finger, und man brachte Whisky und

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