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Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Land! Wie viel konnte man einem Land für juristische Beratung in Rechnung stellen? Normalerweise eine ganze Menge. Das Problem war nur, dass die früheren Kommunisten kein Geld hatten, es sei denn, man meinte damit Rubel, Sloty und Kopeken oder was auch immer man dort als Zahlungsmittel benutzte. Ebenso gut konnte man sich damit den Hintern abwischen.
    Doch diese Tatsache bereitete Lord keinen Kummer. Die Ex-Kommunisten verfügten nämlich über Rohstoffe im Überfluss, und Sullivan geiferte danach, diese zu bekommen. Deshalb hatte Lord drei lausige Monate dort verbracht. Aber wenn Sullivan Erfolg hatte, war es das wert gewesen.
    Lord hatte gelernt, über jedermann Zweifel zu hegen. Doch wenn jemand das Geschäft an Land ziehen konnte, dann war es Walter Sullivan. Alles, was er anfasste, schien sich in Gold zu verwandeln. Und was dabei für seine Handlanger abfiel, war wirklich nicht zu verachten. Der Mann war fast achtzig Jahre alt und hatte noch keinen Deut zurückgesteckt. Er arbeitete fünfzehn Stunden am Tag und war mit einer knapp über Zwanzigjährigen verheiratet, die er in irgendeinem Autokino aufgegabelt hatte. Derzeit befand sich Sullivan auf Barbados, wohin er mit drei höchstrangigen Politikern geflogen war, um ihnen einen Eindruck zu vermitteln, wie man im Westen Geschäfte abwickelte und sich vergnügte. Sullivan würde anrufen. Und auf Sandys kurzer, aber ausgewählter Klientenliste würde ein weiterer Name aufscheinen – und was für einer.
    Lord wurde auf die junge Frau mit dem aufsehenerregend kurzen Rock und den hohen Stöckelschuhen aufmerksam, die durch den Speisesaal stolzierte.
    Sie lächelte zu ihm herüber. Mit leicht hochgezogenen Augenbrauen erwiderte er den Blick. Das war eine seiner Lieblingsgesten, weil sie so mehrdeutig war. Die Frau unterhielt die Kontakte zum Kongress für einen der großen Vereine aus der 16. Straße. Nicht dass ihn das besonders interessiert hätte. Sie war hervorragend im Bett; das interessierte ihn.
    Der Anblick rief zahlreiche angenehme Erinnerungen wach. Er musste sie in nächster Zeit anrufen. Rasch schrieb er eine diesbezügliche Anmerkung in sein elektronisches Notizbuch. Dann wandte er – wie auch die meisten der anwesenden Damen – die Aufmerksamkeit der großen, kantigen Gestalt von Jack Graham zu, der quer durch den Raum geradewegs auf ihn zumarschierte.
    Lord erhob sich und streckte die Hand aus. Jack ergriff sie nicht.
    »Sagen Sie, was ist mit Barry Alvis passiert?«
    Lord begegnete der Konfrontation mit einem seiner Unschuldsblicke und nahm wieder Platz.
    Ein Kellner steuerte auf den Tisch zu, zog sich aber nach einem kurzen Wink von Lord zurück. Lord musterte Jack, der nach wie vor stand.
    »Sie verlieren wohl keine Zeit, was? Raus aus dem Mund und direkt rein ins Gesicht. Manchmal ist das eine gute Strategie, aber nicht immer.«
    »Ich scherze nicht, Sandy, ich will wissen, was los ist. Barrys Büro ist leer geräumt, und seine Sekretärin schaut mich an, als hätte ich persönlich das Feuer auf ihn eröffnet. Ich will ein paar Antworten.« Jack wurde lauter und zog zunehmend Blicke auf sich.
    »Was auch immer Sie auf dem Herzen haben, ich bin sicher, wir können das ein wenig stilvoller besprechen. Warum nehmen Sie nicht Platz und fangen an, sich wie ein Teilhaber der besten verdammten Anwaltskanzlei der Stadt zu benehmen?«
    Ihre Blicke blieben noch ganze fünf Sekunden ineinander verhaftet, bevor Jack sich langsam setzte.
    »Was zu trinken?«
    »Bier.«
    Der Kellner kam an den Tisch und zog mit einer Bestellung über ein Bier und Sandys Gin Tonic wieder ab. Sandy zündete sich eine Raleigh an und blickte beiläufig aus dem Fenster, dann zurück zu Jack.
    »Sie wissen also schon über Barry Bescheid.«
    »Ich weiß nur, dass er nicht mehr da ist. Den Grund dafür will ich von Ihnen erfahren.«
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Er wurde mit heutigem Datum entlassen.«
    »Warum?«
    »Was hat das mit Ihnen zu tun?«
    »Barry und ich haben zusammengearbeitet.«
    »Aber Sie waren nicht miteinander befreundet.«
    »Wir hatten noch keine Gelegenheit, Freunde zu werden.«
    »Wieso, um Himmels willen, sollten Sie Freundschaft mit Barry Alvis schließen? Der Mann war ein ewiger Sozius, glauben Sie mir; von der Sorte habe ich schon reichlich kennengelernt.«
    »Er war ein verdammt guter Anwalt.«
    »Nein, technisch gesehen war er ein höchst kompetenter Sachbearbeiter für Körperschaftsrecht und Steuerangelegenheiten, mit Spezialkenntnissen im

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