Der Präsident
verstanden?«
Lord bedachte Kirksen mit einem weiteren, kurzen Blick, dann starrte er wieder aus dem Fenster. Sullivan hatte immer noch nicht angerufen. Das war nicht gut. Er fühlte, wie ihm das große Geschäft aus den Fingern glitt, so wie die Kinder um die Ecke verschwanden. Futsch.
»Danke, Sandy.«
»Ja.«
KAPITEL 9 Walter Sullivan starrte in das Gesicht oder was davon übrig war. Der bloßliegende Fuß trug das offizielle Namensschild des Leichenschauhauses. Während seine Begleiter draußen warteten, saß er schweigend allein bei ihr. Die Identifizierung war bereits formell erfolgt. Die Polizisten waren weggefahren, um ihre Berichte zu ergänzen, die Reporter, um ihre Stories vorzubereiten.
Doch Walter Sullivan, einer der mächtigsten Männer der Gegenwart, der aus nahezu allem, was er seit dem vierzehnten Lebensjahr anpackte, ein Vermögen machte, fühlte sich mit einem Mal aller Energie, jedweder Willenskraft beraubt.
Für die Presse waren Christy und er ein gefundenes Fressen gewesen, nachdem seine erste Frau nach siebenundvierzig Jahren Ehe gestorben war. Aber mit fast achtzig Jahren wollte er einfach etwas Junges und Lebendiges an seiner Seite haben. Nach so vielen Todesfällen wollte er mit jemandem Zusammensein, der ihn mit ziemlicher Sicherheit überleben würde. So viele seiner engen Freunde und nahen Verwandten waren in letzter Zeit verschieden; er hatte es einfach satt, ewig nur zu trauern. Alt zu werden war nicht einfach, nicht einmal für die Reichsten.
Doch Christy Sullivan hatte ihn nicht überlebt. Und das wollte er nicht ohne weiteres hinnehmen. Sie so im Gedächtnis zu bewahren, wie er sie gekannt hatte, das reichte nicht aus. Dazu blieb ihm zu wenig Zeit.
Es war gut, dass Walter Sullivan nicht wusste, was mit der Leiche seiner Frau geschehen würde, sobald er diesen Raum verließ. Der Beobachter hinter dem Einwegspiegel, der keinen Blick von ihm wandte, wusste es um so besser. Es war ein notwendiges Verfahren, doch eines, dass nicht im Mindesten geeignet war, die Familie des Opfers zu trösten.
Als erstes würde ein Techniker hereinkommen, um die verstorbene Mrs. Sullivan in den Autopsiesaal zu bringen, wo eine schier endlose Prozedur folgen sollte: das Wiegen und Messen des Leichnams. Das Fotografieren, zunächst angekleidet, dann nackt. Dann Röntgen, Abnahme der Fingerabdrücke. Eine komplette äußerliche Untersuchung der Leiche, um möglichst viele brauchbare Beweise und Anhaltspunkte zu gewinnen. Entnahme von Proben der Körperflüssigkeiten für die Toxikologie, wo man diese nach Alkohol und Drogen untersuchen und andere Tests damit durchführte. Ein Y-Schnitt, der die Leiche von Schulter zu Schulter, von der Brust zu den Genitalien öffnete – selbst für den abgebrühten Beobachter ein grauenvoller Anblick. Eine Analyse und Wiegung sämtlicher Organe. Eine Untersuchung der Genitalien auf Anzeichen für Geschlechtsverkehr oder Verletzungen. Die Einsendung jedweder Spur von Samen, Blut oder fremden Haaren zu einer DNA-Analyse.
Eine äußere Untersuchung des Schädels, die Aufzeichnung der Wundmuster. Danach ein Schädeldeckenschnitt mit einer Säge rund um den Kopf, damit man die Schädeldecke abnehmen und das Gehirn durch die obere Schädelpartie entfernen konnte. Die Sicherstellung der Kugel, die als Beweismittel markiert und der Ballistik bereitgestellt wurde.
Nach Abschluss dieses Verfahrens würde Walter Sullivan seine Frau zurückerhalten.
Die Toxikologie würde den Mageninhalt sowie Spuren von Fremdsubstanzen in Blut und Urin überprüfen.
Schließlich würde man einen Autopsiebericht erstellen, der Todesursache, Todeshergang, alle relevanten Erkenntnisse und die offizielle Stellungnahme des Gerichtsmediziners enthielt.
Zusammen mit sämtlichen Fotos, Röntgenaufnahmen, Fingerabdrücken, toxikologischen Berichten und anderen Informationen würde der Autopsiebericht dem zuständigen Ermittler zugeleitet werden.
Endlich erhob sich Walter Sullivan, bedeckte die sterblichen Reste seiner toten Frau und wandte sich um.
Hinter dem Einwegspiegel folgte der Blick des Beobachters dem gramgebeugten Mann, bis dieser verschwunden war. Dann setzte Seth Frank den Hut auf und verließ seinerseits schweigend den Raum.
Konferenzraum Nummer Eins, der größte der Firma, befand sich in bester Lage, gleich hinter dem Empfang. Hinter den dicken Schiebetüren wurde soeben eine Sitzung aller Teilhaber abgehalten.
Zwischen Sandy Lord und AI Bund saß Jack Graham. Zwar war er
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