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Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Offen gesagt, war die Wartezeit von zwölf Monaten eine reine Formsache, um zu sehen, ob wir zueinander passen. Danach werden Sie niemals Geldsorgen haben, auch nicht ohne das beträchtliche Vermögen Ihrer künftigen Gattin. Ihre Hauptbeschäftigung wird darin bestehen, Baldwin bei Laune zu halten, diese Geschäftsbeziehung auszubauen und jede weitere an Land zu ziehen, die Sie kriegen können. Sehen wir der Wahrheit doch ins Gesicht, Jack, die einzige Sicherheit eines Anwalts ist sein Klientenstamm. An der Uni bringt einem das keiner bei, obwohl es die wichtigste Lektion ist, die man zu lernen hat. Vergessen Sie das niemals, wirklich niemals. Dem gegenüber sollte sogar die Arbeit Nachrang haben. Es wird immer jemanden geben, der die Arbeit erledigen kann. Sie haben freie Hand, um Klienten zu werben. Niemand macht Ihnen Vorschriften, ausgenommen Baldwin. Die Arbeit, die wir für Baldwin erledigen, müssen Sie nicht überwachen, dafür haben wir andere. Alles in allem kein so schlechtes Leben.«
    Jack starrte auf seine Hände. Jennifers Gesicht erschien dort. So vollkommen. Er fühlte sich schuldig, da er angenommen hatte, sie hätte Alvis feuern lassen. Dann dachte er an die endlosen Stunden als Pflichtverteidiger. Schließlich wanderten die Gedanken zu Kate, wo sie unvermittelt zum Stillstand kamen. Was konnte er sich in dieser Richtung erhoffen? Die Antwort lautete: gar nichts. Er blickte wieder auf.
    »Eine dumme Frage: Kann ich weiterhin als Anwalt tätig bleiben?«
    »Wenn Sie wollen.« Lord musterte ihn eindringlich. »Darf ich das nun als ›Ja‹ auffassen?«
    Jack las in der Speisekarte. »Der Krabbencocktail hört sich verlockend an.«
    Breit lächelnd blies Sandy Rauch an die Decke. »Ich liebe ihn, Jack. Verdammt noch mal, ich liebe ihn.«
    Zwei Stunden später stand Sandy Lord in seinem riesigen Büro und starrte auf den regen Verkehr hinunter, während er sich per Konferenzschaltung durch eine telefonische Besprechung quälte.
    Dan Kirksen kam zur Tür herein. Die konservative Fliege und das gestärkte Hemd verhüllten den schlanken Körper eines regelmäßigen Joggers. Er hatte uneingeschränkte Kontrolle über jeden hier, ausgenommen Sandy Lord. Und nun wahrscheinlich Jack Graham.
    Lord bedachte ihn mit einem gleichgültigen Blick. Kirksen nahm Platz und wartete geduldig, bis sich die Teilnehmer der Konferenzschaltung voneinander verabschiedet hatten. Lord schaltete den Lautsprecher aus und ließ sich auf dem mächtigen Ruhesessel nieder. An die Decke starrend, zündete er sich eine Zigarette an. Der Gesundheitsfanatiker Kirksen wich vom Schreibtisch zurück.
    »Was gibt’s?« Endlich blickte Lord in Kirksens schmales, bartloses Gesicht. Der Mann brachte beständig Geschäfte im Wert von knapp unter sechshunderttausend Dollar pro Jahr, was ihm bei PS&L eine langfristige und ungefährdete Position sicherte. Für Lord jedoch waren solche Summen Hühnerdreck, und er gab sich keine Mühe zu verbergen, dass er den geschäftsführenden Teilhaber der Firma nicht ausstehen konnte.
    »Wir haben uns gefragt, wie das Mittagessen verlaufen ist.«
    »Kleine Fische, Danny. Ich habe keine Zeit für kleine Fische. Das ist was für Sie.«
    »Wir hatten eben beunruhigende Gerüchte gehört, und dann musste auch noch Alvis gekündigt werden, nachdem Ms. Baldwin anrief.«
    Lord machte eine verächtliche Handbewegung. »Darum habe ich mich schon gekümmert. Es gefällt ihm hier, er bleibt. Und ich habe zwei Stunden verplempert.«
    »Bei dem Betrag, der auf dem Spiel stand, Sandy, dachten wir alle, es wäre besser und würde ihn am ehesten beeindrucken, wenn Sie –«
    »Ja. Ich weiß, um welche Beträge es geht, Kirksen. Besser als Sie. Okay? Jacky-Boy bleibt an Bord. Mit ein bisschen Glück verdoppelt er bis in zehn Jahren seinen Ertrag, und wir alle können uns früh zur Ruhe setzen.« Lord fixierte Kirksen, der unter dem Blick des massigen Mannes immer kleiner zu werden schien. »Der Bursche hat mehr auf dem Kasten als alle anderen, die ich hier kenne.«
    Kirksen zuckte zusammen.
    »Um ehrlich zu sein, ich mag den Jungen.« Lord schaute wieder aus dem Fenster und beobachtete, wie eine mit Schnüren aneinandergekettete Vorschulklasse zehn Stockwerke tiefer die Straße überquerte.
    »Dann kann ich dem Vorstand einen positiven Bericht erstatten?«
    »Sie können berichten, was Sie wollen. Merken Sie sich nur eines: Belästigen Sie mich nie wieder mit solchen Dingen, es sei denn, es ist wirklich ungemein wichtig,

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