Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
durchgestanden. Und oft hast du mir durch mächtig schwere Zeiten geholfen.«
    »Deine Freundschaft war mir immer sehr wichtig, Alan. Ich werde dir das hier nicht vergessen.«
    Richmond legte dem alten Mann einen Arm um die Schultern. Im Hintergrund hingen Mikrofone von langen Stangen. Wie Köder an riesigen Angelruten umgaben sie die beiden Männer, trotz der vereinten Bemühungen der jeweiligen Gefolgschaften.
    »Walter, ich werde mich in die Ermittlungen einschalten. Gewiss wird manch einer sagen, das gehöre nicht zu meinen Aufgaben, und ich darf mir in meiner Position keine persönliche Beteiligung erlauben. Aber verflucht noch mal, Walter, du bist mein Freund, und ich werde nicht einfach zusehen. Wer immer es getan hat, wird dafür bezahlen.«
    Abermals umarmten sich die beiden Männer, während die Fotografen ein Blitzlichtgewitter entflammten. Die sechs Meter lange Antenne, die aus einer Flotte von Sendewagen ragte, übertrug den bewegenden Augenblick pflichtbewusst in alle Welt. Ein weiteres Beispiel, das verdeutlichte, dass Präsident Alan Richmond mehr als nur ein Präsident war. Die Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit des Weißen Hauses rieb sich bei dem Gedanken an die ersten Meinungsumfragen zur Vorwahl freudig erregt die Hände.
    Der Fernseher wechselte von MTV auf Grand Ole Opry, auf einen Zeichentricksender, auf QVC, auf CNN, dann auf Pro Wrestling, dann zurück auf CNN. Der Mann richtete sich im Bett auf und drückte die Zigarette aus. Er legte die Fernbedienung beiseite. Der Präsident gab eine Pressekonferenz. Seine Miene war ernst und angemessen entsetzt über den abscheulichen Mord an Christine Sullivan, der Frau des Milliardärs Walter Sullivan, eines der besten Freunde des Präsidenten. Außerdem empörte er sich über den Symbolwert des tragischen Ereignisses, was die zunehmende Gewalt im Land betraf. Niemand fragte danach, ob der Präsident denselben Aufwand betrieben hätte, wäre das Opfer eine arme Schwarze, Latino oder Asiatin gewesen, die mit aufgeschlitzter Kehle in irgendeiner Seitengasse im Südosten von Washington gefunden wurde. Der Präsident sprach mit fester, klarer Stimme und brachte die richtige Nuance Zorn und Härte ein. Die Gewalt musste ein Ende haben. Die Menschen mussten sich wieder sicher in ihren Häusern oder, in diesem besonderen Fall, Villen fühlen können. Es war ein eindrucksvolles Schauspiel.
    Die Reporter bissen bereitwillig an und stellten die richtigen Fragen.
    Auch Stabschefin Gloria Russell war zu sehen. Sie trug schwarz und nickte zustimmend, wenn der Präsident die Schlüsselworte seiner Strategie zu Verbrechen und Bestrafung nannte. Die Stimmen der Polizisten und Rentner hatte er damit in der Tasche. Vierzig Millionen Wähler, das war den kleinen Aufwand wert.
    Russell wäre nicht ganz so glücklich gewesen, hätte sie gewusst, wer sie in diesem Augenblick beobachtete, wessen Augen sich in ihr Gesicht und das des Präsidenten bohrten, während die Erinnerung an jene Nacht, die ständig unter der Schwelle des Bewusstsein schwelte, wieder aufflammte wie ein Waldbrand, der seine zerstörerische Hitze in alle Richtungen trieb.
    Der Flug nach Barbados war ereignislos verlaufen. Der Airbus war ein riesiges Luftschiff, dessen gewaltige Triebwerke das Flugzeug mühelos von der Startbahn in San Juan, Puerto Rico, abhoben und in wenigen Minuten auf die Reisehöhe von elftausend Meter trugen. Der Flieger war voll, denn San Juan diente als Verkehrsknotenpunkt für Touristen, die unterwegs zu einer der zahlreichen Inseln des karibischen Ferienparadieses waren. Reisende aus Oregon und New York sowie allen möglichen Orten dazwischen blickten hinaus auf die dunklen Wolkenbänke, als das Flugzeug nach links schwenkte und die Ausläufer eines Tropensturmes der Vorsaison hinter sich ließ, der nie die Gewalt eines Hurrikans erreichte.
    Über eine metallene Treppe verließen die Passagiere das Flugzeug. Ein für amerikanische Begriffe winziger Wagen fuhr mit fünf von ihnen auf der falschen Straßenseite vom Flughafen nach Bridgetown, Hauptstadt der früheren britischen Kolonie. Die lange Kolonialzeit schlug sich noch deutlich in Sprache, Kleidung und Gebaren der Insulaner nieder. Mit melodiöser Stimme berichtete der Fahrer von den zahlreichen Wundern der kleinen Insel und erklärte ihnen im Vorbeifahren die Piratenschifftour. Das Schiff mit der Totenkopfflagge stampfte in der immer noch aufgewühlten See. An Bord ließen sich käsige Touristen, deren Haut sich bereits

Weitere Kostenlose Bücher