Der Präsident
Dollar ausgegeben und mehrere tausend Meilen zurückgelegt hatte.
Gloria Russell kroch aus dem Bett und ging hinüber zum Schreibtisch, wo sie eine Packung Zigaretten hervorkramte.
»Die Dinger verkürzen dein Leben um zehn Jahre.« Collin rollte sich herum und betrachtete mit Genuss ihre nackten Verrenkungen.
»Das hat mein Job bereits getan.« Sie zündete sich eine Zigarette an, inhalierte einige Sekunden lang tief, blies den Rauch wieder aus und kletterte zurück ins Bett. Mit dem Rücken schmiegte sie sich an Collin und lächelte befriedigt, als er sie in seine langen, muskulösen Arme nahm.
»Die Pressekonferenz ist ganz gut gelaufen, findest du nicht auch?« Sie spürte, wie er nachdachte. So einfach war er zu durchschauen. Ohne die dunkle Brille waren das vermutlich alle Agenten.
»Solange niemand rausfindet, was wirklich passiert ist.«
Sie drehte sich ihm zu, fuhr mit dem Finger über seinen Nacken und beschrieb ein V auf seiner Brust. Richmonds Brust war behaart, und einige der Büschel waren bereits ergraut und an den Enden gewellt. Collins war glatt wie ein Babypopo, doch sie konnte die harte Muskelmasse unter der Haut fühlen. Es hätte ihn nicht mehr als eine beiläufige Bewegung gekostet, Russells Genick zu brechen. Flüchtig überlegte sie, wie sich das anfühlen musste.
»Du weißt, dass wir ein Problem haben.«
Fast hätte Collin laut aufgelacht. »O ja, irgendwo da draußen läuft ein Typ rum, der ein Messer mit den Fingerabdrücken und dem Blut des Präsidenten und der toten Frau hat. Ich würde sagen, das kann man als Problem bezeichnen.«
»Was meinst du, warum meldet er sich nicht?«
Collin zuckte die Schultern. Er an der Stelle des Kerls hätte sich aus dem Staub gemacht. Hätte die Beute geschnappt und wäre verschwunden. Millionen Dollar. So treu ergeben Collin auch sein mochte, mit dermaßen viel Geld ließ sich schon einiges anfangen. Auch er wäre untergetaucht. Eine Zeit lang. Er betrachtete sie. Hätte er so viel Geld, ließe sie sich dann wohl dazu herab, mit ihm zusammenzuleben? Dann dachte er wieder über das eigentliche Thema nach. Vielleicht war der Mann ein Parteigänger des Präsidenten; vielleicht hatte er für ihn gestimmt. Wie auch immer, warum sollte er sich auf den ganzen Ärger einlassen?
»Wahrscheinlich hat er Angst«, antwortete er schließlich.
»Es gibt aber auch Möglichkeiten, anonym dabei zu bleiben.«
»Vielleicht ist der Bursche nicht so ausgebufft. Oder er sieht keinen Nutzen darin. Möglicherweise ist es ihm auch scheißegal. Du kannst es dir aussuchen. Wenn er die Absicht hätte, sich zu melden, hätte er es wahrscheinlich längst getan. Macht er’s trotzdem, werden wir es wohl bald merken.«
Russell richtete sich im Bett auf.
»Tim, ich mache mir deshalb wirklich Sorgen.« Die Furcht in ihrer Stimme veranlasste ihn, sich ebenfalls aufzusetzen. »Es war meine Entscheidung, das Messer nicht anzurühren. Wenn der Präsident das herausfindet ...« Sie sah ihn an. Aus ihren Augen las er die Botschaft, strich ihr übers Haar und berührte mit der Hand ihre Wange.
»Von mir erfährt er es nicht.«
Sie lächelte. »Das weiß ich, Tim, da bin ich ganz sicher. Aber was, wenn dieser Kerl irgendwie versucht, mit dem Präsidenten persönlich Kontakt aufzunehmen?«
Verdutzt blickte Collin sie an. »Warum sollte er?«
Russell rutschte an den Bettrand und ließ die Füße über den Boden baumeln. Zum ersten Mal fiel Collin das kleine, rötliche, runde Muttermal in ihrem Nacken auf, nur halb so groß wie ein Penny. Als nächstes bemerkte er, dass sie zitterte, obwohl es im Zimmer warm war.
»Warum sollte er, Gloria?« Collin rückte näher.
Sie sprach gegen die Schlafzimmerwand. »Hast du dir schon mal überlegt, dass dieses Messer jetzt einer der teuersten Gegenstände der Welt ist?« Sie drehte sich zu ihm um, zauste ihm das Haar und musste über den ratlosen Gesichtsausdruck lächeln. Langsam begriff er.
»Erpressung?«
Sie nickte.
»Du meinst, den Präsidenten?«
Die Stabschefin stand auf, warf einen leichten Morgenmantel über und goss sich aus der nahezu leeren Karaffe einen Drink ein.
»Als Präsident ist man nicht immun gegen Erpressungsversuche. Man hat sogar viel mehr zu verlieren ... oder zu gewinnen.«
Gedankenverloren rührte sie den Drink um, ließ sich auf dem Sofa nieder und nahm einen Schluck. Warm und wohltuend glitt die Flüssigkeit die Kehle hinunter. In letzter Zeit trank sie weit mehr als das übliche Maß. Zwar
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