Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
beeinträchtigte es in keiner Weise ihre Arbeit, dennoch musste sie Acht geben, gerade jetzt, in dieser kritischen Zeit. Doch sie beschloss, morgen damit zu beginnen. Heute Nacht, mit dem Gewicht einer möglichen politischen Katastrophe auf den Schultern und einem jungen, gut aussehenden Mann im Bett, würde sie trinken. Sie fühlte sich fünfzehn Jahre jünger. Mit jedem Augenblick, den sie mit ihm verbrachte, fühlte sie sich begehrenswerter. Das Hauptziel durfte sie nicht aus den Augen verlieren, doch wo stand geschrieben, dass sie den Weg dorthin nicht genießen konnte?
    »Was soll ich tun?« Collin sah sie an.
    Russell hatte auf die Frage gewartet. Ihr eigener junger, hübscher Secret-Service-Agent. Eine moderne Version des edlen Ritters, von dem sie als Mädchen immer geträumt hatte. Mit dem Glas in der einen Hand musterte sie ihn. Mit der anderen zog sie verführerisch langsam den Morgenmantel aus und ließ ihn zu Boden fallen. So viel Zeit musste sein, besonders für eine siebenunddreißigjährige Frau, die nie eine längerfristige Beziehung zu einem Mann unterhalten hatte. Für alles war genug Zeit. Der Alkohol spülte die Furcht, die lauernde Panik fort. Und gleichzeitig die Vorsicht, die sie im Übermaß nötig hatte. Doch nicht heute Nacht.
    »Es gibt da etwas, das du für mich tun könntest. Aber das hat Zeit bis morgen.« Sie lächelte, legte sich auf das Sofa und streckte die Hand aus. Gehorsam erhob er sich und kam zu ihr. Kurze Zeit später war nur noch das Stöhnen zweier Menschen und das beständige Quietschen der überlasteten Couch zu vernehmen.
    Einen halben Block von Russells Haus entfernt saß Agent Bill Burton mit einer Dose Cola Light zwischen den Beinen im unscheinbaren Chevy Bonneville seiner Frau. Gelegentlich schaute er zu dem Haus, das sein Partner um 22.14 Uhr betreten hatte. Dabei erhaschte er mitunter einen Blick auf die Stabschefin. Sie trug Kleidung, die darauf schließen ließ, dass es sich nicht um ein dienstliches Treffen handelte. Mit dem Teleobjektiv hatte er Fotos von zwei bestimmten Situationen geschossen. Russell hätte gemordet, um an die Bilder heranzukommen. Die Lichter im Haus hatten den Weg der beiden durch die Wohnung bis in den Osttrakt beschrieben. Vielsagend war der Raum verdunkelt worden.
    Burton betrachtete die ausgeschalteten Rücklichter des Wagens seines Partners. Der Junge machte einen großen Fehler; das hier konnte sowohl seine als auch Russells Karriere beenden. Das Ende jener Nacht kam Burton in den Sinn: Collin war ins Haus zurückgestürmt. Russell war kalkweiß gewesen. Weshalb? In all der Aufregung hatte Burton vergessen, danach zu fragen. Und dann waren sie durch Maisfelder hinter jemanden hergejagt, der nicht in dem Zimmer hätte sein dürfen, aber todsicher dort gewesen war.
    Collin war nicht grundlos zurück ins Haus gelaufen. Und Burton fand es an der Zeit, dass er den Grund erfuhr. Er hatte das dumpfe Gefühl, dass sich eine Verschwörung anbahnte. Man hatte ihn nicht eingeweiht; folglich nahm er an, dass er nicht unbedingt davon profitieren sollte. Keine Sekunde lang glaubte er, dass Russell ausschließlich daran interessiert war, was hinter dem Reißverschluss seines Partners verborgen hing. Das passte nicht zu ihr, in keiner Weise. Alles, was sie tat, diente einem bestimmten Zweck, einem wichtigen Zweck. Eine flotte Nummer mit einem jungen Burschen war nicht annähernd wichtig genug.
    Weitere zwei Stunden verstrichen. Burton blickte auf die Uhr, dann sah er Collin durch die Tür kommen, langsam den Gehsteig entlangschlendern und in sein Auto steigen. Als Collin losfuhr, duckte Burton sich tief in den Sitz. Leichte Schuldgefühle plagten ihn, weil er einen Kollegen beschattete. Er sah, wie der Blinker anging, als der Ford auf die Hauptstraße einbog.
    Burton schaute wieder zum Haus. Drinnen ging ein Licht an, vermutlich im Wohnzimmer. Es war spät, doch offenbar legte die Dame des Hauses gerade erst los. Im Weißen Haus rankten sich Legenden um ihr Durchhaltevermögen. Flüchtig überlegte Burton, ob sie im Bett ebenso ausdauernd sein mochte. Zwei Minuten später war die Straße verlassen. Das Licht im Haus blieb eingeschaltet.

KAPITEL 12 Das Flugzeug setzte auf und donnerte über den kurzen Asphaltstreifen, der die Hauptlandebahn des National Airport darstellte. Nur wenige hundert Meter entfernt von einem kleinen Seitenarm des Potomac, der an Wochenenden als Zugang zum Fluss für die Schwärme der Hobbykapitäne diente, beschrieb der

Weitere Kostenlose Bücher