Der Präsident
Fenster. »Mr. Sullivan, ich habe die letzten achtundvierzig Stunden damit verbracht, alles über das Projekt in Erfahrung zu bringen. Alle anderen Anwälte bearbeiten nur Teile davon. Ich glaube, außer Sandy weiß niemand in der Firma besser als ich, was Sie erreichen möchten.«
Langsam wandte sich Sullivan Jack zu. »Das sind ziemlich große Worte.«
»Nun, es handelt sich auch um ein ziemlich großes Projekt, Sir.«
»Sie wissen also, was ich erreichen möchte?«
»Ja, Sir.«
»Nun, warum klären Sie mich dann nicht darüber auf, was das Ihrer Meinung nach ist.« Sullivan nahm Platz, verschränkte die Arme und blickte erwartungsvoll zu Jack hoch.
Der verlor keine Zeit damit, zu schlucken oder Luft zu holen. »Die Ukraine verfügt über reiche Rohstoffvorkommen, über alles, was die Schwerindustrie auf der ganzen Welt verwendet und braucht. Die Frage ist nun: Wie bekommt man die Rohstoffe, angesichts der dortigen politischen Lage, zu den geringsten Kosten und mit dem kleinstmöglichen Risiko aus der Ukraine heraus?«
Sullivan streckte die Arme aus, setzte sich aufrecht hin und nippte an seinem Kaffee.
Jack fuhr fort. »Der Haken an der Sache ist folgender: Sie wollen, dass die Ukraine glaubt, Ihre Firma vergüte die Exporte durch Investitionen in die Zukunft der Ukraine. Das sind langfristige Geldanlagen, zu denen Sie sich – so nehme ich an – nicht verpflichten möchten.«
»Ich hatte mein ganzes Leben lang Angst vor diesen roten Hunden. An Perestroika und Glasnost glaube ich nicht mehr als an die Märchenfee. Ich betrachte es als meine patriotische Pflicht, den Kommunisten so viel wie möglich wegzunehmen. Damit sie nicht mehr über die Mittel verfügen, die Welt zu beherrschen, was sie, trotz dieser jüngsten Demokratieanwandlungen, auf lange Sicht planen.«
Jack erwiderte: »Genau, Sir. Wegnehmen ist das Schlüsselwort. Dem angeschlagenen Riesen so viel wie möglich wegnehmen, bevor er sich selbst zugrunde richtet ... oder angreift.« Jack machte eine Pause und studierte die Reaktion der beiden Männer. Lord starrte an die Decke, man konnte unmöglich etwas aus seinen Zügen ablesen.
Sullivan regte sich. »Fahren Sie fort. Sie kommen gerade zum interessanten Teil.«
»Der interessante Teil ist: Wie kann man es einrichten, dass Sullivan & Company bei dem Projekt nur geringe oder überhaupt keine Risiken erwachsen, trotzdem aber die größtmöglichen Vorteile? Sie können das Geschäft entweder vermitteln, oder aber selbst von der Ukraine kaufen und an internationale Konzerne weiterverkaufen. Einen kleinen Teil des Gewinns lassen Sie in der Ukraine.«
»Genauso ist es. Letztlich ist das Land leer geräumt, und ich habe mindestens zwei Milliarden Dollar Reingewinn in der Tasche.«
Jack warf einen Blick zu Lord, der mittlerweile aufrecht im Sessel saß und aufmerksam lauschte. Nun kam der Knaller. Erst gestern war Jack darauf gekommen.
»Aber warum soll man der Ukraine nicht das wegnehmen, was sie wirklich gefährlich macht?« Jack schwieg einen Augenblick. »Und gleichzeitig den Reingewinn verdreifachen.«
Sullivan starrte ihn an. »Wie?«
»IRBMs. Mittelstreckenraketen. Die Ukraine hat massenweise davon. Und da der 94er Atomwaffensperrvertrag in die Binsen gegangen ist, bereiten die Dinger dem Westen wieder ziemliches Kopfzerbrechen.«
»Was also schlagen Sie vor? Dass ich die Dinger kaufe? Was soll ich damit?«
Jack bemerkte, dass Lord sich nun sogar vorlehnte und setzte fort. »Sie kaufen sie zu einem Spottpreis, vielleicht für eine halbe Milliarde, indem Sie einen Teil der Einnahmen aus den Rohstoffverkäufen dafür heranziehen. Sie zahlen mit Dollars, mit denen die Ukraine ihrerseits andere wichtige Dinge auf dem Weltmarkt kaufen kann.«
»Wieso zu einem Spottpreis? Jedes Land in Nahost wird mitbieten.«
»Aber die Ukraine kann nicht an diese Länder verkaufen. Die G-7-Nationen würden es niemals zulassen. Widersetzt sich die Ukraine, wird sie von der EU und anderen westlichen Wirtschaftsmächten boykottiert. Und wenn das geschieht, krepiert die Ukraine.«
»Ich kaufe die Raketen also. Und wem verkaufe ich sie dann?«
Jack konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. »An uns. An die Vereinigten Staaten. Sechs Milliarden Dollar sind nur eine vorsichtige Schätzung des Wertes. Zum Teufel, das waffentaugliche Plutonium in den Dingern ist unbezahlbar. Wahrscheinlich würden sogar die übrigen G-7er ein paar Milliarden beisteuern. Nur Ihre Beziehung zu Kiew macht das ganze Projekt
Weitere Kostenlose Bücher