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Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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sollen aufhören zu tuscheln und statt dessen lieber ordentlich ihre Arbeit machen.«
    Ernst lächelte übers ganze Gesicht, als er Mellbergs barsche Stimme vernahm. Der Chef saß wieder im Sattel.
     
    Wenn er irgendwelche Zweifel an der Richtigkeit von Annikas Behauptung gehabt hatte, dann wurden sie sofort beseitigt, als er daheim durch die Tür trat. Erica warf sich ihm förmlich in die Arme, und er sah, daß die Müdigkeit ihre Züge wie mit einem Schleier überzog. Wieder einmal plagte ihn das schlechte Gewissen. Er hätte hellhöriger sein, sich mehr auf Ericas Gemütszustand einstellen müssen. Hingegen hatte er sich noch mehr als üblich in seine Arbeit vergraben und Erica ohne vernünftige Beschäftigung zwischen den Wänden des Hauses herumlaufen lassen.
    »Wo sind sie?« flüsterte er.
    »Draußen im Garten«, flüsterte Erica zurück. »O Patrik, ich halte es nicht aus, wenn diese Leute auch nur noch einen Tag länger bleiben. Sie haben vom frühen Morgen an auf ihrem Hintern gehockt und erwartet, daß ich sie bediene. Ich verkrafte das nicht mehr.«
    Sie sackte in seinen Armen zusammen, und er strich ihr über den Kopf. »Mach dir keine Sorgen, ich kümmere mich darum. Es tut mir leid, ich hätte in der letzten Woche nicht so viel arbeiten dürfen.«
    »Du hast mich schließlich gefragt, und ich habe es abgelehnt, daß du freinimmst. Außerdem hattest du keine andere Wahl«, murmelte Erica an seiner Brust.
    Trotz seines schlechten Gewissens war er geneigt, ihr recht zu geben. Wie hätte er anders handeln können, wenn ein Mädchen verschwunden war, vielleicht irgendwo gefangengehalten wurde. Aber gleichzeitig mußte er doch Erica und ihre Gesundheit sowie die des Kindes an die erste Stelle setzen.
    »Ich bin ja nicht allein im Revier. Schließlich kann ich auch einiges delegieren. Aber jetzt haben wir erst ein akuteres Problem zu lösen.«
    Er machte sich aus Ericas Armen frei, holte tief Luft und ging in den Garten.
    »Hallo ihr. Habt ihr’s schön gehabt?«
    Jörgen und Madde drehten ihm ihre neonfarbenen Nasen zu und nickten fröhlich. Kein Wunder, daß ihr es schön gehabt habt, dachte Patrik, wo man euch den ganzen Tag bedient hat, als sei das hier ein verdammtes Hotel.
    »Hört mal, ich habe euer Dilemma gelöst. Habe ein bißchen herumtelefoniert. Es gibt freie Zimmer in Stora hotellet, weil ja so viele Leute Fjällbacka verlassen haben, aber da eure Reisekasse anscheinend etwas knapp bemessen ist, kommt das wohl nicht in Frage?«
    Jörgen und Madde, die einen Augenblick etwas beunruhigt gewirkt hatten, schüttelten eifrig den Kopf. Nein, das kam nicht in Frage.
    »Aber«, fuhr Patrik fort und sah zu seiner Befriedigung, wie sie bekümmert die Stirn runzelten, »ich habe auch in der Jugendherberge in Valö angerufen, und stellt euch vor - dort gibt es ebenfalls freie Plätze! Schön, nicht? Billig, sauber und gut. Kann ja wohl nicht besser sein!«
    Er klatschte vor übertriebener Begeisterung in die Hände und kam den Einwänden zuvor, die den Gästen auf den Lippen lagen. »Es ist also das beste, wenn ihr gleich mit dem Packen anfangt, schließlich geht das Schiff vom Ingrid-Bergman-Platz schon in einer Stunde.«
    Jörgen begann etwas zu sagen, aber Patrik hob abwehrend die Hände. »Nein, nein, ich will keinen Dank hören. Es war überhaupt keine Mühe. Erforderte bloß ein paar Anrufe.«
    Grinsend ging er in die Küche, wo Erica heimlich am Fenster gelauscht hatte. Sie zeigten sich die Daumen und mußten sich beherrschen, um nicht laut loszukichern.
    »Toll«, flüsterte Erica bewundernd. »Ich wußte nicht, daß ich mit einem Meister machiavellischen Formats zusammen lebe!«
    »Du weißt vieles nicht über mich, Liebling«, sagte er. »Ich bin ein sehr komplexer Mensch, verstehst du …«
    »Ach so, bist du das. Und ich fand immer, du wirkst ziemlich eingleisig«, lächelte sie spöttisch.
    »Ja, wenn da nicht diese große Kugel im Weg wäre, würde ich dir schon zeigen, wie eingleisig ich bin«, flirtete Patrik zurück, und er spürte, wie die Spannungen bei ihrem liebevollen Geplänkel allmählich nachließen.
    Er wurde wieder ernst. »Hast du noch was von Anna gehört?«
    Ericas Lächeln verschwand. »Nein, keinen Ton. Ich habe unten am Liegeplatz nachgesehen, aber sie waren schon weg.«
    »Glaubst du, sie ist nach Hause gefahren?«
    »Ich weiß nicht. Entweder das, oder sie segeln irgendwo weiter die Küste entlang. Aber soll ich dir mal was sagen, ich bin einfach nicht imstande, mich

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