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Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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erstaunt an, verwundert über dessen ungewöhnliche Sympathieäußerung. Irgend etwas Merkwürdiges war im Gange, soviel war klar. Aber es lohnte sich nicht, sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen. Sie hatten wichtigere Dinge zu bedenken.
    »Du hast zwar noch die ganze Woche Urlaub, aber könntest du dir vielleicht vorstellen, wieder herzukommen und bei der Sache mitzuhelfen? Ernst ist zu phantasielos und Martin zu unerfahren, um eine Ermittlung zu führen, also könnten wir deine Hilfe wirklich brauchen.«
    Die Anfrage schmeichelte Patriks Eitelkeit so sehr, daß er stehenden Fußes akzeptierte, ohne groß darüber nachzudenken. Zwar würde ihm daheim vermutlich der Kopf gewaschen, aber er tröstete sich damit, daß es ja nur eine Viertelstunde bis nach Hause war, falls Erica ihn dringend benötigte. Außerdem waren sie sich bei der Hitze leicht auf die Nerven gegangen, also war es vielleicht sogar gut, daß er aus dem Haus war.
    »Zunächst würde ich kontrollieren wollen, ob es Nachforschungen nach irgendeiner vermißten Frau gibt. Wir sollten die Suche deutlich ausweiten, zum Beispiel von Strömstad bis nach Göteborg runter. Ich werde Martin und Ernst bitten, die Sache zu verfolgen. Es klang so, als wären sie im Anmarsch.«
    »Das ist gut, wirklich gut. Das ist der richtige Geist, mach weiter so!«
    Mellberg erhob sich vom Kaffeetisch und klopfte Patrik heiter auf die Schulter. Patrik begriff, daß die Arbeit wie gewöhnlich an ihm hängenbleiben und Mellberg dann die Lorbeeren einheimsen würde, aber es brachte einfach nichts, sich noch weiter darüber aufzuregen.
    Seufzend stellte er seine und auch Mellbergs Kaffeetasse in den Geschirrspüler. Heute würde er keinen Sonnenschutzfaktor benötigen.
     
    »Raus mit euch, glaubt ihr, das hier ist eine verdammte Pension, wo ihr euch tagelang im Bett wälzen könnt?«
    Die Stimme durchschnitt die dicken Nebelschichten und hallte schmerzhaft am Stirnbein wider. Johan öffnete vorsichtig ein Auge, schloß es aber sofort wieder, als es vom blendenden Licht der Sommersonne getroffen wurde.
    »Scheiße …« Robert, sein ein Jahr älterer Bruder, drehte sich im Bett um und vergrub den Kopf unterm Kissen. Das wurde ihm brutal weggerissen, und er setzte sich brummend auf.
    »Daß man in diesem Haus nie ausschlafen kann.«
    »Ihr macht das hier schließlich jeden Tag, ihr Taugenichtse. Jetzt ist es schon fast zwölf. Wenn ihr euch nicht Nacht für Nacht rumtreiben und weiß der Himmel was machen würdet, dann müßtet ihr ja vielleicht nicht ewig im Bett liegen. Ich brauche einfach ein bißchen Hilfe bei allem. Ihr wohnt gratis und eßt gratis, erwachsene Kerle, die ihr seid, und da finde ich es nicht zuviel verlangt, daß ihr eurer armen Mutter ein bißchen zur Hand geht.«
    Solveig Hult hielt die Arme vor ihrem enormen Leib verschränkt. Sie war krankhaft fett und hatte die Blässe einer Person, die nie vor die Tür geht. Die Haare waren ungewaschen und hingen in dunklen Strähnen um ihr Gesicht.
    »Fast dreißig seid ihr jetzt und lebt noch immer von eurer Mutter. Wenn das keine echten Männer sind! Und wie könnt ihr es euch eigentlich leisten, jeden Abend einen draufzumachen, wenn ich mal fragen darf? Arbeiten tut ihr ja nicht, und einen Beitrag zum Haushaltsgeld bekomme ich auch nie zu sehen. Ich sage nur, wenn euer Vater jetzt hier gewesen wäre, dann gäbe es solche Faxen nicht! Habt ihr schon was vom Arbeitsamt gehört? Ihr solltet doch vorvorige Woche dorthin!«
    Jetzt war es Johan, der sein Gesicht unter dem Kissen verbarg. Auch er versuchte dem ständigen und immergleichen Gemecker zu entgehen, doch auch ihm wurde das Kissen weggerissen, und er mußte sich aufsetzen. In seinem benebelten Kopf dröhnte es, als spielte dort eine ganze Blaskapelle.
    »Das Frühstück habe ich schon lange weggeräumt. Jetzt müßt ihr euch selber was aus dem Kühlschrank holen.«
    Solveigs gewaltiger Hintern schaukelte aus dem kleinen Zimmer, das sich die Brüder noch immer teilten, und sie knallte die Tür hinter sich zu. Die Burschen wagten es nicht, sich noch einmal hinzulegen, sondern griffen nach einer Schachtel Zigaretten und zündeten sich jeder eine an. Auf Frühstück konnten sie verzichten, aber die Kippe brachte die Lebensgeister in Schwung und brannte schön in der Kehle.
    »Was für ein irrer Bruch gestern abend, stimmt’s?« Robert lachte und blies Ringe in die Luft. »Ich hab’ ja gesagt, daß die tolles Zeug zu Hause haben. Direktor in irgendeiner Stockholmer

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