Der Prediger von Fjällbacka
sagte er: »Hast du in letzter Zeit irgendwas Komisches an Mellberg bemerkt?«
»Außer daß er nicht jammert, nicht kritisiert, die ganze Zeit lächelt, jede Menge abgenommen hat und Sachen trägt, die man zumindest der Mode der neunziger Jahre zurechnen kann - nein, nichts.« Martin grinste.
»Irgendwas ist da faul. Nicht, daß ich mich beschweren will. Er mischt sich nicht in die Ermittlung ein, und heute habe ich so viel Lob von ihm bekommen, daß ich rot geworden bin. Aber irgendwas ist da .«
Patrik schüttelte den Kopf, um sich dann wieder dringenderen Fragen zu widmen.
Martin erzählte von dem ergebnislosen Besuch auf dem Campingplatz und daß er von Liese nichts Brauchbares mehr erfahren hatte. Als er berichtete, was Pia erzählt hatte, nämlich daß Tanja dort vorbeigekommen war, um Artikel über Mona und Siv übersetzt zu bekommen, erwachte Patriks Interesse.
»Ich wußte doch, daß es da einen Zusammenhang gab! Aber, verdammt, was kann es sein?« Er kratzte sich am Kopf.
»Was haben denn die Eltern gestern gesagt?«
Die beiden Fotos, die Patrik von Albert und Gun erhalten hatte, lagen auf dem Tisch, und er nahm sie auf und gab sie Martin. Er beschrieb das Treffen mit Monas Vater und Sivs Mutter und konnte seine Abneigung, was letztere anging, nicht verbergen.
»Es muß ja wohl doch eine Erleichterung gewesen sein, daß die Mädchen gefunden wurden. Jahraus und jahrein herumzulaufen und nicht zu wissen, wo sie sind, muß doch wirklich schrecklich sein. Die Ungewißheit ist das schlimmste, sagen diejenigen, die es wissen müssen.«
»Ja, aber nun wollen wir wirklich hoffen, von Pedersen die Bestätigung zu erhalten, daß das andere Skelett das von Siv Lantin ist, sonst sitzen wir in der Klemme.«
»Stimmt, aber ich wage fast zu behaupten, daß wir davon ausgehen können. Gibt es noch immer nichts über die Analyse der Erde, die sich an den Gerippen befunden hat?«
»Nein, leider. Und die Frage ist, wieviel uns das wohl bringt. Sie können ja überall vergraben gewesen sein, und selbst wenn wir erfahren, um welche Art Erde es sich handelt, ist das nicht anders, als würde man nach der Nadel im Heuhaufen suchen.«
»Die größte Hoffnung setze ich wohl auf die DANN. Wenn wir erst die richtige Person haben, wissen wir sofort Bescheid, nachdem wir die Möglichkeit hatten, ihre DANN zu analysieren und mit dem zu vergleichen, was uns vorliegt.«
»Ja, nur muß man dazu erst die richtige Person finden.«
Sie grübelten ein Weilchen schweigend darüber nach, bis Martin aufstand.
»Nein, so wird nichts aus der Sache. Am besten, man legt wieder los.«
Hinter ihm blieb ein sehr nachdenklicher Patrik an seinem Schreibtisch zurück.
Die Stimmung beim Abendessen war gedrückt. An sich nichts Ungewöhnliches, seit Linda eingezogen war, aber jetzt konnte man die Luft mit dem Messer schneiden. Ihr Bruder hatte nur so knapp wie möglich von Solveigs Besuch beim Vater erzählt, aber war nicht sonderlich erpicht darauf, das Thema weiter zu diskutieren. Für Linda kein Grund, sich hindern zu lassen.
»Also war es nicht Onkel Johannes, der diese Mädels ermordet hat. Papa muß sich jetzt wirklich beschissen fühlen, daß er den eigenen Bruder angezeigt hat, und dann stellt sich raus, daß der unschuldig ist.«
»Halt den Mund, rede nicht über Dinge, von denen du keine Ahnung hast.«
Alle um den Tisch zuckten zusammen. Es kam so gut wie nie vor, daß Jacob die Stimme erhob. Sogar Linda war einen Moment erschrocken, schluckte dann aber und fuhr unverdrossen fort: »Warum hat Papa eigentlich gedacht, daß es Onkel Johannes gewesen ist? Das hat mir nie jemand erzählt.«
Jacob zögerte einen Moment, aber begriff, daß es nicht möglich sein würde, sie von ihren Fragen abzubringen, also entschloß er sich, ihr entgegenzukommen. Wenigstens teilweise.
»Papa hat eins der Mädchen im Auto von Johannes gesehen, in der Nacht damals, als sie verschwand.«
»Warum war Papa mitten in der Nacht auf der Straße unterwegs?«
»Er war bei mir im Krankenhaus gewesen und hatte sich entschlossen, nach Hause zu fahren, statt dort zu übernachten.«
»Also mehr war es nicht? Das war der Grund, weshalb er bei der Polizei angerufen und Johannes angezeigt hat? Ich meine, es muß ja eine Menge anderer Erklärungen dafür geben, er hat sie vielleicht nur ein Stück mitgenommen oder so?«
»Vielleicht. Aber Johannes stritt ab, daß er das Mädchen an dem Abend überhaupt gesehen hatte, und sagte, er habe zu der Zeit zu Hause im
Weitere Kostenlose Bücher