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Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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Bett gelegen und geschlafen.«
    »Aber was hat Großvater gesagt? Wurde er nicht wütend, als Gabriel wegen Johannes bei der Polizei angerufen hatte?«
    Linda war total fasziniert. Sie war erst nach dem Verschwinden der Mädchen geboren worden und hatte nur bruchstückhaft von dem Geschehenen gehört. Keiner wollte darüber reden, was eigentlich passiert war, und das meiste von dem, was Jacob jetzt sagte, war ihr völlig neu.
    Jacob schnaufte verächtlich. »Ob Großvater wütend wurde? Ja, das kann man wohl sagen. Er lag außerdem gerade in der Klinik, um mir das Leben zu retten, also geriet er völlig in Rage über Papa, daß der so etwas hatte tun können.«
    Die Kinder hatten den Tisch verlassen dürfen. Andernfalls hätten ihre Augen jetzt gestrahlt, als erwähnt wurde, daß der Urgroßvater ihrem Papa das Leben gerettet hatte. Diese Geschichte hatten sie viele, viele Male gehört und konnten nie genug davon bekommen.
    Jacob fuhr fort: »Offenbar war er so erbost, daß er die Absicht hatte, das Testament erneut zu ändern und Johannes als einzigen Erben einzusetzen, aber er kam nicht mehr dazu, bevor Johannes starb. Wäre der nicht gestorben, würden vielleicht wir jetzt im Försterhäuschen wohnen und nicht Solveig mit den Jungs.«
    »Aber warum konnte Papa Johannes nicht leiden?«
    »Also, ich weiß es nicht genau. Papa war, was die Sache anging, nie sehr gesprächig, aber Großvater hat so einiges erzählt, das es vielleicht erklären kann. Großmutter ist bei Johannes’ Geburt gestorben, und dann sind die Kinder mit Großvater unterwegs gewesen, wenn er die Westküste hoch- und runtergefahren ist, um zu predigen und Gottesdienste abzuhalten. Großvater erzählte mir, daß er frühzeitig erkannt hatte, daß sowohl Johannes als auch Gabriel die Fähigkeit hatten zu heilen, also wurde jeder Gottesdienst damit beendet, daß sie Menschen aus dem Publikum geheilt haben, die von Krankheiten oder Behinderungen geplagt wurden.«
    »Hat Papa das gemacht? Menschen geheilt, meine ich? Kann er das jetzt noch?«
    Vor Verwunderung blieb Linda der Mund offenstehen. Die Tür zu einem ganz neuen Raum ihrer Familiengeschichte öffnete sich weit, und sie wagte kaum zu atmen vor Angst, daß Jacob sich wieder verschließen und es ablehnen würde, das, was er wußte, mitzuteilen. Sie hatte gehört, daß ihn und Großvater etwas ganz Besonderes verband, speziell nachdem sich herausgestellt hatte, daß sich Großvaters Knochenmark zur Transplantation für den leukämiekranken Jacob eignete, aber sie wußte nicht, daß Großvater soviel erzählt hatte. Zwar hatte sie gehört, daß Großvater im Volksmund »der Prediger« genannt wurde, und auch das Getuschel war ihr zu Ohren gekommen, daß Großvater sich das Vermögen auf irgendeine Weise erschwindelt hatte, aber die Geschichten über Ephraim waren für sie nie etwas anderes als übertriebene Legenden gewesen. Als Großvater starb, war sie ja auch noch so klein gewesen; für sie war er nur ein strenger älterer Mann auf den Familienfotos.
    »Nein, ich glaube kaum, daß er das kann.« Jacob lächelte ein wenig, als er sich seinen korrekten Vater in der Rolle des Heilers von Kranken und Gebrechlichen vorstellte. »Was Papa anbelangt, ist die Sache wohl überhaupt nicht passiert. Und wie Großvater sagte, ist es nicht ungewöhnlich, daß man die Fähigkeit verliert, wenn man in die Pubertät kommt. Man kann sie möglicherweise wiedererlangen, aber das ist nicht leicht. Ich glaube, daß weder Gabriel noch Johannes diese Fähigkeit besaßen, als sie über das Jungenalter hinauskamen. Der Grund, warum Papa Johannes verabscheute, war wohl, daß sie so verschieden waren. Johannes sah sehr gut aus, und mit seinem Charme gelang es ihm außerdem, daß sich jede x-beliebige für ihn hinlegte, aber wenn es um Verantwortung ging, war bei ihm nichts zu holen. Jeder Sohn hatte von Großvater schon zu dessen Lebzeiten eine große Summe Geld bekommen, aber es dauerte nur ein paar Jahre, bis Johannes seinen Teil verschleudert hatte. Das machte Großvater fuchsteufelswild, und er trug Gabriel als Haupterbe ins Testament ein, statt das Vermögen auf beide Söhne aufzuteilen. Aber wie gesagt, wenn Johannes etwas länger gelebt hätte, wäre die Sache noch einmal geändert worden.«
    »Aber da muß doch noch was anderes gewesen sein, Papa kann Johannes doch nicht so sehr gehaßt haben, nur weil er hübscher und charmanter gewesen ist als er? Deswegen zeigt man seinen Bruder doch nicht bei der Polizei

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