Der Preis der Ewigkeit
du.“
Mich überlief ein Schauer. Milos Lippen öffneten sich im Schlaf und er gab unglaublich niedliche Schmatzgeräusche von sich. „Alles, was ich will, ist, dass wir eine Familie sind. Eine richtige, lebendige Familie, alle zusammen, in Sicherheit vor all dem hier.“
„Und das werden wir sein“, versprach er. „Dafür werde ich sorgen.“
Ich lehnte mich an ihn und schlang den Arm um seine Taille, spürte das sachte Kitzeln seines Seidenhemds an der Innenseite meines Handgelenks. Wie lange würde es dauern, bis wir das nächste Mal auf diese Art Zeit miteinander verbringen könnten? „James und ich machen uns morgen auf die Suche nach Rhea.“
Henrys Finger in meinem Haar erstarrten, und einen Moment lang antwortete er nicht. „Was ist so wichtig, dass du dich derart in Gefahr bringen musst?“
„Immer noch dasselbe“, entgegnete ich. „Wenn wir es schaffen, dass sie auf unserer Seite kämpft, haben wir vielleicht eine Chance zu gewinnen.“
„Aber Kronos legt die Welt in Schutt und Asche. Wenn du den Olymp verlässt, wirst du nicht sicher sein.“
„Das spielt für mich keine Rolle mehr“, behauptete ich so entschlossen, wie ich konnte. „Davon abgesehen ist er immer noch mit Calliope auf dieser Insel gefangen. Er ist mächtig genug, Naturkatastrophen mit Millionenopfern auszulösen, aber Afrika ist nicht dicht genug an Griechenland, dass das zum Problem werden könnte.“
„Bist du dir da sicher?“
Ich zögerte. „Nein.“
Er wandte sich von Milo ab, um mich fest in den Arm zu nehmen, fast besitzergreifend, und barg das Gesicht in meinem Haar. „Bitte geh nicht. Rhea wird für niemanden kämpfen, erst recht nicht gegen ihren eigenen Ehemann. Es ist das Risiko nicht wert.“
„Ich muss es versuchen. Das weißt du.“
„Selbst wenn du dabei ums Leben kommst?“
Ich schluckte. „Ich hab nicht vor, es so weit kommen zu lassen, aber – ja. Selbst wenn ich dabei ums Leben komme.“
Seine Miene verdüsterte sich. „Also gut“, murmelte er. „Aber denk daran, was das letzte Mal geschehen ist, als du die Sicherheit des Rats verlassen hast.“
Ich runzelte die Stirn. Hielt er das wirklich für nötig? „Schon kapiert. Es könnte was Schlimmes passieren, wenn ich den Olymp verlasse. Kronos könnte mich gefangen nehmen, Calliope könnte mich umbringen – aber ich kann nicht einfach dastehen und zusehen, wie Millionen von Menschen meinetwegen sterben, in Ordnung?“
„Die Menschheit ist nichts im Vergleich zu dir.“ Er legte mir die Hand an die Wange und ich trat einen Schritt zurück.
„Selbst wenn das wahr wäre – und du weißt, dass es das nicht ist –, Milo hat ein glückliches Leben verdient, und das bedeutet auch, dass wir dafür sorgen müssen, dass es überhaupt noch eine Welt gibt, in der er leben kann. Ich muss das tun, Henry. Tut mir leid. Ich liebe dich und Milo mehr als alles andere, und wenn ich eine Wahl hätte …“
„Aber das hast du“, unterbrach er mich. „Du hast jede Wahl, die du dir zugestehst.“
Ich stieß einen verächtlichen Laut aus. „Meinetwegen. Ich hab meine Wahl getroffen. Ich werde kämpfen.“
„Das solltest du überhaupt nicht erst in Erwägung ziehen“, widersprach er. „Du bist zu zerbrechlich, zu …“
„Zu was? Zu jung? Zu unerfahren? Ich muss nicht Jahrmillionen alt sein, um etwas wert zu sein, und ich ziehe das durch, ob’s dir gefällt oder nicht.“ Wütend starrte ich ihn an, doch er wandte den Blick ab. Mehrere Sekunden verstrichen, und schließlich fügte ich in sanfterem Ton hinzu: „Ich verstehe, warum du nicht kämpfen willst, Henry. Wirklich. Aber das war, bevor all das hier geschehen ist. Das war vor Milos Geburt. Wenn du schon nicht für mich kämpfen willst, tust du es wenigstens für ihn?“
Einen langen Moment blieb Henry still und nicht einmal das regelmäßige Heben und Senken von Milos Brust konnte mich trösten. Es war einfach unfassbar. Halb tot oder nicht, Henry war so stur wie eh und je. Nachdem er schon so lange für das Baby sorgte, verstand er Milo mittlerweile besser als ich, und das war der Teil, den ich nicht begriff. Wie konnte jemand in dieses Gesicht sehen und nicht bereit sein, die Welt in Stücke zu reißen, um ihn zurückzubekommen? Wie konnte Henry nicht das tiefe Bedürfnis verspüren, seinen Sohn zu beschützen und ihm die Zukunft zu schenken, die er verdiente?
„Lass uns darüber reden, wenn ihr Kontakt mit Rhea aufgenommen habt“, meinte er schließlich. „Ich verspreche
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